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Geschrieben von Joaninha am 25.06.2018, 9:56 Uhr

Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Hallo zusammen,

das ist mehr so eine Plauderfrage aus Interesse: Eine Mutter aus unserer Spielgruppe, die selbst zweisprachig aufgewachsen ist, meinte neulich, sie wäre in den beiden Sprachen quasi zwei verschiedene Personen. In der einen wäre sie offener und lebhafter, in der anderen eher ruhig und zurückhaltend. Kennt Ihr das von Euren Kindern?

Ich selbst sehe es bei meiner Tochter (3) momentan nicht, dass da zwei Persönlichkeiten heranwachsen. Andererseits ist es natürlich schon so, dass sie vom einen Teil der Familie einen anderen Input bekommt als vom anderen und natürlich dann auch unterschiedlich reagiert. Aber das ist eher situationsbezogen, von zwei verschiedenen Personen würde ich eher nicht sprechen.

 
17 Antworten:

Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von DK-Ursel am 25.06.2018, 10:45 Uhr

Hej Joaninha!

Solche Fragen / Themen sind toll!!!
Ichd enke, zur reellen Beantwortung müßten wir mehrsprachige - und gerne fließend mehrsprachige - bemühen.
Den ndaß ich in meiner fremdsprache Dänisch anders bin als auf Deutsch, liegt einfach daran, daß ich mich im Deutschen immer noch wohler und freier fühler.
Aber ich könnte mir auch vorstellen, daß so 2 Persönlichkeiten umso mehr passen, je unterschiedlicher die Sprachen sind.
Wer also z.B. eine romanische Sprache und Deutsch spricht, hat da ja durchaus 2 Kontraste, auch im Temperament.
Die einen reden mit Händen und Füßen UND Worten,die anderen haben eher sehr verhaltene Gesten udn eine zurückhaltende Körpersprache, .
Das ist natürlich spürbar bei denen, die die Sprachen sehr gut sprechen und die von zuhause auch beide Kulturen vorgelebt bekommen.
Daher ist eine Dreijährige, die ja erst am Anfang ihrer Sprachentwwicklung steht, sicher auch noch weniger ein Maßstab fürsolche feinen Unterschiede.

Daß aber Sprache mehr ist als nur Sprache, vor allem eben in unseren Fällen, bei Muttersprachen, das wissen wir alle und betonen es ja auch immer wieder.
Wir fördern es ja auch durch Vermittlung unserer verschiedenen Kulturen.

Ob meine, inzwischen erwachsenen, Töchter sich in Deutsch und anders als in Dänisch fühlen, müßte ich sie fragen.Aufgefallen ist mir da ehrlich gesagt nichts.
Aberdie Sprachen liegen eben auch nahe beieinander, und dieTemperamente auch.

Gruß Ursel, DK

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Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von Ivdazo am 26.06.2018, 7:15 Uhr

Das ist eine sehr interessante Frage! Ob es aber tatsächlich an den Sprachen liegt? Nicht an den Umgebungen? Also dass man in Gesellschaft mit ausgelasseneren Leuten auch ausgelassen wird, und bei ruhigeren Leuten sich etwas zurückhält.

Wenn man mit den _gleichen_ Menschen jetzt unterschiedliche Sprachen spricht, was dann?
Oder das Pferd von hinten aufgezäunt: Verwendet man da evtl. sozusagen automatisch die "passende" Sprache? DAS könnte sogar sein, denke ich. Bei meiner Schwester und mir wäre das vielleicht oft der Fall. Beim Herumalbern ziehen wir Russisch vor, bei ernsteren Themen, oft wissenschaftlich bzw. politisch-wirtschaftlich-soziologisch, ist es eher Deutsch. Wenn wir uns besonders gewählt ausdrücken wollen, nehmen wir öfters Englisch. (Früher wenn wir Ritter etc. gespielt haben.)

Ein monolingualer Mensch (gibt es das Wort?) kann die Muttersprache entsprechend des Anlasses natürlich anpassen, geht aber nur bis zu einem gewissen Grad. Ich habe ja schon oft gehört, Deutsch sei eine bürokratische Sprache, und ja, es ist perfekt für geschäftliche und rechtliche Anlässe. Dafür muss man genial sein, um auf Deutsch zu dichten. Auf Russisch umgekehrt: es dichtet sich quasi von allein.

