Baby 14 monate wacht jede 20min auf

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Baby 14 monate wacht jede 20min auf

Hallo, mein Sohn ist jetzt 14 monate alt. Er hat noch nie nachts durchgeschlafen. Jetzt ist es aber so das ich ihn mit 11 Monaten abgestellt habe, er bei mir schon im Bett schläft und trotzdem jede 20min. Wach wird. Manchmal trinkt er Wasser und manchmal will er nur geschaukelt werden. Er will immer zum schlafen geschaukelt werden sonst kann er nicht einschlafen.

von Viktoria-94 am 23.08.2016, 06:53


Antwort auf: Baby 14 monate wacht jede 20min auf

Liebe Victoria-94! Sie haben leider keine konkrete Frage gestellt, doch ich nehme an, Sie interessieren Sie am meisten dafür, wie Sie das Schlafverhalten verbessern können. Eines ist klar, selbst wenn ich hier keine Ferndiagnosen stellen möchte, und ich nur wenige Angaben habe, wenn Sie wirklich (und nicht nur gefühlt) alle 20 Minuten nachts von Ihrem Kleinen geweckt werden, und die der Zustand schon länger als 2-3 Wochen anhält, sonst keinerlei Infekte oder organische Probleme vorliegen und kein akutes Ereignis wie etwa ein Klinikaufenthalt, Umzug, Kitaeingewöhnung voranging etc. – kann man hier von massiven Schwierigkeiten ausgehen. Auch wenn ich gerne helfe, muss ich Ihnen realistischerweise leider sagen, dass ich es für unwahrscheinlich halte, dass hier ein paar Tipps aus einem Forum wie diesem hier wirklich einen Beitrag zur Besserung leisten können. Solche Schlafstörungen entstehen nicht von heute auf morgen und gehören immer (!) in die Hand von Profis. Hier hilft kein Tee, keine Massage, kein noch so schönes Ritual, hier müsste von Grund aus geguckt werden, warum der Sandmann bei Ihnen solche Probleme macht. Selbst Dinge, die allgemein hilfreich sind, können möglichweise hier sogar das Leiden verlängern. So setzt z.B. jeder Art von Schlaftraining und sei es noch so sanft voraus, dass ein Kind schlafen kann und ihm nur entsprechende Lernerfahrungen fehlen. Doch nicht immer ist die der Fall. Daher müsste zunächst vor allem geguckt werden, ob nicht eine bisher nicht entdeckte Grunderkrankung dieses häufige Aufwachen begründet. So gibt es neben neurologischen Störungen, Herzproblemen und Stoffwechselerkrankungen auch recht banale Dinge wie etwa Schafapnoe, Schnarchen etc. die jedoch zu hartnäckigsten Schlafproblemen führen können. Hier ist es ratsam, interdisziplinär vorzugehen und Ihr Kind in einem Sozialpädiatrischen Zentrum vorzustellen. Gleichsam würde ich –sofern dort nicht möglich – ein Schlaflabor machen lassen. Dies bedeutet einen stationären Aufenthalt von 1-2 Nächten und ist sicher nicht gerade besonders nett und entspannt, doch werden hier nicht nur Dinge wie Sauerstoffsättigung, Puls, etc. erfasst, sondern auch die Hirnströme abgeleitet (EEG), so dass man ganz genau gucken kann, was hier los ist. Chronischen Schlafstörungen in diesem Umfang bedeuten nicht nur extrem belastende Nächte, und entsprechend angespannte Tage, sondern stellen auch ein Entwicklungsrisiko da. Mit 14 Monaten ähnelt der normale Schlafzyklus eines Kindes schon sehr dem eines Erwachsenen, 20 Minuten Schlaf am Stück sind einfach zu kurz und egal an welchem Schlaf es fehlt (REM Schlaf oder Tiefschlaf) – wichtig sind beide! Fehlt eines der beiden kommt es zu einem Überhang und das Hirn versucht verzweifelt am Tage, die Defizite wieder auszugleichen. Dies zeigt sich dann deutlich durch Tagesmüdigkeit, eine geringe Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne, motorische Unruhe und erhöhter Weinerlichkeit, stark gesteigerten Wutanfällen, geringer Frustrationstoleranz, erhöhter Infektanfälligkeit, Gewichtsproblemen etc. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, doch manchmal werden mir Schlafprobleme zu sehr bagatellisiert und einfach blind ans Durchhalten der Eltern appelliert. Hier durch entsteht so manch überflüssiges Leid, denn so hoch der Leidensdruck auch ist- Schlafprobleme – und das gilt für Groß und Klein – lassen sich gut behandeln und erfordert meist nicht einmal eine Handvoll Termine. Weiter abwarten und gucken dass sich das auswächst halte ich dagegen für die falsche Strategie! Woher sollte denn plötzlich eine Besserung kommen? So sehr es mich auch freut, wenn Menschen wie Sie mir Ihr Vertrauen schenken: nutzen Sie Ihre kostbare Restenergie nicht weiter, um sich im Internet auf die Suche nach Hilfe zu machen, sondern um kompetente Ansprechpartner vor Ort zu finden. Ein Grund, sich zu schämen gibt es nicht! Alles Gute für Sie und möge der Sandmann bald den Weg zu Ihnen finden! Herzlichst, Ihre Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 29.08.2016