Nächtliches Schreien

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Nächtliches Schreien

Guten Abend. Mein Sohn ist jetzt 5 Wochen alt. Wir haben eig schon seit der Geburt mit blähungen zu tun. Anfangs haben wir aptamil pre gefüttert, danach sind wir auf Aptamil comfort umgestiegen. Aber keine Besserung in Sicht. Stuhlgang ist normal 1-2 mal am Tag. Am schlimmsten werden die schreiattacken nachts zwischen 3 und 4 Uhr. Er lässt sich nicht beruhigen. Haben Sie noch einen Tipp für mich? Der stuhl wird noch auf ein Pilz getestet. Vom mund Raum ist aber alles in Ordnung. Sabine tropfen ausprobiert. Windsalbe..... Ich habe das Gefühl es will dem kleinen nichts helfen. Lg

von Aimee2010 am 09.08.2016, 20:21


Antwort auf: Nächtliches Schreien

Liebe Aimee! es tut mir leid zu hören, dass Ihr Kleiner (und damit Sie alle) sich so quälen. Es ist daher richtig, dass sich an Ihren Kinderarzt gewendet haben, um organisch alles abzuklären. Weiter Fragen könnten sein, ob hier wirklich Kuhmilch-Unverträglichkeiten vorliegen. Auch gibt es die Möglichkeit, den Darm mit speziellen Bakterien aufzubauen. Doch dazu kann Ihnen Ihr Kinderarzt mehr sagen. Ansonsten ist es so, dass Blähungen gar nicht die eigentliche Ursache für Schreiattacken sind, sondern umgekehrt: das Kind schreit, verschluckt mehr Luft, atmet unregelmäßig und hat dann Blähungen. Löst sich dann ein Pups, denken die Eltern oft, dass sei die Ursache. Bei einem so jungen Baby gibt es noch keinen festen Rhythmus, sie werden noch zu sehr unterschiedlichen Zeiten munter oder müde. Auch die Anpassung an den Tag-Nachtwechsel muss erst passieren, und einige Kinder haben hiermit besondere Schwierigkeiten. Häufig ist das bei Frühgeburten der Fall oder, wenn die Mütter im letzten Schwangerschaftsdrittel viel liegen mussten, denn so fehlte die Bewegung im Mutterleib als sozialer Taktgeber. Das kann dann zu Unruhezuständen zu für uns Erwachsenen wirklich sehr ungemütlichen Zeiten führen, verwächst sich mit zunehmender Reife des Hirns aber in den allermeisten Fällen. Ich würde Ihnen daher raten, möglichst ruhig zu bleiben. Wenn Ihr Baby anfängt unruhig zu werden, nehmen Sie es rüber zu sich ins Bett oder auf den Arm, aber machen nicht gleich Licht an, Jalousien hoch und viel Aktion. Sprechen Sie wenig und weiterhin gedämpft. Eigentlich ist ja noch Nacht und das soll er ja auch noch merken. Wenn aber nichts mehr geht, stehen Sie auf und starten sanft in den Tag, d.h. nicht gleich mit Vollbespaßung und lauten, blinkenden Spielzeug. Vielleicht packen Sie ihn ins Tuch und machen erst einmal Frühstück oder Sie machen eine Babymassage. Nach und nach wird Ihr Kleiner lernen, „aha, das ist Tag, das ist Nacht“ – am besten helfen Sie ihm dabei, wenn sie einen festen Tagesablauf haben mit einigermaßen festen Zeiten. Wecken macht in diesem Alter noch keinen Sinn, aber Sie können z.B. zu festen Zeiten rausgehen, zu festen Zeiten Baden etc. Nutzen Sie alle sozialen Taktgeber wie Bewegung, Licht, Geräusche, Aktivitäten um zu zeigen, wann Tag, wann Nacht ist. D.h. nachts bitte immer nur gedämpftes Licht, beim Wickeln nicht viel Interaktion, nicht spielen und nur leise sprechen. Am Tag dagegen gern viel an die frische Luft, denn Lichteinfall und Bewegung begünstigen die Entwicklung eines Tag-Nachtrhythmus. Ich bin sicher, dass sich die nächtlichen Schreiattacken schnell legen. Allerdings ist es eben auch völlig normal, dass Kinder in diesem Alter noch recht häufig weinen. In diesem Alter im Schnitt um die 2,5 Stunden pro Tag. Manche tun das eher kompakt am Stück und sind sonst recht ausgeglichen, manche dagegen schreien immer mal wieder, dafür aber kürzer. In den kommenden Wochen ist es zudem typisch, dass die Gesamtschreidauer noch zunimmt, um dann mit drei, vier Monaten deutlich wieder abzunehmen. Das ist für junge Eltern belastend und anstrengend, doch leichter zu ertragen, wenn man weiß, dass es ein vorrübergehender Zustand und eben völlig normal ist. Alles Gute für Sie! Herzlichst, Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.08.2016