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Abgetrennt von der Frage - ich bitte um Pardon

Antwort von DK-Ursel am 26.06.2018, 9:48 Uhr

- finde ich es nteressant, daß Ihr als Geschwister die Sprachen wechselt.
Ich gehe mal davon aus - so wie Du es schilderst - daß es auch passiert, wenn Ihr unter Euch seid (denn daß man wechselt, wenn andere dabei sind, die eine andere Sprache nicht verstehen, versteht sich für mch - und meine Töchter ! - von selbst).
Habt Ihr das auch schon als Kinder getan?

Auch Deine "Charakterisierung" der Sprachen ist interessant.
ich habe mal gehört, daß Rudolf Steiner gesagt haben soll, er hätte seine Anthroposophie niemals in einer anderen Sprache als Deutsch schreiben / ausdrücken können.
Ich persönliche liebe Deutsch sehr wegen seiner Vielfalt, die mir als Muttersprache natürlich eh mehr "aufgeht" als in einer Fremdsprache, aber im Vergleich zum z.B. Dänischen (Englischen kann man auf Deutsch weitaus besser differenzieren und in Nuancen gehen.
Das sind nicht nur die Wörter (die abe rauch!!),s ondern auch Konstruktionen oder eben sowas wie der Konjunktiv...

Und lustig wird es immer, wenn wir im Lesekreis diskutieren:
ich mag die kurzen, knappen, oft sehr gleichlautenden Sätze auf in dänischer Literatur nicht so - die Däninnen hassen die langen Sätze in den deutschen Romanen , die ich so liebe.

"Monolingual" --- hm, kann man auch einsprachig sehr sagen. --- und bilingual ist möglich, da müßte es doch das entsprechene Pendant auch geben.

Interessanter Beitrag - Ursel, DK

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Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von Joaninha am 26.06.2018, 10:40 Uhr

@DK-Ursel: Ja, frag doch mal Deine Töchter! :) Aber klar, je stärker die kulturellen Unterschiede, desto stärker müsste sich natürlcih auch die "Persönlichkeitsspaltung" auswirken.
@Ivdazo: Eine deutsche Freundin von mir hat früher gedichtet - auf Französisch! Auch hier in Spanien beobachte ich, dass es deutlich mehr Dichter gibt als in Deutschland. Eigentlich hat jeder schon irgendwann einmal gedichtet. Ich hielt das ebr immer für eine Modeerscheinung und hatte das noch nie damit in Verbindung gebracht, dass die Sprachen unterschiedlich sind. Dabei ist das total plausibel! Was macht denn die russische Sprache aber so geeignet für Dichtung? (Und die Deutsche so ungeeignet...?)

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Re: Abgetrennt von der Frage - ich bitte um Pardon

Antwort von Ivdazo am 26.06.2018, 12:00 Uhr

Wir haben damit angefangen, kurz nachdem wir beide die gleiche Fremdsprache etwas konnten, sprich bei englisch mit 10 und 13, bei deutsch mit ca. 11 und 14.

Diese "zweckmäßigen" Wechsel der Sprachen fanden so gut wie immer statt, wenn wir unter uns waren. Höchstens ist unsere Mama bei den wissenschaftlicheren Diskussionen dabei, und da können wir (mittlerweile) ins Deutsche wechseln, weil sie es gut genug kann. Falls sie dann irgendwo nicht mitkommt, können wir ja doch ins Russische zurück wechseln.

Teilweise haben wir auch Bücher gelesen, und die Sprache der vorliegenden Buchausgabe benutzt (Narnia --> english, Wolfgang Hohlbein --> deutsch, Dumas --> russisch; je nach dem, welche Üersetzungen/Originale wir hatten.)


Und zu der Grammatik kommen auch die Präfixe und Suffixe dazu, die (zumindest im Russischen) einem einzigen Wort(stamm) unzählige Nuancen verleihen können. Kenne ich in der Vielfalt übrigens nur aus dem Russischen/Ukrainischen, lasse mich aber gerne belehren.

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Re: Abgetrennt von der Frage - ich bitte um Pardon

Antwort von DK-Ursel am 26.06.2018, 13:34 Uhr

Hej Ivdazo!

ich versuche mal zu sortieren:
Russisch war bei Euch von Anfang Muttersprache.
Ukrainisch auch?
Und Deutsch und Englisch sind als Fremdsprachen dazu gekommen?

