Baby, 6 Wochen, Schreiphasen welche ich nicht zuordnen kann

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Baby, 6 Wochen, Schreiphasen welche ich nicht zuordnen kann

Sehr geehrte Frau Bentz, mein Baby ist 6 Wochen alt und bis vor 4 Tagen war er das liebste Baby überhaupt. Das das nicht ewig so weiter geht war mir klar. Nun hat er seit 4 Tagen täglich zum Abend und seit heute auch zum Nachmittag Schreiphasen, welche weder mit stillen (ich stille mit Stillhütchen seit der 2.Schwangerschaftswoche - bis jetzt komplikationsfrei) noch mit tragen, singen, schaukeln oder dem Schnuller (welchen er ebenfalls seit der ersten Woche, ohne Probleme nimmt) zu beruhigen sind. Ich rätsel was die Ursache sein könnte und was ich tun kann um ihn zu beruhigen bzw. erst gar nicht in diese schlimme Schreiphase zu kommen. Er ist jetzt immer nach längerem schreien, erschöpft mit dem Schnuller eingeschlafen. wenn ich ihm die Brust angeboten habe, hat er nur noch heftiger geschrieen und diese abgelehnt. Allerdings nimmt er diese, nachdem er nach einer Weile des schlafens, wieder wach geworden ist, ohne Proleme. Viele Grüße, Sandra Kretzschmar

von SandraKretzschmar am 07.06.2016, 16:26


Antwort auf: Baby, 6 Wochen, Schreiphasen welche ich nicht zuordnen kann

Liebe Sandra, das Wichtigste ganz zuerst: keine Panik! Sie haben sicher nach dem Stichwort "Schreibaby" recherchiert und sind deshalb in diesem Forum gelandet. Vielleicht haben Sie auch den ein oder anderen Katastrophenfall gelesen und sich nun völlig verunsichert. Doch vier Tage oder auch mal zwei, drei Wochen haben noch keinerlei Aussagekraft. Solche Phasen sind normal und ebenso normal ist es, dass selbst Fachleute nicht immer den Grund dafür finden. Erst wenn solche Probleme länger als drei Wochen anhalten und keinerlei organische Erklärung vorliegt, wären erste Überlegungen in Richtung exzessiven Schreien angemessen. Lassen Sie sich also nicht durch zu viele Informationen und ungelegte Eier verunsichern! Nicht alles, was sein kann, wird auch sein. Ich würde Ihnen raten, sich an Ihren Kinderarzt und Ihre Hebamme zu wenden. Der Kinderarzt kann zur Ihrer Beruhigung mal alles checken und Ihre Hebamme kann Ihnen bezüglich des Stillens noch mal Tipps geben. Manchmal ist es einfach nur eine andere Stillposition, die hilft oder ihr Kleines hat einen Schub und erscheint daher "Nimmersatt" ... Lassen Sie ansonsten nicht dazu verführen alles Mögliche zu probieren. Das verwirrt Ihr Kind noch mehr. Ihr Kind braucht jetzt vermutlich viel Ruhe und gewohnte Abläufe, nicht ständig wechselnde Beruhigungsmethoden. Wenn Ihr Kind wieder einmal so eine Attacke hat, packen Sie es in ein Tragetuch oder in den Kinderwagen und gehen ein bisschen raus. Wenn es abends oder nachts ist, sollten Sie darauf verzichten und es stattdessen einfach angekuschelt im Arm halten. Versuchen Sie im Alltag regelmäßige Ruhepausen einzuhalten und achten Sie darauf, den Tag früh ausklingen zu lassen. "Aufregendes" wie Besuche, Einkaufen, Babykurse etc. sollten Sie wohl dosieren und den Alltag nicht mit Aktivitäten überfrachten. Dazu ein möglich regelmäßiger Rhythmus - dann haben Sie schon die wichtigsten Ruheanker neben Ihrer eigenen Ruhe! Und zu guter Letzt – suchen Sie sich unter anderen jungen Müttern Verbündete und lassen Sie sich wo möglich unterstützen. So ein Tag mit brüllendem Baby kann sich wie Kaugummi ziehen und bietet viel Platz für trübe Gedanken, da helfen ein offenes Ohr und tatkräftige Hände einfach ungemein! Ihnen beide alles Gute! Ich drücke die Daumen, dass der Spuk bald vorbei ist, Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 10.06.2016