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Geschrieben von Lilian88 am 04.09.2019, 12:09 Uhr

Trotzphase endet nicht

Hallo, meine jüngere Tochter ist gerade in die 2. Klasse gekommen. Sie war im Gegensatz zu meiner älteren Tochter immer schon ein rechter Widerborst. Seltsamerweise ist sie das nicht in der Schule. Das wundert mich sehr. Zuhause oder im engeren Umfeld aber dafür umso mehr - und das nicht zu knapp. Und das oft ohne ersichtlichen Grund, quasi aus heiterem Himmel platzt dann die Bombe. Was andere Kinder zwischen zwei und vier Jahren haben, hat sie immer noch - und ich frage mich gerade, ob das jemals endet. Ich liebe meine Tochter und finde sie toll. Sie hat viel Energie, Stolz und Selbstbewusstsein,aber ich würde mir dennoch oft wünschen, dass sie sich etwas angepasster verhält. Bei ihr schnappt oft was ein, dann ist sie gegen etwas - und dann ist nichts mehr zu machen. Dann haut, kratzt und beißt sie mich und ihre größere Schwester (!) und schreibt herum. Sie ist dann sehr aggressiv. Das hatte meine Große wie gesagt als sie zwei Jahre alt war für eine kurze Zeit und auch nicht so ausgeprägt. Ich dachte, dass die Trotzphase vorbei geht, wenn ich mich als Mutter nur konsequent genug verhalte. Und ich bin eine recht konsequente Mutter. Die Trotz-Attacken wurden und werden aber nicht besser (wenn, dann nur in sehr geringem Maße). Es ist nicht so, dass ich sehr darunter leide, weil ich sie ja nur so kenne. Ich bin es also schon gewohnt. Unangenehm wird es nur immer, wenn Freundinnen, meine Schwestern oder andere Verwandte da sind, das nicht verstehen, wie sich meine Tochter aufführt, und dann anfangen, meine Tochter erziehen zu wollen (die dagegen absolut resistent ist). Sprüche wie: „Da muss Du auch mal konsequent und strenger sein“ oder „dem Kind würd´ich mal eine auf den Po geben“ machen die Situation nicht einfacher. Ich bin der Meinung, dass Gewalt niemals die Lösung sein kann. Was ich mache: Auch in Momenten extremer Emotion und Provokation versuche ich, ruhig zu bleiben und ihr Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Ich rede ruhig mit ihr und wenn es ganz schlimm wird, kommt sie auf die Kellertreppe, damit sie aus der Situation raus ist. Sie ist dann auch irgendwann ein Elend und will dann von mir getröstet werden. Dennoch merke ich, dass ich damit das Probleme langfristig nicht in den Griff bekomme. Ich versuche auch, sachlich über die Situation mit ihr zu reden reden. Ich frage sie, ob sie sagen kann, was los war und wie man solche Situationen in Zukunft verhindern kann. Das schafft sie aber nicht. Was kann ich sonst noch tun? Hat jemand von Euch auch son einen Trotzkopf zu Hause?

 
6 Antworten:

Re: Trotzphase endet nicht

Antwort von Baerchie90 am 04.09.2019, 13:49 Uhr

Das könnte mein Sohn (6) sein. :-)
Zuhause ist er oft "schwierig", wobei das auch mit jedem Jahr etwas besser wird, während er außer Haus teils sehr angepasst ist. Gerade im Kindergarten ist er schon "auffallend angepasst", er gibt sich so eine Wahnsinns Mühe da nicht aus dem Raster zu fallen und kompensiert da so viel, wenn ich ihn dann abhole ist er einfach kaputt.
Jede weitere Anstrengung und sei es ein lapidares "stell deine Schuhe bitte an die Seite" überfordert ihn dann schlichtweg.
Ich habe mich da inzwischen drauf eingestellt, heißt nach dem Kindergarten ist erstmal Pause angesagt und ich erwarte dann auch erstmal nichts mehr von ihm. Meistens verzieht sich Sohnemann direkt in sein Zimmer und taucht dann für einige Stunden nicht mehr auf. Gegen Abend ist er dann auch wieder "empfänglicher" und nicht mehr so ein "Pulverfass", welches einem jederzeit um die Ohren fliegen könnte.

Wir sind seit seinem fünften Geburtstag in ärztlicher Behandlung, wegen dieser Wutanfälle (und noch ein paar anderen Baustellen). Mein Sohn hat (unter anderem) eine Regulationsstörung und bekommt seit einem Jahr Ergotherapie. Seit einigen Monaten kann er sich (endlich!!!) zurück ziehen, wenn es ihm zu viel wurde, vorher flippte er regelmäßig aus, um den Stress irgendwie loszuwerden.

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Gefühle benennen üben - half bei uns sehr gut!