Ich kenne recht viele mehrsprachige Kinder - meist zweisprachige - und die haben so gut wie immer die Umgebungssprache als "Spielsptrache", Geschwistersprache.
Das ist natürlich einleuchtend: In der Sprache findet der Kindalltag - auch mit Kameraden, im KIGA, in der Scule etc. - statt.

Bei uns war das manchmal so "absurd", daß ich im Auto mit beiden Töchtern allein fuhr, die hinten Dänisch redeten, ich etwas auf Deutsch dazu kommentierte, eine dt. Antwort bekam und dann machten die 2 miteinander auf Dänisch weiter

In einer Mehrsprachenliste untersuchten wir mal, welche Sprache unsere zweisprachgen Kinder am liebsten lasen - menie Große war damals über 10, ich schätze mal 12, kann ich immerhin "ab" bestimmen,weil sie vorher kein Harry Potter zu lesen bekam. Abersehr viel älter war sie eben auch noch nicht.
Sie antwortete nach einigem Nachdenken (!), das sei Deutsch.
Meine Frage: Warum?
Sie - wieder nach Nachdenekn: Es ist spannender.
Dann machte ich an Harry Potter fest, daß dies doch auch auf Dänisch Übersetzungen seien...
Und sie meinte:
Dänisch ist wie das Band an der Kasse - imemr glechförmig, ervtl. etwas nach oben gehend, - deutsch ist wie eine Rolltreppe - kurz oder eine kurze Zeitlang 1 Niveau, aber dann kommt ein großer Absatz.

Rolltreppe und Kassenband hat sieselbst benutzt, den Rest interprteiere und zitiere ich aus dem Gedächtnis.

Fand ich damals interessant,denn auch ich finde die dt. Bücher/dt. Sprache eben abwechslungsreicher und dadurch spannender als die dänische.

Die kleine Schwester bekam übrigens von ihr auferlegt, Harry Potter dürfe nur auf Deutsch gelesen werden (woran sich kleine Schwester brav hielt

Daß man Fremdsprachen wechselt,weil man sich darin beruflich bewegt, kann ich nachvollziehen ... auch das mitden Büchern leuchtet mir irgendwie ein.
(Geht mir jetzt z.B. im Lesekreis ja auch so, wenn ich z.B. eni dt. Buch zunächst im Original lese, versuche ich noch ,die dän. Ausgabe zu lesen, damit ich einfach die passenden Termini benutze und nicht selbst vom Deutschen ins Dänisch übersetze, wenn ich mich auf etwas berufe.)

Gruß Ursel, DK

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Re: Abgetrennt von der Frage - ich bitte um Pardon

Antwort von Joaninha am 26.06.2018, 13:38 Uhr

Wie, also ein und dasselbe Buch ist im Dänischen ein Kassenband und im Deutschen eine Rolltreppe? Aber wie kann das denn sein?

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Re: Abgetrennt von der Frage - ich bitte um Pardon

Antwort von Ivdazo am 26.06.2018, 14:12 Uhr

@DK-Ursel: Muttersprache Russisch, Ukrainisch Mit-Umgebungssprache (wohnten in Ostukraine, dann mit englisch in der Schule angefangen, dann nach D gekommen)

@Joaninha: Doch, ich kann mir vorstellen, wie das gemeint ist. Ich kann aber kein Wort Dänisch.

Je nach dem, wie der Übersetzer eine Stelle im Buch händelt, kommt ein anderer Text heraus. Zwei verschiedene Übersetzer in ein und dieselbe Sprache produzieren 2 verschiedene Bücher; bei verschiedenen Sprachen noch unterschiedlicher, da auch die Stile der beiden Sprachen von Anfang an etwas unterschiedlich sind.

Was ich eher verwunderlich finde: Ich persönlich mag nur sehr wenige Deutsch-Übersetzungen. Dumas (und Jules Verne): einfach schrecklich! Liest sich so langweilig, obwohl ich es auf Russisch in kürzester Zeit verschlinge (bzw. verschlang).
Lindgren ist so ziemlich die einzige Ausnahme, da finde ich die deutschen Versionen besser als die (meisten) russischen. Hm, evtl. auch Enid Blyton, aber von ihr würde ich mittlerweile ja auch die Originale vorziehen.

