Meine Tochter möchte IMMER auf den Arm

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Meine Tochter möchte IMMER auf den Arm

Sehr geehrte Expertin, meine Tochter, 5 Monate, möchte absolut nicht alleine in ihrem Bettchen sein, selbst bei mir auf dem Sessel ist ihr noch nicht genug Körperkontakt. Glücklich ist sie nur, wenn sie auf dem Schoß sitzt oder auf dem Arm getragen wird, dann jauchzt sie oft vor Freude. Ansonsten schreit sie jedoch lautstark oder wimmert ganz erbärmlich. Wie schaffe ich es, dass sie sich auch ein wenig "mit sich selbst" beschäftigen kann? Der Hintergrund: Ich bin Freiberuflerin und kann es mir nicht leisten, beruflich noch länger auszusetzen. Leider reicht das Geld aber auch nicht für einen Babysitter - da liegt mein Stundenlohn nämlich niedriger, für Freiberufler gibt es ja auch keinen Mindestlohn o.ä.. Das Baby kann während meiner Arbeit gut in einem Raum sein, direkt neben mir im Bettchen oder auf einer Spieldecke o.ä. und ich berühre sie, gebe ihr Spielzeug, lächele sie an so oft es geht, sie wird gestillt, wannimmer sie (vermutlich) Durst hat (wobei sie auch da oft nach wenigen Sekunden mit dem Schreien anfängt) - aber ich brauche die Hände doch auch mal frei für den Computer. Auch wenn ich mal ans Telefon oder auf Toilette muss, weint sie umgehend. Was soll ich tun? Ich habe das Gefühl, sie benötigt 24/7 uneingeschränkte Aufmerksamkeit, Betreuung und Körperkontakt... Sie ist (nach Kinderarzt) gesund und zahnt noch nicht. Vielen Dank für die Unterstützung!

von feteforaine am 01.03.2016, 14:02


Antwort auf: Meine Tochter möchte IMMER auf den Arm

Liebe feteforaine, ich kann mir vorstellen, wie schwer es für Sie ist, alles unter einen Hut zu bringen. Sie hatten sicher das sicher anders ausgemalt und nun fehlt irgendwie ein Plan B, damit das Finanzielle auch stimmt. Doch leider habe ich für diese Situation keinen ultimativen Tipp, denn Ihr Baby verhält sich m.E. absolut altersangemessen. Ein Schreibaby ist Ihr Kind sicher nicht, denn dann würde es auch trotz elterlicher Nähe mehr schreien. Wenn Sie dagegen „nur“ eine Hand auf seinen Bach legen müssen, ist dies von der Entwicklung wirklich gut. Es gibt nur wenige Babys, die bereits mit fünf Monaten fröhlich über längere Zeit sich selbst beschäftigen können und zufrieden neben Ihrer Mutter liegen würden während diese Büroarbeiten macht. Wenn ein Kind schon fünf Minuten mal auf seiner Decke liegt und spielt, ist dies wirklich gut. Wir Erwachsenen haben da aber oft ganz andere Vorstellungen und haben gleich Bilder von Babys im Kopf, die das problemlos können. Kann das eigene Baby dies nicht, so fragt man sich gleich besorgt, was den falsch läuft und ob man es zu sehr verwöhnt. Doch je jünger ein Kind, desto weniger lässt sich dieses Verhalten im eigentlichen Sinne fördern. Hier dominieren Temperaments- und Reifeunterschiede und der elterliche Einfluss ist noch stark begrenzt. Natürlich können Sie nicht immer prompt reagieren, natürlich dürfen Sie auch in Ruhe auf die Toilette, Duschen etc. Lassen Sie Ihr Baby dabei zumindest in Hörweite (am besten auch in Sichtweite) und kündigen Sie immer an, wenn Sie den Raum verlassen (Ich gehe kurz ins Bad, bin gleich wieder da). Wenn Ihr Baby dann weint, versuchen Sie es zunächst verbal zu trösten (vielleicht auch durch singen) dann durch Körperkontakt und erst dann durch Hochnehmen. Weiterhin können Sie spielerisch kleine (!) Pausen üben, in denen Sie z.B. zu Ihrem Kind sagen, ich setzte mich jetzt an den Tisch und trinke einen Kaffee, wenn ich fertig bin, spielt ich wieder mit dir. Natürlich wird Ihr Kind das nur sinngemäß verstehen, doch es geht dabei darum, Ihrer Kleinen angstfrei die Erfahrung macht, dass Mama ja immer da ist. Babys in dem Alter haben noch begrenzte Selbstregulationsfähigkeiten und brauchen vielfach eben noch Rückversicherung durch die Eltern. Dies wird mit der Zeit und vor allem mit wachsender Mobilität besser, natürlich auch deshalb, weil ein Baby eben dann auch mehr Möglichkeiten hat, sich selbst zu beschäftigen. Fazit: Ich verstehe Ihre finanzielle Sorgen und den Druck, den Sie haben. Das ist sicher nicht leicht und kann natürlich auch dazu beitragen, dass ihr Kind anhänglicher reagiert. Wenn Ihr Geschäftsmodell keine Ausgaben für Betreuung erlaubt, Sie niemand innerhlab der Familie unterstützen kann (es reichen ja ein paar Stunden), gibt es aus meiner Sicht nur die Möglichkeit, hierzu Alternativen zu entwickeln oder eben in den Schlafphasen Ihrer Kleinen zu arbeiten. Den Tipp mit dem Stehtisch und einer Tragehilfe finde ich ebenfalls gut, den n so haben Sie die Hände frei und Ihre Kleine ist sicher über längere Phasen zufrieden. Vielleicht erkundigen Sie sich zudem beim Jugendamt oder der Agentur für Arbeit nach Zuschüssen / spezieller Förderung. Wenn Sie zudem planen, beruflich wieder aktiver zu werden, sollten Sie sich schon jetzt um einen Platz bei einer Tagesmutter / Kita bemühen, denn dort bestehen oft lange Wartezeiten. Viel Erfolg und Glück! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 06.03.2016


Antwort auf: Meine Tochter möchte IMMER auf den Arm

Vielleicht hilft dir meine Erfahrung. Ich hatte auch so ein 24 Stunden Baby. Unsere Lady war nie ablegbar. Sie musste sogar auf uns, am liebsten auf mir schlafen. Uns hat das TrageTuch und ein Laptop gerettet. So konnte ich meine Seminare vorbereiten und unsere Lady schmusen oder Körper Kontakt haben. Unsere Maus ist sehr früh mit sieben Monaten gelaufen und ab da war der Spuk vorbei. Ab da hat sie sich selbst beschäftigt und musste eher wieder eingefangen werden, weil ihre Umgebung soviel interessanter war. Unser Sohn War ähnlich. Auch bei ihm wurde es besser je selbst ständiger er wurde. Viel kraft für alles.

von emsiger am 02.03.2016, 18:35