Mehrsprachig aufwachsen

Mehrsprachig aufwachsen

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von DiLee am 21.11.2018, 16:48 Uhr

Lehrplan..?

Hallo ihr Lieben!

Womöglich gehört das Thema nicht ganz hierher, dennoch vermute ich, hier die besten Anregungen zu bekommen.

Was würdet ihr mit deutschen Kindern (7-8), die im Ausland aufwachsen und einmal wöchentlich für zwei Stunden eine deutsche Schule besuchen, besonders wichtig finden?
Was glaubt ihr müsste auf jeden Fall auf dem „Lehrplan“ sein?
Was sollte man den Kindern vor allem geschichtlich, kulturell und sprachlich vermitteln?

Ich hoffe, dass meine Frage einigermaßen verständlich ankommt und würde mich auf einige Anregungen und Ideen sehr freuen.

Liebe Grüße

 
8 Antworten:

Re: Lehrplan..?

Antwort von Astrid18 am 21.11.2018, 19:44 Uhr

Schriftdeutsch, Rechtschreibung und Grammatik. Kultur können Sie Zuhause lernen, durch Bücher, das Leben der Deutsch Traditionen (zum Beispiel Plätzchen backen, Weihnachtsbaum, Martinszug etc).

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Lehrplan..?

Antwort von DK-Ursel am 22.11.2018, 10:10 Uhr

Hej DiLee!

ichglaube schon, daß Du hier richtig bist, denn zur Muttersprachenvermittlung gehort eben auchdie kulur des Landes, aus dem die Sperache kommt, sonst ist vieles eben doch nur Fremdsprache.
Und zudem wird ja meistens auch danach gelebt, umso mehr, wenn die Mutter diejenige ist, die die Nicht-Umgebungssprache spricht.
Einen Lehrplan oder überhaupt Plan hatte ich zumindest dabei nicht.
Bei uns wurden oft die "betsen" Sachen aus den beiden Ländern übernommen und miteinander gelebt, so wie wir ja auch miteinander leben.

Leider habe ich auch ein bißchen auf die Schule gesetzt, immerhin haben Kinder hier Geschichte (und Dtld. ist der größte Nachbarn und Handelspartner und so gesehen ja auch der einzige mit einer festen Grenze zu DK) und sogar Deutschunterricht.
Aber sogar da wurde - und leider sogar auf dem Gymnasium - mehr über Dtld. erzählt als die Nazi- und Stasizeit hergab.
Und man liest im Fremdsprachenfach Deutsch leider auch so gut wie keine deutschen Verfasser/Texte - nicht nur ich zeige mich darüber enttäuscht.
Die Krone setzte eine Lehrerin auf, die ich zugegebenermaßen im Weihnachtstrubel und mit fam. Problemen zunächst mit ihrem Anliegen für den Januar etwas vergessen hatte, die mich aber auch nicht mehr erinnerte bzw. nachfragte (wie ist es, hast du Rezepte gefunden oder soll ich doch lieber selber suchen?), als sie mir auf meine eilige E-Mail, in der ich rechtzeitig genug noch genügend deutsche/regionale Kochrezepte für die Schulkinder quasi aus dem Ärmel zog, zurück schrieb:
Sie habe im Internet jetzt österreichische (!!!) gefunden, die sie nähmen.

Von daher merkte ich also an vielem, daß die Vermittlung dt. Kultur wirklich meine ureigenste Aufgabe war!!!

In dem Alter, das Du nennst, waren meine Kinder Laterne gelaufen, kannten Laternelieder.
Wir haben dt. Weihnachtslieder gesungen, Advent und Weihn. überhaupt eher deutsch als dänisch gefeiert (sieht man vom Essen ab). Also kam zu meinen Kindern z. B. auch folgerichtig der Nikolaus.
Wir haben überhaupt viele dt. Lieder gesungen - wieviel, merkte ichan einem Geb. in Dtld., als wir Gäste abends noch einen Liederabend machten mit "Wunschkonzert", bei dem meine Älteste, damals um die 10, dabei war und nicht nur alle gewünschte Volkslieder mitsingen konnte,sondern auch selber aus dem Büchlein wünschen konnte. Es bleibt mehr hängen, als man glaubt, ich war damals recht erstaunt und auch stolz auf sie.

