Ausgekugelt 👶🏻

Vorgestern hatte ich einen richtig guten Tag und war mir fast sicher, dass ich über den errechneten Termin (10.08.) gehen werde und vllt sogar eingeleitet werden muss. Aber mein Mann sprach schon seit Wochen vom 08.08. als Geburtsdatum für unser Baby.

Wir gingen also schon recht früh ins Bett. Es war nicht einmal 21:30 Uhr als wir fest schliefen.

Ich wurde von einem leichten ziehen im Unterbauch geweckt. Es fühlte sich zwischen meinen beinen irgendwie feucht an. Ich schaute aufs Handy. Es war 3:25 Uhr.

Ich kletterte rückwärts aus dem Bett. Am bettende stehend, mit der Erkenntnis zwischen den Beinen zu tropfen, das Bein meines Mannes schüttelnd, sagte ich "Schatz, du hast recht. Es geht los. Hol mir ein Handtuch, ich glaub die fruchtblase platzt gleich."
Mein Mann springt auf, rennt ins Bad, holt mir ein Handtuch und fragt "Soll ich mich anziehen?". Ich antwortete nur mit "Ja, bitte".

Meine fruchtblase platzte scheinbar nicht schwallartig, es schien nichts mehr nach zu kommen. Ich legte mir zur Sicherheit 2 binden in den frischen slip und zog mich an. Währenddessen zog es erneut im Unterleib. Schon etwas kräftiger, aber noch sehr kurz.

Im Wohnzimmer angekommen und mit einer Tasse Kaffee bewaffnet rief ich meine Mutter an, die auf unsere Kinder aufpassen sollte, es war 3:42 Uhr.

Das Ziehen wurde wehenartiger, schmerzhafter und länger. Ich rief im Kreißsaal an. Die hebamme ging ran, als ich die erste Wehe veratmen musste. Sie wartete geduldig, bis ich ihr meinen Namen und mein Anliegen berichten konnte. Sie fragte mich, seit wann ich wehen hätte, die wievielte Schwangerschaft es sei und wie lange wir fahren müssten. Nach meiner Antwort "blasenriss vor einer halben Stunde, 3. Kind, die anderen 2 sehr schnell, 20 minuten" bat sie mich, uns schnell auf den Weg zu machen und eine Decke für das Baby mit zu nehmen, sollte es auf dem Weg schon kommen.

Meine Mutter kam während ich hüftkreisend eine Wehe verarbeitete und lobte mich, dass es toll aussehen würde.
Sie bekam noch kurze Anweisungen zu den schlafenden Kindern und wir fuhren los.
Die erste Wehe im Auto begann um Punkt 4:00 Uhr. Auf der Fahrt musste ich dann schon tönen.

Es war 4:23 Uhr als wir im Kreißsaal an kamen. Marleen, unsere Hebamme, Empfang uns freudestrahlend, dass alles vorbereitet sei und ich direkt zur Untersuchung aufs kreißbett könne. Der erste Befund lautete "alles weich, gebärmutterhals verstrichen, Muttermund 6 cm offen". Sie legte mir noch kurz eine Kanüle und das CTG an, was ausgezeichnet war, und ich durfte mich wieder hinstellen. Stehen war auch, bis zur austreibungsphase, bei meiner 2. Geburt die beste Position.

Ich vertönte einige Wehen, als mir plötzlich die Kraft in den Beinen ausging. Marleen und mein Mann halfen mir zurück aufs Bett. Erneute Untersuchung ergab "nur noch einen Saum übrig". Ich sammelte noch etwas Kraft, während mir Marleen einen Tropf mit Buscopan zur Entspannung des Muttermundes gab und den Arzt zur Geburt rief.
Daraufhin stellte ich mich wieder hin und schon kam der Pressdrang.

Mein Mann saß gegenüber von mir, mit seinen Armen über das Kreißbett liegend und meine Hände haltend. Ich umschloss seine Hände so fest ich konnte, hockte mich so tief es ging hin und sagte "nur noch 2 Wehen".

Die nächste wehe überrollte mich. Marleen bat mich darum langsam zu machen und nicht zu pressen. Ich konnte nichts machen außer der Wehe ihren Lauf zu lassen. Ich merkte, wie der Kopf unseres Babys komplett durch den Beckenausgang glitt. Eine weitere sehr lange und schmerzhafte wehe später, in der ich glaubte alles in und an mir zerreißt in 1000 Stücke, flutsche unser Sohn zwischen meine Beine auf die weiche matte, die unter mir lag.
Marleen hatte es nicht geschafft ihn aufzufangen. Sie glaubte nicht, dass es zum Ende so schnell gehen würde.

Es war 5:09 Uhr. Da lag nun unser kleiner Junge, nass, glitschig und so winzig vor mir. Und all der Schmerz, der vor wenigen Sekunden noch mein Leben beherrschte, war wie weggeblasen.

Ich ließ mich auf die Knie fallen und hob meinen Sohn auf meinen Bauch. Mein Mann und unsere Hebamme halfen mir zurück aufs kreißbett, wo um 5:22 Uhr die Plazenta mit 2 weiteren wehen vollständig kam. Mein Mann durfte die Nabelschnur durchschneiden und unser Sohn stemmte sich mit 2 gekonnten Tritten an die Brust. Er nahm mir die Entscheidung zum stillen ab, denn er suchte gleich schmatzen an der Hand nach milch und Brustwarze. Eigentlich war ich entschlossen die flasche zu geben.
Ich legte also unseren kleinen Vielfraß an und genoss die ersten kräftigen Züge des stillens.

Nachdem ich mich abgeduscht und angezogen hatte, wurde unser Sohn vermessen und gewogen.
Felix war 52 cm lang, 3525 gramm schwer und hatte einen kopfumfang von 35 cm.

Wir durften dann, nach 4 Stunden Wartezeit und ausgiebigen Frühstück im Kreißsaal und dem üblichen papierkram auf der Säuglingsstation, nach Hause gehen.

Seit dem kuscheln wir zu 5. auf dem heimischen Sofa.