Schlafproblem 18 Monate alte Zwillinge

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlafproblem 18 Monate alte Zwillinge

Sehr geehrte Frau Dr. Bentz, wir haben im Moment ein großes Schlafproblem mit unseren 18monatigen Zwillingsmädchen. Sie gehen um 19 Uhr ins Bett und werden in der Regel wach, wenn wir um 6.00 Uhr aufstehen. Dementsprechend müde sind sie, daher schlafen sie immer gegen 9 Uhr noch einmal für ca. 1h. Um 13 Uhr ist ihre Mittagsschlafzeit. Die klappt aber im Moment gar nicht mehr. Die beiden Tagesschläfchen haben sie seit ca. einem Jahr fast ausschließlich im Kinderwagen gemacht. Es war immer ein riesiger Kampf, sie tags im Bett zum Schlafen zu bekommen. Da riet mit eine Ärztin im SPZ, sie einfach im Kiwa schlafen zu lassen, um mir nicht noch mehr Streß zu machen. Nun ist es aber so, dass eine der Töchter am liebsten auf dem Bauch schlafen will, was natürlich angeschnallt im Kiwa nicht geht. Sie würde auch meistens im Bett schlafen, aber die Schwester wiederum nicht. Nun versuche ich seit ein paar Tagen konsequent, beide mittags ins Bett zu legen, weil es ja auch bald wieder kälter wird, und es mir irgendwann auch mal mit stundenlangen Speziergängen langt, Ich lege mich dann im Zimmer auf den Boden zwischen die beiden, weil gerade die eine fürchterlich hysterisch wird, sobald es ins Bett geht. Die einzige, die aber so einschläft, bin tatsächlich ich. Gestern hatte ich nach 1 h keine Lust mehr auf das Theater und habe sie wieder aus den Betten genommen. Die Laune der beiden war dafür den Rest des Tages schwer zu etragen. Nun meine Frage, ob es schlimm ist für die Entwicklung, wenn die beiden keinen Mittagschlaf machen, sondern einfach nur im Bett mal etwas Zwangspause haben (immerhin können sie da ja nicht wirklich rumturnen). Ich würde gerne den Vormittagsschlaf streichen, aber sobald wir zum Einkaufen o.ä. gehen, schlafen sie schon im Kiwa. Gibt es irgendwas, das ich mittags besser machen kann? Getrennte Zimmer sind schwierig, weil dann immer eine alleine weinen müsste, solange ich bei der anderen bin. Und ein Letztes: ich habe mir abgewöhnt, sie bei jedem Schreien auf den Arm zu nehmen. Wenn sie weinen, bin ich da, streichle aber nur, oder sitze einfach im Zimmer und rede leise. Ist das ok oder dies gleichbedeutend mit "schreien lassen"? Entschuldigung, dass der Text so lange geworden ist. Vielen Dank für Ihre Hilfe und viele Grüße!

von lupo1blau am 10.08.2016, 13:45


Antwort auf: Schlafproblem 18 Monate alte Zwillinge

Liebe lupo1blau! als Zwillingsmama stehen Sie beim Thema Schlaf natürlich immer vor einer besonderen Herausforderung. Ich kann mir gut vorstellen, dass es wirklich schwierig ist, zwei Kinder mit so unterschiedlichen Schlafpräferenzen gleichzeitig ins Bett zu bringen. Ich denke aber, dass hier kein größeres Problem vorliegt, sondern sich einfach nur jetzt abbildet, dass jetzt eine (längere) Tagesschlafzeit genügen würde. Vermutlich ist der Schlafdruck mittags nach dem Vormittagsschläfchen einfach zu gering, und die beiden können einfach nicht wirklich einschlafen, weil sie nicht wirklich müde sind. In der Übergangszeit kann das immer etwas fummelig sein, denn der Organismus braucht immer so ca. 14 Tage, bis er sich komplett umgestellt hat. Ich würde Ihnen daher raten, zu versuchen, dass Mittagsschläfchen früher einzuleiten, ggf. auch vor dem Essen. Das wird nicht immer gleich klappen, doch wenn die Kleinen vorher einschlafen, dann wecken Sie sie spätestens nach einer halben Stunde. Ansonsten machen Sie das vollkommen richtig! Es ist grundsätzlich nicht falsch, mit dem Kinderwagen eine Schlafenzeit am Tage zu überbrücken – hier muss man einfach pragmatisch denken, und finde es toll, dass Sie da eine Ärztin haben, die eben auch mal alltagsnah denkt. Doch wenn die Rechnung für Sie nicht mehr aufgeht, dann sollten Sie es ändern. Wie Sie selbst merken, wird das in der ersten Zeit nicht unbedingt der leichtere Weg sein, denn zwei brüllende und hampelnde Kleinkinder ins Bettchen zu bringen, kann wirklich sehr nervenaufreibend sein. Sie machen dabei jedoch alles richtig, und genau wie ich es Ihnen empfehlen würde. Es ist eben so, dass die Kleinen sich manchmal an Dinge erst gewöhnen müssen. Und dafür braucht es Zeit. Das begleitete Weinen, sprich anwesend sein und körperliche Nähe oder verbalen Zuspruch geben, aber keine weiteren elterlichen Einschlafhilfen finde ich da optimal geeignet. Dies hat nicht mit stundenlangen allein im Zimmer schreien lassen (Ausschreien lassen) zu tun, so wie man es noch vor ein paar Jahrzehnten als gute Schule ansah. Sie sind bei Ihren Kindern, die sicherlich durch das Ungewohnte unter etwas Stress stehen, aber eben nicht allein Ängste und Panik ausstehen müssen. Das Prinzip dabei ist, die Kinder nicht von Ihrem inneren Zustand (Müdigkeit) abzulenken und sanft zu fördern, selbst ohne intensive Einschlafhilfen außer der Nähe der Eltern einzuschlafen Eine Weile dauert dies immer, und wirkliche Abkürzung gibt es nicht. Da hilft oft nur wirklich Geduld und liebevolle Konsequenz. Voraussetzung ist natürlich -und da schließt sich der Kreis- dass die Kleinen wirklich müde sind. Bei alldem ist es jedoch wichtig, sich und die Kleinen nicht zu sehr zu stressen. Sicher, Schlaf ist wichtig und nach einer „durchzechten“ Nacht oder keinem Mittagsschlaf ist die Laune manchmal im Keller. Das ist nervig, aber keine Katastrophe. Gelegentlicher Schlafmangel kann gut kompensiert werden und wird immer mal wieder vorkommen. Wir alle sind keine Automaten, und einen Mittagsschlaf erzwingen können Sie eh nicht. Ich würde daher Versuche nach spätestens 30 Minuten aufgeben. Das ist dann zwar unschön, aber vermutlich weitaus weniger nervig, als ewig neben den Kleinen zu liegen. Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß mit Ihren Mädels und hoffentlich bald mittags auch eine kleine Verschnaufpause für Sie alle! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 12.08.2016