Andererseits, ich bin sowieso komisch, ich habe ernsthaft überlegt, meiner Schwester zu verbieten, meinen Kindern englische Kindergeschichten in russischer Übersetzung zu schenken, weil die es ja in einigen Jahren ja auf Englisch lesen könnten. Dann habe ich es doch erlaubt, weil sie in einigen Jahren evtl. zu alt sind für diese Geschichten, und das wäre schade.

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Re: Abgetrennt von der Frage - ich bitte um Pardon

Antwort von DK-Ursel am 26.06.2018, 14:21 Uhr

Doch, das klang für mich absolut einleuchtend, mir geht es ja genauso.
es liegt nicht nur am Übersetzer, es liegt eben auch an der Sprache selbst.
Ich empfinde die dänische Sprache auch als deutlich langweiliger als die deutsche --- ich glaube nicht,daß es nur daran liegt, daß Deutsch meine Muttersprache ist ,die ich liebe und mehr beherrsche als die dänische.

Die dänische Sprache hat z.B. viel mehr "Teekesselchen" als die deutsche, d.h. es erscheint rein äußerlich schon immer das gleiche Wort.
Die Sätze sind kürzer - s,o. - lange Sätze überfordern sowohl meine Lesekreisdamen als auch mene Deutschschüler.
Vielleicht ist auch unsere Satzstellung spannender - unbewußt; daß das Verb am Ende steht, erhöht irgendwie ja auch die Spannung, auch wenn uns das nicht bewußt ist.
Ich denke auch, einen Aufsatz in der Mittelstufe über Begriffbestimmungen - z.B. die manchmal haarfeinen Unterschede zwischen heiter, fröhlich, lustig, komisch, etc. - könnte man aufDänisch kaum machen, so feine Nuancen gibt es da nicht so oft.

Also, das ich fand das damals schon eine sehr kluge Antwort meiner allerdings auchsprachinteressierten Großen, die ichabsolut verstand und teilte - ich hätte es sicher nicht so ausgedrückt, aber wir meinen dasselbe.
(Und meine weiterbohrende Frage, warum sie ein und dasselbe Buch in 2 Übersertzungen so unterschiedlich auffasse, wollte ja auch wissen, wieso sie das so empfindet,was sie dabei denkt...)

Gruß Ursel, DK

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Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von Ivdazo am 26.06.2018, 14:36 Uhr

Das ist eine gute Frage! Mal sehen, ob ich eine gute Antwort hinbekomme. Mal eine Gegenfrage: Wie viele (gute/bekannte) Kinderlieder kennst du auf Deutsch? Wie viele davon sind älter als 50 Jahre? Du wirst lachen, eins meiner Lieblingslieder ist im Original deutsch. Ich kann aber nur die russische Version singen.
Und gedichtete Geschichten? Gibt es so etwas für Kinder?

Zum einen, es klingt sehr hart (auf Russisch wird Deutsch oft mit Bellen verglichen, aber ich weiß nicht, ob das nicht evtl. erst in den 40ern "erfunden" wurde), also nicht so schön. Italienisch klingt toll, eignet sich ideal für Liebeslieder, Französisch auch. Russisch... hm... da bin ich voreingenommen.

Zum anderen: Schiller und Goethe verwenden ganz oft Apostrophe, um den Rhythmus zu erzeugen, ohne geht es nicht. Die Verfälschen aber den Klang etwas.
Der Satzbau ist auch ein Hindernis. S P O als verbindliche Satzstruktur, alle Wörter müssen in Reih und Glied stehen. Im Russischen alles ganz flexibel.

Reime: auch oft schwierig. Die Wörter sind zu lang, das halte ich für das Hauptproblem hier. mit kurzen Wörtern geht es: Liebe - Siebe, Hiebe, Triebe, Diebe, ... ? Mir fällt kein weiteres Reimwort ein. Mit diesen hier kann man nicht dichten!

Ich sprach zu dir von großer Liebe,
Und als Antwort kamen Hiebe.

