Der Abend vor der Geburt

Die letzten Kleinigkeiten sind in die Kliniktasche gepackt, die Jungs im Bett, der Wecker für morgen gestellt und ich lasse frisch geduscht und eingecremt nochmal die Schwangerschaft Revue passieren: es war gefühlt die längste meiner drei Schwangerschaften. Ich hatte eine tolle Mittelphase und kann mich auch über die letzten Wochen nicht beschweren. Es wird Zeit, dass der Bauch jetzt wieder verschwindet und ich auch wieder zu mehr Energie komme. Ein bisschen wird er mir aber auch fehlen: die Beulen, die der Zwerg macht und die zuvorkommende Behandlung in Zug und U-Bahn.
Wehmütig werde ich allerdings nicht: ich bin ja nicht der Schwangerschaft wegen schwanger geworden, sondern wegen des Kindes. Wegen unseres dritten Sohnes, den ich morgen kennen lernen darf. Ich bin so gespannt, wie er aussehen wird, so gespannt auf den ersten Schrei und auf die ersten gemeinsamen Minuten und Stunden. Ich freue mich auf die strahlenden Gesichter der stolzen großen Brüder, wenn die ihn abends dann das erste Mal sehen.
Ob er charakterlich eher dem ersten oder eher dem zweiten Sohn ähneln wird? Die beiden sind grundverschieden. Oder wird er eine Mischung aus beiden werden - oder nochmal komplett anders?

Ich hoffe, heute Nacht einigermaßen schlafen zu können, es wäre ärgerlich, wenn die aufkommende Nervosität mich wach halten würde. Für alle Fälle liegt ein Buch auf dem Nachttisch. Und ich würde wohl nochmal ganz bewusst die Tritte meines nachtaktiven Kindes genießen - zum letzten Mal von innen!