Ab wann auf das Schlafverhalten achten

Dr. rer. nat. Meike Bentz Frage an Dr. rer. nat. Meike Bentz Diplom-Psychologin

Frage: Ab wann auf das Schlafverhalten achten

Liebe Frau Dr. Bentz, unser Sohn ist 11,5 Wochen alt, korrigiert 8 Wochen. Er musste aufgrund eines vor dem Muttermund verlaufenden Blutgefäßes bei mir so früh geholt werden. Wog entgegen der Schätzungen nur 2300g und war ansonsten top fit, fiel jedoch 1h nach der Geburt in einen massiven Unterzucker und kam 4 Tage auf die Kinderstation mit Glucose Infusion, danach durften wir ihn mit 2200g mit nach Hause nehmen. Von Anfang an ließ er sich gar nicht ablegen, er suchte immer Wärme und Körperkontakt. Solange er das bekommt und alle 1-2h gestillt wird, ist er recht zufrieden und entwickelt sich super. Das heißt aber auch, daß er bis jetzt nur mit Körperkontakt schläft, das Babybay bleibt leer. Meistens schläft er auf uns, manchmal auch direkt daneben. Schlafdauer max 2,5h, meistens eher nur 1h, dann hat er wieder Hunger. Allerdings schläft er seit ca. einer Woche immer schlechter bzw findet kaum noch in den Schlaf. Schnuller nimmt er keinen da muss dann für das Dauernuckeln meine Brust her halten. Meine Frage ist nun, ob das noch ein recht normales Verhalten für ein 8 Wochen ( korrigiert) altes Baby ist, das evtl auch am Wachstumsschub liegt, oder ob wir schon aufpassen müssen dass wir keine schlechten Gewohnheiten einführen? Kann man auch bei einem so kleinen Baby eine Schlaferziehung einführen? Er kann ja noch nicht mal Tag und Nacht unterscheiden... Wer könnte uns ggf unterstützen, gibt es dafür spezielle Beratungsstellen? Herzlichen Dank und viele Grüße!

von Karlafrodo am 13.05.2016, 09:59


Antwort auf: Ab wann auf das Schlafverhalten achten

Liebe Karlafrodo! ich kann Ihre Sorgen gut nachvollziehen. Mit späten Frühchen fällt man irgendwie aus dem Raster. Die Situation ist natürlich keinesfalls vergleichbar mit extremen Frühgeburten, dennoch ist einiges anders. In der gegenwärtigen Forschung wird daher auch diskutiert, ob man diesen Fällen nicht mehr Beachtung schenken muss. Die "big points" wie Gewichtszunahme und psychomotorische Entwicklung laufen zwar meist gut, gleichwohl aber scheinen diese Kinder wie eben auch "richtige" Frühgeborene ein erhöhtes Risiko für frühkindliche Regulationsschwierigkeiten zu haben. D.h. nicht, dass Ihr Kind ein Schreibaby ist oder wird! Aber es kann sein, dass gängige Tabellen und Entwicklungsverläufe nicht so ganz passe werden und man immer mal wieder etwas genauer gucken muss. Zu Ihrer Frage: Für ein Schlaftraining gleich welcher Art ist es noch zu früh! Hierzu fehlen Ihrem Kind einfach noch die notwenigen Voraussetzungen: es kann noch nicht in Ursache-Folgen denken (das immer noch oft empfohlene Schreien lassen wäre daher nur Dressur und kein Lernen), und es verfügt noch nicht über die notwendigen Regulationsmechanismen. In diesem Alter ist Schlafen weit weniger eine Frage des Lernens als des Könnens (= Reife) Dennoch müssen Sie nicht passiv bleiben, sondern können als Wegweiser dienen! Das Wichtigste dabei ist das Vorleben eines stabilen, vorhersehbaren und nach gleichförmigen Mustern ablaufenden Rhythmus mit widerkehrenden Ritualen. Ihr Kind funktioniert in diesem Alter natürlich noch nicht wie ein Uhrwerk, doch es hilft Kindern ungemein, wenn wir Erwachsenen dies vorleben. Konkret: Stehen Sie zu (einigermaßen) bestimmten Zeiten auf, versuchen Sie zu bestimmten Zeiten raus zu gehen, zu essen, etc. und gehen Sie gleichzeitig auf die Bedürfnisse Ihres Babys ein, was noch "seine" Zeiten hat. Nutzen Sie aktiv Licht, Geräusche, Aktivitäten und Bewegung als sozialen Taktgeber für die innere Uhr und Rituale als Signale. So lernt Ihr Baby schnell, was wann auf dem Programm steht. Natürlich müssen Sie sich nicht als Dauernuckel zur Verfügung stellen. Es ist völlig ok, wenn Sie Ihr Kind liebevoll an andere Beruhigungshilfen (Schnuller) gewöhnen. Meist klappt das im entspannten Ruhezustand besser als bei Übermüdung. Gleichwohl kann es doch mehrere Tage Geduld erfordern. Wichtig sind allgemein zwei Dinge: 1) überfrachten Sie Ihr Kind nicht mit allerlei wechselnden Beruhigungsmethoden, sondern bleiben Sie bei einer Sache. Beruhigen kommt von Ruhe, und es ist sicher kein natürliches Bedürfnis wenn Kinder an stundenlanges Wippen auf dem Pezziball vor laufendem Fön u.Ä. zum Einschlafen gebracht werden. 2) Weiterhin sollten Sie nichts einführen, was Sie nicht dauerhaft durchführen können. Ein Kind muss sich an Dinge gewöhnen können, d.h. vor ca. 14 Tagen können Sie gar nicht erkennen, ob eine Sache erfolgreich ist oder nicht. Überlegen Sie daher auch immer, ob etwas gut für Sie ist. So ist Tragen z.B. sicher empfehlenswert, doch es gibt Eltern, die das einfach nicht können oder möchten. Dann muss eben nach Alternativen geguckt werden. Ich gebe nicht oft Empfehlungen, aber für frischgebackene Eltern gibt es ein Standardwerk, was ich immer gern empfehle und zwar Remo H. Largos „Babyjahre“. Hier gibt es wissenschaftlich fundiertes Grundlagenwissen in verständlicher Sprache und völlig „moralinfrei“. Vielleicht wäre das auch was für Sie! Ansonsten habe ich keine Bedenken! Sie machen doch alles prima! Mit der Zeit werden Sie mehr Zutrauen in Ihr Kind und sich haben, was vieles entspannter werden lässt. Ihnen allen alles Gute und viel Freude an- und miteinander! Herzlichst, Meike Bentz

von Dr. Meike Bentz am 18.05.2016


Antwort auf: Ab wann auf das Schlafverhalten achten

Hallo, wir hatten auch einen schweren Start und ich kann dir nur raten Geduld zu haben und ihm zu geben was er braucht. Was uns auch sehr geholfen hat ist am "Geburtstrauma" mittels Osteopathie zu arbeiten. Es wurde nach jeder Sitzung besser. Ich hab das zunächst für völligen Humbug gehalten, aber bin eines besseren belehrt worden. Mach kein Schlaftraining. Er ist viel zu klein und braucht dich im Moment einfach. Ich hab auch anfangs damit gehadert, aber die Zeit vergeht so schnell. Jetzt hab ich einen Zwerg der mutig die Welt erobert und sehr entspannt ist Du darfst mir auch gerne eine PN schreiben. Lg

von Hasenbande am 14.05.2016, 15:19