Juli 2015 Mamis

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von Kaffeekauz, xx. SSW  am 16.10.2015, 23:37 Uhr

Schuldgefühle und generelles Gejammer

Muss mir mal ein wenig von der Seele schreiben, könnten etwas ausufern:

Zuallererst will ich betonen, dass ich meinen Sohn wirklich grenzenlos liebe. Aber ich erwische mich (vor allem in stressigen Situationen) ständig dabei, dass ich mir wünsche, mein Leben wäre wieder so einfach wie letztes Jahr im Oktober, als ich noch nix von meiner Schwangerschaft wusste.

Der kleine hat so gute Tage, da läuft es einfach. Und durchschlafen klappt super, dass ist mit 14 Wochen ja mal der Hammer! Und wenn meine Umgebung das hört, wird angenommen ich hätte es ja super einfach getroffen.

Nun gibt es aber noch die schlechten Tage (und das sind viele!) und die schlichtweg katastrophalen Tage.
Da schreit er dann aus für mich unerfindlichen Gründen, manchmal über eine Stunde, manchmal kurz aber dafür ständig. Und das ist keine Phase oder ein Schub, das machen wir so seit seiner Geburt. Und es zehrt an mir.

Am Anfang hatte er Hunger, weil mein Milcheinschuss vier Tage auf sich warten lies und er am zweiten Tag kaum noch Kraft zu saugen hatte. Bei einem Baby mit 2600g Startgewicht und über 35grad mussten wir zwangsläufig schnell zufüttern. Im Endeffekt hat das Stillen trotz der Hilfe meiner beiden tollen Hebammen nicht geklappt und ich hab vier Wochen lang meine lächerlichen 50ml pro Tag abgepumpt und dann allmählich"abgestillt".

Das belastet mich noch immer, weil ich mir Vorwürfe mache, dass ich nicht länger und intensiver gepumpt habe. Mein Kopf weiß, dass ich die ersten Wochen auf dem Zahnfleisch gegangen bin und ich nicht aufgehört hab weil ich keine Lust mehr hatte, sondern weil ich einfach nicht mehr konnte. Aber vom Hirn zum Herz ist es ein langer weg...

12 Wochen Koliken haben das noch verschlimmert ("Vielleicht wenn das Stillen funktioniert hätte... Muttermilch ist ja viel verträglicher..."). Ich hab mich dann vor zwei Wochen mit Relaktation beschäftigt, nachdem der Kleine ein paar mal von sich aus versucht hat anzudocken und wollte es probieren. Der Start war gut. Ich hab regelmäßig gepumt, konnte mich gut motivieren. Mein Mann war toll, hat gesagt, wenn ich das möchte, dann soll ich es versuchen und hat mir den kleinen alle zwei Stunden abgenommen. Nun ist er grade aber nur übers Wochenende zuhause. Als ich dann wieder allein war wurden aus zwei erst vier Stunden und dann wieder nur morgens und abends. Brusternährungsset und Anlegen waren natürlich auch schwierig (wie zu erwarten).

Dazu kam, dass seit einer Wochen wieder richtig der Wurm drin ist. Die Koliken sind weg und sofort wurden sie von Zahnschmerzen oder weiß der Himmel was abgelöst. Morgens hat er gute Laune, mittags will er nur von mir durch die Wohnung getragen werden, abends wird nur geschrien weil müde /hungrig/wahnsinn... Und am nächsten Tag ist es wieder ganz anders.

Alle Lösungen die mir einfallen scheinen es schlimmer zu machen. Kinderwagen/Trage/Tuch/Auto fahren ist alles doof, alleine liegen -> doof, kuscheln -> doof
Ich weiß dann oft nicht weiter und trage heulend mein schreiendes Baby durch die Wohnung. Manchmal ist es auch gar nicht so viel Gebrüll sondern einfach viel gemecker und gejammer. Er wirkt dann einfach unglücklich und ich fühle mich furchtbar, weil ich es nicht besser mache und mein Kind darunter leidet.

Und eine Stunde später liegt er neben mir auf dem Sofa und lacht glucksend weil ich ihm ein Lied vorsinge.
Es ist einfach so ein enormes auf und ab! Und ich hab meine Überforderung und schlechte Laune sooo satt. Der Babyblies war anders, der war heftig und lähmend, aber er war dann rum und es ging mir deutlich besser.

Jetzt gehts mir grundsätzlich gut und ich weiß es wird und dann kommt wieder so eine Situation in der ich nicht mehr weiter weiß und nur noch weg will. Und das schlechte Gewissen weil ich so viel Glück habe mit meiner Familie und so viel Unterstützung und es mir trotzdem nicht reicht. Ich bin schlichtweg genervt von mir selbst.

