Panisches Schreien beim Zubettgehen

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Panisches Schreien beim Zubettgehen

Guten Abend Frau Dr. Bentz, Seit einer Woche haben wir ein Schlafproblem mit unserer Tochter 27 Monate (FG 30 SSW). Sobald sie ins Bett soll, egal ob mittags oder abends, erzählt sie uns, Sie sei nicht müde und lässt sich sonstige Ausreden einfallen. Wir hatten seit langem nie solche Probleme und konnten sie immer gut ins Bett legen. Allerdings reagiert sie sehr sehr sensibel aufs Zahnen und dadurch wurde der Schlaf oft unterbrochen. Ihr fehlen noch die letzten vier Backenzähne und diese sollten ja bald kommen. Nun fängt sie panisch an zu schreien, wenn wir ihr Zimmer verlassen wollen. Wir sollen bei ihr bleiben unf haben somit eine Matratze neben ihrem Bett gelegt unf bleiben dann mittags und nachts neben ihr liegen, damit sie nicht alleine ist. Das klappt bisher auch gut, sie beruhigt sich dann und ist erleichtert, dass jemand bei ihr ist. Nun meine Frage, kann solch ein Verhalten durch das zahnen kommen oder woran liegt so eine plötzliche Veränderung beim schlafverhalten? Ist es richtig, dass wir nun in dieser "Phase" bei ihr bleiben und mit ihr die Nacht in einem Zimmer verbringen? Ich habe damit kein Problem, sondern nur Angst, dass es zum Dauerzustand wird und wir die nächsten monate, Jahre unserer Tochter angewöhnen, dass immer jemand bei ihr sein muss um einzuschlafen. Unserer Tochter wollte vorher nie nachts und mittags bei uns sein, außer bei Krankheit und in heftigen zahnungsphasen. Über eine Antwort würde ich mir sehr freuen. Vielen Dank im Voraus!

von Simi1986 am 19.05.2016, 21:15


Antwort auf: Panisches Schreien beim Zubettgehen

Liebe Simi1986, zunächst freut es mich zu hören, dass trotz des verfrühten Starts Ihre Kleine ja offensichtlich ein gesundes, aufgewecktes Kind geworden ist! Ihre Sorge kann ich dennoch sehr gut verstehen, denn schließlich hat Ihre Tochter ja zuvor problemlos geschlafen. Dennoch: nicht jede plötzliche Verhaltensänderung muss gleich etwas bedeuten. Es können ganz banale Gründe die Ursache sein, wie etwa tatsächlich das Zahnen, ein Entwicklungssprung, Veränderungen etc. Aus Erwachsenenaugen ist das manchmal gar nicht alles so nachzuvollziehen. Da reicht es manchmal, dass eine neue Erzieherin in der Kita ist, dass man einen Urlaub verbracht hat, das Zimmer eine neue Farbe hat etc. In den allermeisten Fällen brauchen Sie sich also keine Sorgen machen! Das Thema Zahnen bzw. allgemein Schmerzen (insbes. Wachstumsschmerzen) kann man ganz gut testen, indem man dem Kind nach Absprache mit dem Kinderarzt für 3-4 Nächte ein Schmerzmittel (ca. 1 Stunde vor der Schlafenszeit) gibt. War tatsächlich eine Kopplung von Bett = Schmerzen mit entsprechender Erwartungsangst da, kann man dies so ganz gut löschen. Ansonsten gilt allgemein, dass Irritation und Unruhe - gleich welchen Ursprung - am besten mit Ruhe und Struktur begegnet wird. Das ist schwer, wenn man sich Sorgen macht, doch Beruhigen kommt eben von Ruhe. Die Kleinen brauchen in Zeiten von vermehrter Unruhe eben keine neue Methode, sondern das Gewohnte, Vertraute. Ferner ist es normal, dass Kinder in solchen Phasen vermehrt den Halt und die Nähe der Eltern suchen. Von daher ist es auch richtig und wichtig, Ihnen in solchen Zeiten dies zu geben. Das Argument, schlechte Gewohnheiten zu schaffen, lässt sich zwar nicht ganz von der Hand weisen. Doch Menschen (und erst Recht Menschenkinder) sind eben keine Maschinen. Trotz aller Konsequenz sollte man niemals blind für die Besonderheiten einer Situation oder der Individualität eines Kindes sein. Erziehung erfordert Ausnahmen, Anpassungen und Variation, was auch völlig ok ist, wenn ansonsten eine Struktur, widerkehrende Abläufe, gewohnte Rituale und feste Zeiten weitgehend vorhanden sind. ich würde daher empfehlen, Ihrer Tochter zunächst das zu geben, was sie braucht. 1 Woche hat noch keinerlei Aussagekraft, so was legt sich meist von selbst. Doch selbst wenn nicht - dann ist das Kid ja nicht in den Brunnen gefallen. Schlechte Angewohnheiten lassen sich ja mit liebevoller Geduld wieder korrigieren. Wir brauchen daher auch keine übetriebene Angst vor Ihnen zu haben oder überehrgeizig zu sein. Das Leben ist nun mal kein Lehrbuch. In diesem Sinne: in der Ruhe liegt die Kraft! Herzlichst, Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 25.05.2016