Antwort von Bonnie am 04.09.2019, 16:10 Uhr

Es ist oft einfach eine Typfrage, wenn Kinder ihre Impulse (Wut, Trotz, Eifersucht etc.) nicht gut kontrollieren können. Ich glaube, Du wirst Dich auch weiterhin machmal durchlavieren müssen zwischen Verständnis und Konsequenz, so wie auch jetzt schon. Trotzdem kannst Du Deiner Tochter aber auch helfen - indem Du ihren Gefühlen Namen gibst. Was sie aussprechen kann, muss sie nicht mehr so sehr ausagieren. Das half übrigens auch bei meinen eigenen Kindern sehr gut.

Spiegele ihr also ihre Gefühle - am besten schon bei der Entstehung - und benenne sie: „Ich sehe, du wirst gerade total sauer. Ist es, weil...?“ Oder: „Ich glaube, du bist wütend. Das verstehe ich. Was könnten wir da machen? Hast du eine Idee?“ Oder: „Du bist ungeduldig. Es ist auch wirklich nicht leicht zu warten. Was könntest du in der Zeit machen?“ All so etwas, das hilft wirklich sehr. Man muss es sich angewöhnen und es im Alltag immer wieder ganz bewusst ansprechen beim Kind.

Wichtig ist auch, keine eigenen Lösungsvorschläge zu machen. Die werden von einem bockigen Kind sofort abgelehnt und abgetan. Sondern IHR den Ball zuzuspielen. Also zwar Verständnis für ihre Emotionen zu zeigen und sie zu benennen. Gleichzeitig aber immer zu fragen: Was könntest du stattdessen tun? Wie kannst du das lösen? Was würde jetzt mehr Spaß machen?

Meine Kinder konnten mit der Zeit viel besser und öfters sagen: „Ich bin gerade total sauer!“, und mussten das nicht durch Schreien oder Schlagen äußern. So ticken wir Menschen: Was wir aussprechen können, entlastet uns schon - so dass oft gar keine weitere Aktion und kein weiterer Gefühlsausbruch mehr nötig ist.

LG

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Re: Trotzphase endet nicht

Antwort von Streuselchen am 05.09.2019, 8:12 Uhr

Hallo,
so ähnlich kenne ich das von meinem Jüngsten. Außer Haus und in der Schule ist er ruhig, zurückhaltend. Aber keiner würde glauben, was für ein Wirbelwind er zu Hause ist.

Deine Tochter fühlt sich bei dir sehr sicher und gut aufgefangen, sonst würde sie nicht alle ihre Emotionen bei dir herauslassen. -- Das ist positiv. Ihr habt also ein gutes Vertrauensverhältnis.
Auf die Kinder heute stürmt so viel ein. Irgendwo muss das Ganze ja hin und dann kommt es eben zu Hause raus.

Was ich mir übrigens verbeten habe, dass die liebe Familie mir Erziehungstipps gibt.
Das hat bei mir aber den Hintergrund, dass einige Familienmitglieder mit ihrer Erziehung ordentlich auf die Nase gefallen sind.
Du bist die Mutter, du erziehst. Erklär nicht so viel.

Was meinen Sohn runterbringt, wenn er total aufgedreht ist, dass ist unser Hund.
Unser Hund kann Krach, Geschrei und auch Streitereien überhaupt nicht leiden. Dann verkriecht er sich. Aus Liebe zu unserem Hund nimmt mein Sohn sich dann zurück. Mit dem Hund kann er aber prima kuscheln und schmusen, wenn er ruhig ist.
Wäre Hund oder Katze was für euch?

Vielleicht wäre ein Hobby, bei dem sie sich richtig auspowert, wo sie Erfolge erzielt, etwas für sie?
Als Idee:
Meine Patentochter geht regelmäßig zum Reiten. Es macht ihr Riesenspaß und ich finde sie hat Talent. Bei den Pferden darf man auch nicht aufbrausend sein, sondern ruhig, sanft. Und mein Patenkind übernimmt Verantwortung für das Pferd und für seine Pflege.
Wichtig finde ich, dass ist kein Wettkampf (wenn mein Patenkind das nicht will). Wettkampf ist das ganze (Schul-)leben. Beim Reiten schaltet sie einfach ab, genießt und Pferd und sie lernen permanent.

LG
Streuselchen

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Re: Trotzphase endet nicht

Antwort von Lilian88 am 05.09.2019, 9:45 Uhr

Das ist interessant, vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich werde mal wegen Ergotherapie den Kinderarzt fragen. Das ist doch mal ein Anfang

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Re: Gefühle benennen üben - half bei uns sehr gut!

Antwort von Lilian88 am 05.09.2019, 9:46 Uhr

Toll, vielen Dank dafür!

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Re: Trotzphase endet nicht

Antwort von Lilian88 am 05.09.2019, 9:48 Uhr

Ja, an Reiten hatte ich auch schon gedacht. Das wäre sicher gut für sie und würde ihr gefallen. Ich gucke mal, wie wir das unterbringen. Und einen Hund hätte ich selbst schon immer gerne gehabt! Ist nur nicht so einfach, den in unseren Alltag zu intergrieren. Danke für Deine Tipps!

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