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Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von DK-Ursel am 26.06.2018, 15:14 Uhr

Naja, ich glaube, welche Sprache für was am besten geeignet ist, können wir alle nicht richtig/nicht wirklich beurteilen.
Keiner von uns kennt so vieleSprachen (auch noch) gleich gut, um sagen zu können, was generell gelten könnte.
Kann das überhaupt jemand?
Immerhin haben sich die Deutschen ihren Ruf als Dicher und Denker nicht erst gestern erworben --- und:
für beides - fürs Dichten und fürs Denken - braucht man eine Sprache - übrigens oft sehr unterschiedliche - zum Dichten eine ganz andere als für die wissenschaftlich exakte, und anscheinend ist Deutsch für beides (sehr) gut geeignet, denn wir HABEN große Dichter - nicht nur Schiller und Goethe (aber die auch!!) und wir HABEN große Denker - Humboldt, Einstein, Adorno und Co.
Ich denke, Deutschland und seine Kultur und Sprache müssen sich seit Luther und den Gebr. Grimm nicht verstecken.

Der Klang ist für ungeübte Ohren oft hart.
Ich wurde hier oft angesprochen, meine Kinder doch nicht immer so ruppig anzugehen/auszuschimpfen - dabei hatte ich ganz normal eine Bitte geäußert oder etwas anderes gerufen.
Womit wir fast schon wieder bei derAusgangsfrage sind, denn arabische, türkische etc. Eltern gestukulieren und intonieren eben auch anders, die Lautstärke ist anders, manches wirkt für uns bedrohlich, ist aber enfach nur normal bis liebevoll.
Da kann ich mir dann schon vorstellen, daß ein Kind aus so einem Kulturbereich und einem eher unterkühlten wie unseren west-nordeurop. da unterschiedlich fühlt und handelt - und spricht.

Gruß Ursel, DK

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Zwei versch. Sprachen -- 1 Literatur

Antwort von DK-Ursel am 26.06.2018, 16:21 Uhr

Ganz nebendem Thema ist es vielleicht ja nicht, ich hoffe, es ist okay, wenn ich dahin abschweife:

ich habe mich gerade als Referent für den morgigen Lesekreisabend vorbereitet, bei dem wir ein dt. Buch besprechen:
Hein, Christoph: In seiner frühen Kindheit ein Garten.

Erstaunlich, wenngleich für mich bald nicht mehr überraschend, ist, daß sich die dänischen Rezensenten fast einig sind: Hervorragendes Buch, nur gute Kritiken, en Muss, wenn man sich für Dtld. interessiert etc.
Dt. Rezensenten hingegen verreißen es fast alle - vor allem im Vergleich mit Heins sonstigen Werken.

Umgekehrt habe ich bereits erlebt (da ich immer versuche, die dt. Sicht auf die von uns gelesenen Titel zu refererieren, die ich ja am besten fniden, lesen, wiedergeben kann), daß die Dänen ein Buch der Ihren sogar als "Thriller" bezeichnen (was mich doch arg verwundert), das dieDeutschendann als langweilig empfinden.

Ich denke, es liegt an (auch) an der Sprache:
Der sachliche, rapportähnliche Stil in diesem Hein-Buch liegt den Dänen eben weitaus mehr in seiner kurzen, sachlichen, nicht episch-asufernden Form als ein blumiger Roman mit langen Sätzen, verschachtelten Sichtweisen und ausufernden Beschreibungen.
Sicher daher auch umgekehrt dieThriller-Beurteilung ...

So unterschiedlich sind ebendieselben Bücher, auch inder Rezension,weil man von seiner Muttersprache ausgeht (?).
(Bin nur gespannt,wie meine Damen das Buch finden - die haben allerdings letztendlich doch lieber Personen, die besserausgepinselt sind...)

Gruß Ursel, DK

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Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von alemana_mex am 26.06.2018, 18:39 Uhr

Ihr seid zwar jetzt bei Literatur gelandet was ich auch sehr interessant finde, aber nochmal zurück zu den zwei Persönlichkeiten:
Gespalten würde ich es nicht bezeichnen, sonder vielfältiger, mehr Auswahl.

Meine Mädels wachsen ja mit Umgebungssprache Deutsch und Vatersprache Spanisch auf.
Normalerweise sprechen sie deutsch hier, aber wenn es emotional ist, leidenschaftlich dann geht es hier ins Spansiche.
Beim streiten, kochen, Musik,...
das geht einfach für sie in spanisch besser.

