Mehrsprachig aufwachsen

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Geschrieben von katschnuffel am 18.05.2015, 3:46 Uhr

Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Hallo,
nach langem Überlegen brauche ich einen Rat! Wir haben zwei Söhne 7 und 3. Mein Mann ist Spanier, jedoch hier aufgewachsen. Schwiegereltern leben hier und untereinander wird Spanisch gesprochen. Sind wir alle zusammen kommt auch eine Mischung aus beidem vor.
Unser großer lag sprachlich hintendran. Es ergab merkwürdige deutsche Sätze mit spanischer Grammatik. Aus Angst hat mein Mann dann spanisch eingestellt. Er versteht vieles, spricht wenig. Bei Nummer zwei ist er konsequenter. Er ist jedoch sprachverzögert, wenn man davon so jetzt noch sprechen kann. Wurde bereits an beiden Ohren operiert, sämtliche hno und diagnostische Untersuchungen sind gemacht und haben Logopädie begonnen. Er versteht beide Sprachen erledigt Anweisungen. Sprechen gibt es gar nicht bis kaum richtig ausgesprochenes. Er lautiert und wiederholt ständig die Personen, die im wichtig sind. Am liebsten macht er alles "leine". Sprich lieber selbst als zu sprechen. Er ist motorisch recht weit, klettert und kommt alleine wieder runter etc.. Die Worte, die er spricht sind gemischt aus beiden Sprachen und seiner Fantasie. Wir haben nun schon für das kommende Jahr einen stationären vierwöchigen Therapieplatz. Gehe jetzt erneut zur hno Kontrolle. Ich bin so verzweifelt und traurig, dass mein Mann und ich überlegen spanisch bei uns im Haus und mit ihm zu lassen,damit er sich auf eines konzentrieren kann. Es gibt noch keinen Grund für die fehlende Sprachentwicklung und das Argument zweisprachig überzeugt mich nicht mehr. Ich wäre einfach nur froh, wenn ich Kleine Fortschritte sehen könnte. Einzig zu sehen,dass er sonst sehr aufgeweckt und glücklich ist, hilft mir nicht auszuflippen. Jedoch die mangelnde
Kommunikationsfähigkeit macht ihm langsam im Kindergarten zu schaffen. Aber er macht dann lieber "leine". Hat jemand ähnliche Erfahrungen? Ideen?Zweitsprache ein Hindernis? Zweitsprache aussetzen? Sinnvolle Therapie (wobei ich nicht für das Übertherapieren bin)? Puh. Ich sage schon einmal DANKE.
Liebe Grüße
Katschnuffel

 
8 Antworten:

Re: Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Antwort von Kacenka am 18.05.2015, 9:54 Uhr

Das ist natürlich schwierig für euch und fordert viel Geduld und Nerven. Ich kann verstehen, dass Du Dir Sorgen machst und lieber aufgeben willst.
Natürlich kann Euch keiner raten und ich kann nicht wissen ob meine Meinung für euch richtig ist. In Deiner Situation wäre ich wahrscheinlich genauso ratlos und unentschlossen.

Es gibt aber auch durchaus Argumente dagegen, bei solchen Schwierigkeiten auf Einsprachigkeit umzustellen: das Kind hat ja bisher beide Sprachen gelernt und braucht den weiteren Input in beiden Sprachen um sich zu entwickeln. Es gibt ja auch Untersuchungen wo festgestellt wurde, dass die Muttersprache gut entwickelt sein muss, wenn die Zweitsprache gut gelernt werden soll. Fehlt die Möglichkeit, die Muttersprache weiterzuentwickeln, wird auch das Erlernen der Umgebungssprache (Zweitsprache) erschwert.
Bei Euch ist zwar die Situation anders, da wahrscheinlich ohnehin das Deutsche dominiert und Spansich von Anfang an schwächer war. Nur - wenn Eure Kinder gar nicht mehr Spanisch hören, fällt ja die Kommunikation mit der halben Familie weg. Deshalb würde ich als Eltern die gewohnten Sprachen nicht aufgeben wollen, denn ich mag nicht glauben, dass die Mehrsprachigkeit die Ursache für Euer Problem ist.
Da Ihr Deutsch als Umgebungssprache habt, werdet Ihr wahrscheinlich logopädische Unterstützung in deutsch erhalten. Darauf würde ich mich wirklich konzentrieren - die in der Familie eingeführten Sprachen aber ganz unbeirrt beibehalten - also ohne Krampf weiter so sprechen, wie Ihr es in der Familie immer getan habt und üben, wie es die Logopäden empfehlen, nur für deutsch.