So, Schluss mit Seelen-Striptease. Ich hatte einfach etwas therapeutisches Schreiben nötig. Schnappe mir jetzt den Sohnemann, der nach großem Geschrei und erneuter Verweigerung der Abendflasche (Baby findet wohl 4 Flaschen a 170ml pro Tag ausreichend. Zumindest seit gestern Abend) komatös neben mir auf dem Sofa liegt, und gehe ins Bett.

Danke für's lesen meines Romans! So ein Forum zu haben ist echt ein Segen.

 
9 Antworten:

Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von Blüte am 16.10.2015, 23:45 Uhr

Hey kaffekauz,
erstmal:
Will und kann garnicht viel zu deiner Situation schreiben, außer, dass du nicht allein bist mit deinem "Kampf" und den Gefühlen.
Du tust, was du kannst und dein Sohn wird es dir sein Leben lang danken.
Gute Nacht! Morgen ist ein neuer Tag

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von Waldmensch am 17.10.2015, 7:46 Uhr

Guten Morgen, kann dich sehr gut verstehen. Ging mir beim ersten Baby sehr ähnlich. Habe mir immer eingeredet, das Muttersein (stillen, trösten, etc.) das natürlichste der Welt ist und nur ich zu doof bin um die Bedürfnisse meines Babys richtig zu deuten und zu erfüllen. Ich fand auch die Umstellung von null auf Baby schon echt krass, vorallem weil ich nichts anders mehr machen konnte ausser stillen alle 1.5 Stunden (Tag und Nacht) und rumtragen und trösten (Schreibaby). Irgendwie war ich gar nicht mehr ich selber, hatte das Gefühl nur noch meinem Baby zu gehören. Meine Kolleginnen mit Baby fanden bestimmt, ich jammere zuviel, aber Babys können so unterschiedlich sein. Es gibt einfach sehr anstrengende und sehr pflegeleichte Babys. Mein zweites ist zum Glück vom Verhalten her das genaue Gegenteil von seinem grossen Bruder und ich mache nichts anders. Ich wünsche dir viel Kraft und mach dir keine Vorwürfe wegen dem Stillen. Du bist eine gute Mutter ob du stillst oder nicht. Meiner war trotz stillen schwierig, es wird also kaum daran liegen... Schreib einfach wieder, wenn du einen schweren Tag hattest, ich finde auch, dass das gut tut. (Auch heute noch, wie du gemerkt hast ). Es wird besser mit der Zeit, das kann ich dir versprechen.

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von Subbamamma am 17.10.2015, 11:57 Uhr

Kenn ich!!! Könnte ich bei meinem 1. und 3. Kind sein! Die 1. war auch sehr launisch und hat oft und viel geschrien. Jetzt, nach 6 Jahren, weiß ich, sie ist halt so! Schnell auf 180 und schnell wieder runter (wie ich halt ).
Und ich muss sagen, wenn ich gewusst hätte, auf was ich mich da eingelassen habe, hätte ich mir das mit´n Kinderkriegen nochmal überlegt.
Mittlerweile hab ich scho 3! Hab sie alle sehr lieb! Bin aber froh, wenn sie mal aus dem gröbsten raus sind!

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von Emmi_Karamell am 17.10.2015, 13:38 Uhr

Du bist nicht alleine, keine Sorge!
Dein Bericht trifft in ganz vielen Punkten meine Erlebnisse mit meiner heute dreijährigen Tochter. Es wird irgendwann besser und leichter.

Natürlich liebst du dein Kind, trotzdem hast du jedes Recht, es auch mal auf den Mond zu wünschen. Mir hat es damals, wenn der Tag richtig schlimm war, geholfen, wenn ich die Kleine in ihr Bett gelegt habe, auch wenn sie geschrieen hat, kurz in ein anderes Zimmer gegangen bin und auf ein Kissen einschlagen. Darüber konnte ich oft lachen und bin entspannter zu meiner Tochter zurück. Die Veränderung hat sie bemerkt, oft ging es danach besser.

Mach dir nicht so viele Gedanken um das Stillen. Es gibt mehr Frauen, denen es so oder ähnlich geht, als immer behauptet wird.

Besuchst du schon eine Krabbelgruppe o.ä.? Vielleicht lohnt sich auch mal ein Gesprächstermin bei einer Schreiambulanz, das kann neue Ideen geben.

