Schreien beim Einschlafen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schreien beim Einschlafen

Liebe Frau Dr. Bentz, meine Tochter (6 Monate) schreit sehr viel beim Einschlafen. Bis vor 2 Monaten ging das ganze problemlos: Ich konnte sie teilweise sogar noch wach in das Beistellbett legen und sie schlief dann mit meinen Händen spielend ohne Schreien ein. Seit 2 Monaten (kein Auslöser bekannt!) biegt sie sich schon in meinen Armen durch, wenn ich mich nur auf das Bett setze und beginnt zu schreien. Meist schläft sie dann während dem Schreien ein, dies kan aber bis zu einer Stunde dauern. Meist wippe ich im Bett auf und ab, manchmal hört sie dann auch zu schreien auf, meistens jedoch nicht. Auch im Zimmer herumgehen hilft nur in einzelnen Fällen. Auch eine Veränderung der Trageposition stoppt das Schreien nicht. Tagsüber schläft sie im Tragetuch, Auto oder Kinderwagen - meist ohne Schreien. Nur in meinen Armen liegend geht die Schreierei los. Organisch fehlt ihr nichts, auch Cranio-Sacral brachte nichts. Sie ist unser 2. Kind, der große (2,5 Jahre), war zwar ein schlechter Schläfer, aber er hatte beim Einschlafen keine Probleme. Derzeit teilen mein Mann und ich das Niederlegen der Kinder, aber mit zunehmender Tageslänge wird mein Mann immer später von der ARbeit nachhause kommen und dann werde ich beide Kinder ins Bett bringen. Derzeit ginge das aber gar nicht, weil die Kleine eben so ein Geschrei macht und das auch sehr lange durchhält. Ich wäre über jeden Tip dankbar! Vielen Dank!

von Veilchen123 am 14.03.2016, 13:04


Antwort auf: Schreien beim Einschlafen

Liebe Veilchen123, Kinder die nach einer unproblematischen Zeit ganz plötzlich dauerhaft (nicht nur für ein paar Tage) anfangen zu schreien, bereiten nicht nur ihren Eltern, sondern auch den Experten mehr Kopfzerbrechen als Fälle, wo es eine eindeutige Vorgeschichte gab. Hier ist es wirklich wichtig, dass organische Ursachen ausgeschlossen werden können, um kein akutes Problem zu übersehen. Doch wie ich Sie verstehe, haben Sie dies schon geprüft. Um Dinge wie Schmerzen durch Zahnen oder Wachstumsschmerzen auszuschließen empfehle ich immer für 2-3 Tage unter Absprache mit dem Kinderarzt ein schmerzstillendes Medikament am frühen Abend ca. 45 Minuten vor der Bettbringezeit zu geben. Wenn dann das Schreien sich bessert, muss man tatsächlich nochmal organisch genauer gucken. Es ist nicht selten, dass Kinder eine Verknüpfung zwischen Bett = Aua herstellen, weil sie Schmerzen erst im unablenkten Ruhezustand so richtig wahrnehmen. Ansonsten kann es sein, dass Ihre Tochter entweder noch nicht richtig müde ist oder eben zu müde. Ich empfehle daher gern das Führen eines 24-h- Protokolls für ca. 14 Tage, um den Schlafbedarf zu ermitteln. Wenngleich ein Kind mit sechs Monaten noch am Tage schlafen muss, ist die Tagesschlafzeit vom Gesamtschlafbedarf abzuziehen. Was dann übrigbleibt ist die Zeit, die der den Nachtschlaf abdecken sollte. Auch wenn ein sechs Monate altes Kind noch nicht wie ein Uhrwerk tickt, sollten Sie auf einen möglichst stabilen Rhythmus achten und ihr Kind wach, müde jedoch nicht überreizt immer um etwa die gleiche Zeit ins Bett bringen. Sorgen Sie zudem für einen rechtzeitigen, ruhigen Abendausklang und vermeiden Sie alles "Aufregende" in den späten Nachmittagsstunden. Mit sechs Monaten ist Ihre Tochter nun mal sehr viel wacher und aufmerksamer als mit vier Monaten. Da kann dann selbst eine Kleinigkeit wie Einkaufen oder Besuch schnell zu sehr aufwühlen. Hilfreich, um den Kleinen das Bett "schmackhaft" zu machen ist zudem, das Gute-Nacht-Ritual auch nur dort stattfinden zu lassen. Sie können z.B. Ihr Kleine hinlegen, eine kleine Massage im Bett machen, etwas vorlesen oder singen. Findet dies in einem anderen Raum, z.B. Wohnzimmer statt, so ist die Verknüpfung Bett = "Spaß zu Ende". Außerdem kann es einen Versuch wert sein, ein paar Tropfen Lavendelöl, was nachweislich beruhigend wirkt, auf die Matratze zu geben. Auch Bäder mit ein paar Tropfen davon können wunderbar entspannen. Ich drücke Ihnen allen ganz fest die Daumen! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 16.03.2016