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Re: Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Antwort von germanit1 am 18.05.2015, 16:39 Uhr

Dass dein Grosser deutsche Saetze mit spanischer Grammatik spricht zeigt, dass er die Grammatik der jeweiligen Sprache verstanden hat, ihm aber die Woerter in der Sprache fehlen. Meiner macht das gleiche in beiden Sprachen. Die Klassenlehrerin war ganz erstaunt, dass er so gut in Grammatik ist (machen die jetzt viel in der Schule).

Bei uns hat ein Aufenthalt in Deutschland, wo Kind nur Deutsch gehoert hat, den Durchbruch in Deutsch gebracht. Da war Kind fast 5 Jahre alt. Ich spreche mit meinem Kind nur Deutsch.

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Re: Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Antwort von DK-Ursel am 18.05.2015, 17:16 Uhr

Hej!

ich schließe mich wie so oft Kacrenka an.
Es ist schwer zu raten und ichwäre sicher auch besorgt, aber ich kann auch nicht glauben, daß es an den beiden Sprachen liegt.
Ich kenne durch die Jahre in diversen Mehrsprachenfällen etliche Fälle, wo aus verschiedensten Gründen die Logopäden und andere "Fachleute" zur Einsprachigkeit geraten haben,die eltern dies nicht tun wollten oder konnten und es schließlich doch gelang, die Kinder zum "normalen Reden" in 2 Sprachen zu bekommen.
Einer Mutter mit deutlich sprachverzögertenZwillingsfrühchen riet man energisch ab, ihre Muttersprache (Amerikanisch) hier in Dk zu sprechen -die Kinder sprachen deutlich später, aber beide beide Sprachen!!!
Aber sie mußte wirklich sehr stur sein

Wir sind hier meistens keine Logopäden - aber Logopäden meistens eben auch keine fachleute im Bereich dermehrsprachigkeit, und es ist oft eine bequeme und schnelle Lösung, die Ursache darauf zu schieben.

Meine Jüngste hat erst mit 3 Jahren angefnagwen, etwas zusagen - das war sehr ungewöhnlich, nachdem sie ihre viel und früh sprechende große Schwester vorgelegt hatte. Mir war bei der Kleinen aber immer wichtig und beruhigend, daß sie deutlich verstand, was in beiden Sprachen zu ihr gesagt wurde.
Das scheint doch zumindest bei Deinen Kindern der Fall zu sein - dann liegen doch die Probleme nicht an sowas wie "Überforderung" o.ä.
Genauso wenig bedenklich finde ich,daßder Große die spanische Grammatik anwendet - das ändert sich, denn Deutsch ist Eure Umgebungssprache und wird von selber stark werden.
Manche Kinder brauchen eben länger für das eine, andere für das andere.
.
Ihr macht ja sicher viele Singspiele, lest in beiden Sprachen vor, albert mit Sprache rum, reimt etc. - bleibt dabei!
Manchmal platzt derKnoten unerwartet.
Nur Mut!

und erzähl doch,wie es weitergeht, ja?


Gruß Ursel, DK

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Re: Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Antwort von Silvia3 am 18.05.2015, 22:10 Uhr

Ich habe jahrelang Englisch mit meinen Kindern gesprochen, bei der großen Tochter mit guten Erfolg, aber unsere Kleine hatte leider auch viele logopädischen Probleme und war deutlich sprachverzögert. Ich habe dann, als sie ca. 5 Jahre alt war, für ein Jahr Englisch ausgesetzt und mit ihr hauptsächlich Deutsch gesprochen. Das war eigentlich das Anfang vom Ende ihrer Zweisprachigkeit. Während meine Große wirklich gut Englisch kann, beherrscht die Kleine es passiv ganz gut, aber ihr aktives Englisch ist schwach. Zwar ist es immer noch deutlich besser als bei gleichaltrigen Schulkameraden, aber eben weit von Zweisprachigkeit entfernt. Sie war nach diesem Jahr auch extrem unwillig, Englisch wieder aufzunehmen und obwohl ich mich noch lange bemüht habe, hat dieser Bruch wahrscheinlich dazu geführt, dass Englisch bei uns in der Familie mehr oder weniger eingeschlafen ist. Mit der Großen spreche ich ab und an noch länger Englisch, mit der Kleinen kaum, sie hat kein Interesse. Für ihr Deutsch hat das Aussetzen der englischen Sprache keinen spürbaren Fortschritt gebracht, die Probleme haben sich erst in den letzten 2-3 Jahren verwachsen und sie ist inzwischen immerhin 14 Jahre alt.
Soviel als Bericht von mir, wirklich etwas raten kann ich Dir nicht.