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von Alinaviktoria am 17.10.2015, 13:46 Uhr

Keine sorge du machst alles richtig , du hast einem Menschen ein Leben geschenkt , genau das richtige hast du getan , und mit dem stillen ich weiß nicht obs besser wäre meine Maus will manchmal die Brust nicht weint grundlos und ich kann sie nicht beruhigen da nehme ich sie einfach auf den arm gehe rum warte bis sie aufhört , mach dir bloß keine Vorwürfe alles wird gut , du bist eine tolle Mama , und jeder ist mal überfordert klar ist es anders von heute auf morgen einfach ein kleinen knirps zuhause zu haben , aber alles legt sich , versuchs wirklich mit Aggression raus lassen .
Und ganz wichtig stark bleiben , alles geht mal vorbei
Ganz viel Kraft dir !:)

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von cokat am 17.10.2015, 15:06 Uhr

hey ich moechte dir auch kurz sagen, dass ich mit dir fuehlen kann.hier gibt es auch so tage, wo mir alles zuviel und zu stressig ist (obwohl mein kleiner so toll und super lieb ist)
mir hilft es dann immer (war auch schon bei den ersten beiden) raus zugehen; entweder allein oder wenn ich glueck hab hat eine freundin zeit fuer einen kleinen spaziergang.

beim ersten hab ich immer versucht mir jeden tag einen termin zu legen,sei es arzt, krabbelgruppe oder freundin besuchen.dadurch ist mir die decke nicht auf den kopf gefallen,ich war nicht so genervt und bin abends nicht so ueber meinen mann hergefallen auf der suche nach jmd. der mir was anderes antwortet auf meine fragen als glucks, irre und grr und die kleinen spiegeln ja oft nur unsere gefuehle wieder

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von TRiiNA am 17.10.2015, 18:36 Uhr

Ich glaube jede Erstmami und auch zum 2. oder 3. Mal gewordene Mamis können von solchen Situationen ein Liedchen singen. Wie oft habe ich meinen herzzerreißend schreienden Sohn im Arm gehabt und geheult bis mein Mann von Arbeit kam ;) mittlerweile habe ich so halb den Dreh raus, nicht zu verzweifeln. Denn ich weiß irgendwann hört er auf, irgendwann. Ich muss nur Ruhe bewahren und ruhig durch atmen.
Ich denke heute noch häufig, was stimmt denn nicht mit mir. Man hört und liest immer, ohhh Stillen ist das Wunderbarste auf der Welt.

Ich glaube, diese Mamis haben prinzipiell extrem ruhige, liebe Kinder, die einfach entspannt an der Brust trinken, die anschließend seelig einschlafen und ganz leicht ein Bäuerchen machen. Ohne Spucken, ohne ewigen Kampf.

Klar, wenn meiner 1x oder 2x die Woche so ist, bin ich auch die glücklichste Mami auf der Welt und liebe das Stillen in dem Moment. Oft sieht es aber eben anders aus. Da wird mit den Armen gerudert, gehauen, gekratzt, abgesetzt, geheult, überstreckt, die Brust langgezogen, manchmal ne halbe Stunde für 1 Bäuerchen gekämpft und die Klamotten mehrfach von oben bis vollbespuckt. In diesen Momenten sehne ich die Zeit des ersten Breis entgegen.

Aber ich weiß, dass ich ihm mit dem Stillen gutes tue und solange es auch nur 1x in der Woche super klappt, dann denke ich nicht im Traum daran aufzuhören. Denn dieser eine Moment, wenn alles top ist, er super trinkt und mich anstrahlt, der macht einfach alles wieder wett :)

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von TRiiNA am 17.10.2015, 18:41 Uhr

Achja und zum Thema "Mumi ist viel verträglicher" ... hat meinen Sohn auch nicht vor Koliken bewahrt

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Re: Schuldgefühle und generelles Gejammer

Antwort von Kaffeekauz am 17.10.2015, 21:36 Uhr

Ein ganz großes und von Herzen kommendes Dankeschön!

Ist doch fast schon lustig, dass man sich in solchen Momenten immer denkt, keinem ginge es so wie einem selbst, dabei ist das Gegenteil der Fall.
Und ihr habt recht, es wird auch besser (heute zum Beispiel ) und ich darf mich da einfach nicht so runter ziehen lassen. Hab mich in letzter Zeit auch einfach zu sehr eingeigelt, weil ich nicht immer mit einem schreienden Kind unterwegs sein wollte. Aber ob er zu Hause weint oder beim spazieren gehen ist ja prinzipiell bums. Da werde ich was ändern und wieder aktiver werden.

Und Krabbelgruppe ist auch ne super Idee. Hatten wir uns im Geburtsvorbereitungskurs vorgenommen, ist aber bis jetzt noch nix passiert, weil alle nach mir ET hatten. Aber das lässt sich ja ändern.

Und nachdem mein kleiner Quälgeist heute so lieb zu mir war, ohne Murren getrunken hat und danach direkt eingeschlafen ist genieße ich jetzt die Freiheiten einer Flaschenmami und gönne mir ein Glas Wein

Gute Nacht ihr Lieben!

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