Ja im Spanischen sind beide emotionaler als im deutschen, aber deshalb zu sagen sie hätten zwei Persönlichkeiten oder wären gespalten, auf keinen Fall.
Das ist das binational/bikulturelle. Das gehört zu ihnen und zu unserer Familie.

LG alemana_mex

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Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von lubasha am 28.06.2018, 10:50 Uhr

bei meiner großen kommen auch in unterschiedlichen Sprachen andere fassetten von ihrem Temperament.

gespalten ist es nicht... es ist schon rund

aber meine Muttersprache kennt sie größtenteils aus Samstag Unterricht, Literatur, Zechentricks und etwas Alltag.

so könnte sie spontan zig mal mehr Gedichte aufsagen.... Lieder singen... kennt mehr Autoren und hat reichere Literatur und Grammatikkenbtnisse als im Deutschen.

durch die Verachulung in der Sprache fehlt ihr dort die emozionale Komponente.
sie ist da eher der lyrische Forscher.

sie kann weder schimpfen noch sich streiten in der Sprache.
Geschichten erfinden aber schon.

Deutsch ist stark Spiele- und Emotioben zentriert.
im Deutschen ist sie mal ein Perfektionist, mal eine Zicke, meistens aber Lausemädchen
kann sicher auch an den relativ niedrigen Anforderungen in der Grundschule liegen.

vielleich merkt sie um nächsten Schuljahr auf Gymnasium, dass man in Deutschem auch lernen kann.

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zum Thema: gespalten

Antwort von DK-Ursel am 28.06.2018, 11:31 Uhr

Hej nochmal!

ich finde es sehr schön, daß darauf hingewiesen wird, daß 2 Kulturen, 2 verschiedene Methalitäten und Temperamente eine Person nicht zwangsläufig spalten, sondern reicher machen - und daß das auch wieder rund ist.

Ich eirnnere mich immer wieder gern an meine damals noch kleine Grundschülerin, die verärgert aus der Schule kam, weil jemand sie wegen ihres Deutschseins geärgert hatte.
Tröstend sagte die zufällig anwesende (dän.) Großmutter, sie sei ja auch halb dänisch --- was ich aus diversen Gründen immer als Trost strikt ablehnte und kritisierte.
Bevor ich jedoch den Mund zu meinem Protest öffnen konnte, sagte meine kluge kleine Tochter:
"Nein, das bin ich nicht."
Verblüfftes Gesicht der Großmutter, die nun auch zu Protest oder Erklärung (du hast doch einen dänischen Vater!) ansetzte, aber Kind fuhr fort:
"Ich bin GANZ deutsch und GANZ dänisch!"

Das ließ uns alle verstummen!

Aber es drückt ja genau aus, was richtig ist:
Man ist weder gespalten noch eine Hälfte hier oder da, man ist beides, und das voll !Man hat ein Geschenk: man hat doppelt - nicht halbiert!

Ich habe das - wie ihr merkt - nie vergessen und finde diese kindliche Antwort von vor vielen Jahren immer noch ebenso einfach wie genial.

Gruß Ursel, DK

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Re: zum Thema: gespalten

Antwort von lubasha am 29.06.2018, 17:26 Uhr

Recht hat das Kind!

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Re: Zwei Sprachen, zwei Persönlichkeiten?

Antwort von Korya am 30.06.2018, 13:07 Uhr

Bei meinen dreisprachigen Kindern beobachte ich es (noch) nicht, vielleicht bei der Großen ein wenig im Englischen - da ist sie viel mehr Teenager als im Deutschen, vermutlich mehr durch die Prägung ihrer Klassenkameraden als durch die Sprache...

Aber bei meinem zweisprachigen Mann passt es schon, und auch mit meiner Schwester wechsle ich heute noch ins Italienische zum Schimpfen.

Ich finde auch dass sich Bücher anders lesen, wenn man die Sprache wechselt. Ich habe an der Schule Kant immer auf Italienisch gegengelesen, weil ich es einfacher fand, den Gedankengängen zu folgen und Anregungen / Ideen für die Textanalyse zu finden, die wir danach abliefern mussten :-)

Und der italienische Schriftsteller Tabucchi hat einige seiner größten Bücher auf Portugiesisch geschrieben, weil er fand, er könne es im Italienischen (seiner Muttersprache!) sprachlich nicht so eindrücklich beschreiben wie im Portugiesischen, seiner Herzenssprache...

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