Alles Gute!
Silvia

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Re: Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Antwort von reblaus am 19.05.2015, 9:57 Uhr

Könnt ihr als Familiensprache das Spanisch einführen?
Wenn der Lütte nun Logopädie auf Deutsch bekommt, verschwindet das Spanisch völlig und selbst wenn wird er die Aussprache nie richtig lernen. Das Deutsch aus dem Umfeld ist mächtig. Das langt. Meine Tochter hat 2,5 Jahre Logo in D gehabt (3,5-6 ) nun hat sie seit 1,5 Jahren Spanisch in der Schule und im Umfeld. Sie kann Deutsch richtig aussprechen, aber ihre spanische Aussprache ist wesentlich besser als die der Brüder und die sind nur zwei Jahre älter. Die haben die Logo später gehabt und auch nicht so lange , aber sie waren zwei Jahre in D in der Schule...
Wenn ich besser Spanisch könnte , würde das Deutsch hier verschwinden und meine Tochter es zwar verstehen, aber weder sprechen noch lesen können.
Sie redet von sich aus auch in valenciano mit mir ... so lerne ich da auch noch Worte davon.

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Re: Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Antwort von streepie am 20.05.2015, 10:21 Uhr

Ich denke auch nicht, dass die langsame Sprachentwicklung mit der Zweisprachigkeit zu tun hat. Dein Mann soll weiterhin mit beiden Kinder Spanisch sprechen. Das Kinder Sprachen mischen, kommt häufig vor - der Wortschatz ist noch nicht ausreichend ausgeprägt, so dass sie sich an beiden Sprachen "bedienen". Genauso ist es mit der Grammatik - meine Tochter (7) z.B. spricht deutsch mit französischer Grammatik - so langsam differenziert sie aber zwischen den beiden Sprachen.

Wir leben in Frankreich, und sprechen zu Hause deutsch. Meine Tochter hat erst mit 2 angefangen zu sprechen, und am Anfang auch nur deutsch (und Fantasieworte gab es auch genug darin!). Ihre französische Tagesmutter hat sie ein Jahr lang angeschwiegen, und auch in der 1. Klasse der Maternelle (also mit 3) hat sie auch so gut wie kein Französisch gesprochen (aber alles verstanden). Erst mit vier hat sie plötzlich angefangen, französisch zu sprechen, und war dann, zu der Verwunderung ihrer Lehrerin (und uns) genauso gut oder besser als ihre (einsprachig) französischen Klassenkameraden.

Wenn er tatsächlich Probleme mit den Ohren hatte, also eventuell schlecht gehört hat, dann ist die langsame Sprachentwicklung darauf zurückzuführen, und nicht auf die Zweisprachigkeit.

Kopf hoch
Connie

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Re: Zweisprache aufgeben? Hilfe!

Antwort von Babette 123 am 20.05.2015, 15:37 Uhr

Hallo,
bitte auf keinen Fall die Zweisprachigkeit aufgeben!
Ich empfehle das e-book"Mehr als eine Handvoll Worte. Von der Kunst, Kinder mehrsprachig zu erziehen" von R. Fehlings de Acurio

Ich war in einer ganz ähnlichen Lage und das Buch hat mir sehr geholfen!

Grüße von Babette 123

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Danke!

Antwort von katschnuffel am 20.05.2015, 18:14 Uhr

Vielen Dank für eure lieben und hilfreichen Antworten. Ihr schreibt, was wir uns wünschen und wollen. Dennoch kommen öfters Zweifel, gerade weil keine Fortschritte zu erkennen sind. Bin nun auf den erneuten HNO -Termin gespannt und werde ggfs. die Logopädin wechseln. Er mischt beides und er will kommunizieren, auch wenn es eine Mischung aus allem ist und noch Fantasiesprache, ich verstehe ihn. Den Rest schaffen wir hoffentlich.
Liebe , heute etwas zuversichtlichere, Grüße
katschnuffel

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