Trennung früher oder später?

Hallo alle zusammen,

ich dachte eigentlich nie, dass ich mal bezüglich meiner Partnerschaft die Hilfe fremder Personen aus dem Internet beanspruchen wollen würde, aber unabhängige Meinungen findet man im persönlichen Umkreis selten.

Vorsicht, der Text wird vermutlich lang. Zu meinem Problem:

Ich bin mit meinem Freund seit etwa 2,5 Jahren zusammen. Unser gemeinsamer Sohn wird Ende Oktober 1 Jahr alt. Er zog von Kiel nach Berlin zu mir und das erste Jahr lief sehr stressfrei. Abgesehen von kleineren Kabbeleien, die wirklich nie der Rede wert waren. An dem Tag, an dem ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, stellte sich zeitgleich heraus, dass mein Partner mich in vielen unwichtigen und wenigen wichtigen Dingen angelogen hatte. Manche dieser Sachen waren wirklich lächerlich (Beispiel: Er gab an, seine Katze sei gestorben, dabei musste er sie "nur" zurück ins Tierheim bringen, da sie nicht aufhörte die Wohnung zu markieren) und andere wiederum schon besorgniserregend (Beispiel: er gab an, einen Führerschein zu besitzen. Nach dem mein Vater und ich den Papierkram erledigt hatten, um ihn in die Versicherung meines Autos mit aufzunehmen, wollte ich ihn wieder ans Lenkrad gewöhnen in einer Seitenstraße Berlins. Laut eigener Angabe sei er seit Ewigkeiten nicht gefahren, also schien mir das normal. Auf Drängen meines Vaters hin bestand ich allerdings davor noch darauf, den Führerschein zu sehen. Nach vielen hin und her gab er dann zu, keinen zu Besitzen.)
Um es kurz zu fassen, ließ ich ihn auflisten, worin er mich noch angeschwindelt hatte. Wir redeten 3 Tage sehr intensiv miteinander über dieses Verhalten. Er gelobte Besserung, ich war Willens, ihm eine zweite Chance zu geben.
Vorgespult - Schwanger im 10. Monat. Wir bekommen endlich eine Zusage zu einer bezahlbaren 2,5 Zimmer Wohnung. Ich verspreche, alle nötigen Unterlagen innerhalb einer Woche nachzureichen. Darunter eine Schufa-Auskunft beider Vertragspartner- ihm und mir. Nach kurzem hin und her gesteht er mir, er habe Schulden in Höhe von 15-20k Euro. Er wisse es nicht genau, er habe seit Ewigkeiten keine Post mehr geöffnet. Auch hier folgten lange Gespräche, ein Nervenzusammenbruch meiner Seite und das gegenseitige Versprechen, dass wir das nun irgendwie zusammen angehen und bewältigen. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich bereits hilflos und alternativlos. Ich wollte nicht schon allein erziehend sein, noch bevor das Kind überhaupt das Licht der Welt erblickt hatte. Abgesehen davon gibt man eine Familie ja nicht so schnell auf, richtig?!
Vorgespult - vor 4 Wochen. Ich verabschiede mich, da ich einkaufen gehen wollte. Währenddessen passt mein Partner immer auf unseren Sohn auf. Unten fiel mir ein, dass ich etwas in der Wohnung vergessen hatte und rannte noch mal hoch. Ich hörte unseren Sohn bereits im Hausflur schreien. Kein Quengeln, richtiges ausgewachsenes "Nimm mich sofort hoch, ich brauche dich, JETZT!" Schreien. Beim Betreten der Wohnung erwartete ich eigentlich meinen Partner beim Kind zu sehen. Stattdessen saß er auf dem Balkon, schaute sich ein Video auf dem Handy an und war mit seiner anderen Hand beschäftigt. Ich überlasse alles weitere der Fantasie. Natürlich ging ich sofort zum Baby, nahm ihn hoch und ließ laut meine Tasche auf den Boden knallen. Entschuldigungen und Ausflüchte folgten. Diese Auseinandersetzung endete zwei Tage später, nach sich wiederholenden Diskussionen und Beteuerungen der Besserung. Ich ließ das Thema irgendwann Ruhen und habe nun als Konsequenz gezogen, die beiden vorerst nicht länger als wenige Minuten allein zu lassen, bis ich wieder Vertrauen fassen kann.
Vorgespult - Heute. Es war Post vom Insolvenzberater im Briefkasten. Ich habe diese ohne ihn geöffnet, da er noch auf Arbeit ist. Er weiß, dass ich alle Post öffne und habe dazu auch sein Einverständnis. Darin war ein Schrieb bezüglich zweier Forderungen, die von der Restschuldbefreiung ausgeschlossen sind. Eine davon auf Grund unerlaubter Handlungen, die eine Schuld in Höhe von 4500€ mit sich ziehen. Er gab diese Schuld bei mir und seiner Schuldnerberatung als "nicht bezahlte Fortbildungsmaßnahme" aus. Tatsächlich hatte er bei seinem alten Arbeitgeber in Höhe von 3000€ geklaut und daraufhin vereinbarte Ratenzahlungen schlicht missachtet.

Zwischenzeitlich sind mehrere kleinerer Dinge vorgefallen, die aber nicht nennenswert sind. Ich bin am Ende meiner Geduld und Kräfte. Ich weiß, dass ich selbst Schuld bin, da ich offensichtlich sehr naiv an diese Sachen heran gegangen bin, trotz dem ich es hätte besser wissen müssen. Ich mache mir sehr viele Vorwürfe, aber davon wird es nun auch nicht ungeschehen. Noch bin ich in Elternzeit, danach fange ich in einem neuen Job unter geringer Lohnaussicht an. Ursprünglich war mein Plan im Sommer kommenden Jahres eine Ausbildung im öffentlichen Dienst als Verwaltungsfachangestellte anzunehmen. Das bekämen wir zu zweit finanziell gestemmt. Würde ich ihn jedoch nun verlassen, müsste ich nicht nur meine Wohnung aufgeben, sondern auch weiterhin in einem Beruf arbeiten, bei dem ich selbst in Vollzeit noch zum Großteil vom Amt abhängig wäre.
Nun zu meinem Dilemma: Ich hadere mit mir, ob ich für den Zeitraum der Ausbildung mit meinem Partner zu Gunsten der weiteren Zukunftsplanung und finanzieller Unabhängigkeit für meinen Sohn und mich gute Miene zum bösen Spiel machen soll oder ob ich trotz aller Widrigkeiten lieber sofort eine Trennung anstreben sollte? Natürlich kann mir keiner diese Entscheidung abnehmen, aber ich würde dennoch gern wissen, wie ihr euch in einem solchen oder ähnlichen Fall entscheiden würdet.

Wenn ihr noch Fragen habt, beantworte ich diese gern, sofern dies zu einer besseren Meinungsbildung führen sollte.

Vielen dank, wer bis hier hin noch gelesen hat!