Schlaf verhalten

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Schlaf verhalten

Halle Frau Bentz, Ich habe einmal eine Frage zum ledigen Thema schlafen. Mein Sohn jetzt 20 Wochen alt schläft seit Beginn schon recht schlecht und Schwehr ein. Am Anfang war er recht stark durch Blähungen geplagt und schlief dadurch sehr schlecht zudem schläft er auch nur auf dem Arm schaukelnd/tragend ein. Dies tut er leider bis heute nur so und selbst hier tut er sich jetzt die letzten Tage sehr Schwehr. Wir haben es schon mehrfach versucht ihn ins Bett zu legen wenn er müde ist, dies funktioniert aber leider nicht weil er Sich dadurch so im rasche brüllt dass er nicht mehr schlafen kann und sich dann auch sehr Schwehr zu beruhigen ist. Wenn er aber doch irgendwann einmal eingeschlafen ist bei uns auf den Arm legen wir ihn in sein Bett und er schläft dort friedlich 2 Stunden zum Teil auch nur 1 h hin und wieder kommt es aber doch vor dass er 4 Stunden am Stück nachts schläft aber leider eher die Seltenheit, was Langsam sehr an mir zähert dieser schlafentzug. Wir bekommen wir es hin dass er von selbst einschläft und am besten auch länger als 2 h. Haben sie uns einen tip? Kinderwagen fahren fällt aus weil da schreit er auch nur wenn er drin liegt ebenso beim Maxi cosi. Er schläft wenn dann nur ein wenn ich ihn mit der manduca trage. Ich bin auch der Meinung dass er so insgesamt wenig Schlaf abbekommt. Tagsüber schläft er wenn es gut läuft 1 h außer ich trage ihn dann kann es passieren dass er einmal zwei Stunden am Stück schläft tagsüber. Der Kinderarzt ist der Meinung dass er zu den Kindern gehört wo wenig Schlaf benötigen, kann dies sein? In wiefern kann es eine Rolle spielen dass er für sein Alter schon zu weit entwickelt ist? Entschuldigen sie meine lange "frage" Liebe Grüße

von Dlkgirl am 09.08.2016, 12:21


Antwort auf: Schlaf verhalten

Liebe DlkGirl! Sie müssen sich nicht entschuldigen! Sie haben Sorgen und berichten darüber- Das hilft mir, anderen Lersen und vielleicht auch Ihnen ein wenig. Also - kein Thema! Zu Ihren Fragen: Natürlich gibt es Kinder, die von Geburt an dadurch auffallen, dass sie mit wenig Schlaf zurechtkommen. Da hat Ihr Kinderarzt recht. Bei uns Erwachsenen gibt es ja auch Menschen, die nach vier Stunden Schlaf fit sind, während andere zehn Stunden als Optimum betrachten. Wenig zu Schlafen ist daher noch nicht Ausdruck einer Störung, sofern diese Menge dem tatsächlichen Schlafbedarf entspricht. Doch genau das liegt die Schwierigkeit. Da wir bei so kleinen Kindern nicht die Möglichkeit des direkten Befragens haben, müssen wir aus ihrem Verhalten erschließen, was wirklich die Ursache für ein beschriebenes Problem besteht. Dazu ist es wichtig, die Gesamtschlafzeit sowie den Tagesablauf anhand von sogen. 24-h-Protokollen zu erfassen. Außerdem ist es wichtig, Details zum Tagesablauf, elterlichen Schlafgewohnheiten, Ritualen und – ganz essentiell – dem kindlichen Verhalten zu erfassen. An dieser Stelle kann ich also gar keine Aussage treffen, ob Ihr Sohn in diese Kategorie passt. Wichtige Hinweise liefern Ihre elterlichen Beobachtungen. Sie sagen selbst, dass Sie den Eindruck haben, Ihr Kleiner bekäme nicht genug Schlaf. Woran machen Sie das fest? Typischerweise zeigen Wenigschläfer ansonsten kaum weitere Probleme. Sie sind interessiert, ausgeglichen, fröhlich, aktiv, und putzmunter gleich nach dem Erwachen. Viele Eltern, die so ein Kind haben, kommen zu mir, und sagen: „eigentlich ist er /sie ja ein Strahlemann, wenn nur das Schlafen nicht wäre“. Besonders hartnäckige Durchschlafprobleme können dann wirklich dadurch entstehen, dass ein Kind mehr Zeit im Bett verbringen soll, als sein tatsächlicher Schlafbedarf es erfordern würde. Hier besteht die Lösung nur darin, ab einem gewissen Alter Tagesschläfchen zu limitieren und dann zu gucken, ob eine frühe Bettgehzeit mit entsprechend frühem Erwachen oder eine spätere Bettgehzeit mit späterem Erwachen besser in den Familienalltag passt. Den Schlafbedarf an sich kann man leider nicht beeinflussen. Wieder andere Kinder schlafen ebenfalls wenig, haben aber das Problem, dass diese Menge an Schlaf ihnen nicht ausreicht. Es wäre also keine echten Wenigschläfer, wenn alles in Ordnung wäre. Im Unterschied zu den echten Wenigschläfern fallen sie am Tag durch häufige Unausgeglichenheit, Unruhe, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und einer niedrigen Aufmerksamkeitsspanne und geringer Frustrationstoleranz auf. Oft haben die Kinder auch Schwierigkeiten beim Essen, sind motorisch zwar sehr unruhig, aber stehen sich bei der Entwicklung manchmal eher selbst im Weg. Diese Kinder werden von den Eltern oft als „schwierig“, „anstrengend“, „fordernd“ erlebt, denn nicht nur der Schlaf ist ein Thema, sondern der gesamte Alltag ist belastet. Das hat einen guten Grund, denn chronischer Schlafmangel – egal ob Tiefschlafanteile oder sogen. REM-Schlafanteile fehlen – sorgt am nächsten Tag für einen „Hänger“, in dem das Hirn versucht, wieder ein Gleichgewicht herzustellen – mit den entsprechenden zuvor genannten „Nebenwirkungen“. Man kennt das ja von sich selbst auch, und kann sich leicht vorstellen, dass ein Hirn im Wachstum noch viel empfindlicher reagiert. Man muss also einiges beachten, bevor man Maßnahmen empfiehlt, denn es ist augenscheinlich, dass echte „Wenigschläfer“ und Kinder, die eigentlich mehr Schlaf bräuchten, völlig unterschiedliche Maßnahmen erfordern. So kann ein Schuss ins Blaue wie etwa die Verknappung der Tagesschlafzeit zur Erhöhung des nächtlichen Schlafdrucks schnell nach hinten losgehen, wenn ein Kind eh schon chronisch übermüdet ist. Ich bin daher auch mit Vermutungen gerade in diesem jungen Alter sehr zurückhaltend. Ich würde Ihnen raten, zunächst all diese Dinge zu prüfen und ggf. einen Kollegen vor Ort für eine Einschätzung aufzusuchen. Das kann eine Schreiambulanz sein, ein Schlaflabor (es gibt spezielle Einrichtungen für Kinder), ein Sozialpädiatrisches Zentrum oder auch ein Kinder-und Jugendpsychotherapeut mit diesem Schwerpunkt. Ich drücke Ihnen auf jeden Fall die Daumen, dass der Sandmann bald einen besseren Job macht! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.08.2016