Der Osterhase versteckte die Eier, hier auch eher unüblich, wir haben eher deutsches als dänisches Essen gegessen (wobei da die Grenzen durchaus sehr fließend sind) und wir haben, wenn TV, dann überwiegend deutsch gesehen, zumal es deutlich bessere dt. Kindersendungen als dän. gab.
An kleinen Äußerungen und Begebenheiten merkte ich dann, wie erfolgreich der Einsatz war, wenn Tochter z.B. erzählte, daß sie den Lehrer nachdrücklich darauf hingewiesen hatte, daß Klöße nicht gleichbedeutend mit Spätzle seien.

Sowas läuft also nebenher und wird ja auch in den Büchern, die man vorliest, thematisiert. Das waren, da ich meistens das letzte Wort beim Vorlesen und der Auswahl hatte, eben eher dt. Orignaltexte und dt. Verfasser, weniger Übersetzungen.

Später merkte ich dann traurig auch manche Lücken, "ach Kant war Deutscher, wußte ich gar nicht", rief sogar meine belesene Tochter aus, als wir ihn mal irgendwie erwähnten.
Und doch wiederum auch Freude, als z.B. die "3. Tochter" = beste Freundin meiner Tochter mit uns zusammen ein Thema für ihre Abschlußarbeit für Deutsch suchte, ich die Reformation vorschlug und sie fragte, ob man denn dazu überhaupt mehr als 2 Seiten schreiben könne: als da meine Tochter, ihre Freundin, heftig nickte und meinte: "Da mußt du tüchtig streichen", merkte ich eben auch wieder:
Manches weiß sie doch (im Gegensatz zu dänischen Kindern).
Dabei habe ich ihrder Tochter ja nie einen Vortrag über die Reformation gehalten! Aber je nach Situation reden wir eben anders über die Dinge als Dänen es tun.

Alles kann man also nicht vermitteln und erwähnen, aber ich denke, im normalen Leben kommen viele Sachen mit rein, weil wir doch immer versuchen, auch etwas aus unserer Kindheit weiterzureichen, das nennt sich doch genau Brauchtum oder Kultur - das Weiterreichen von dem,.was man selber schätzt und liebt.
Nicht immer stößt es auf dieselbe Gegenliebe oder auch nur Interesse, aber das geht wohl auch Müttern/Vätern im eigenen Land so...

Ist mal wieder zu lang geworden, aber das ist ein interessantes Thema, weil es wohl auch nie befriedigend für alle gelöst werden kann, aber doch eben sehr wichtig ist - denn es ist ja auch eine Chance, viele Dinge von 2 Seiten zu sehen, mehr Toleranz zu fördern mit der Art, wie andere leben und Geschichte, Politik und Gesellschaft leben und diskutieren etc.

Gruß Ursel, DK

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Lehrplan..?

Antwort von Joaninha am 22.11.2018, 10:43 Uhr

Ich schließe mich Astrid an, zwei Stunden sind nicht sehr viel und da würde ich mich klar aufs Schreiben konzentrieren. Denn: Alles andere kann man mit Spaß zu Hause machen. Aber zu Hause regelmäßig darauf zu bestehen, dass auf Deutsch geschrieben wird - das kann ich mir nicht vorstellen. Insofern würde ich das "outsourcen".

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Lehrplan..?

Antwort von kp51130 am 22.11.2018, 13:30 Uhr

ich würde mich auf schreiben und lesen konzentrieren. alles anderes kann man außer einbringen (Kultur und Tradition) oder wird bei der lokalen Schule gebracht.

wichtig ist auch ein Elternkaffee, um Kontakt zwischen Familien zu pflegen, und gemeinsam Aktivitäten zu organisieren (basteln, backen, spielen....)

übrigens kann die Muttersprache Schule das Lesen und Schreiben mit bestimmten Themen kuppeln ( Text über skt Martin, usw)

meine Erfahrung: ich bin Französin mit zwei Kindern (5 1/2 und 1 1/2) in Deutschland.

der Große geht zu der französischen Schule mit 2 Stunde pro Woche seit 4 Jahren. am Anfang war es mehr ein Krabbelgruppe aber nur auf französisch.

die Schule arbeite mit einem Thema pro Jahr, folgt den französischen Schulprogramm aber auch nah mit dem deutschen System. es wird zb mit dem deutschen Schrift geschrieben, aber lesen und schreiben Lernen wird schon mit fünf Jahren angefangen

es gibt auch die typischen französischen
Kinder Fest: Epiphanie (Pfannkuchen), galette des rois, les cloches, le père Noël..
es gibt auch ein goûter.

das Elternkaffee ist eine gute Gelegenheit, um Erfahrungen zu tauschen und Kontakt zu nehmen. die Familie sind in einem Radius von 30 km oder mehr gestreut.

lg

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Lehrplan..?

Antwort von Ivdazo am 22.11.2018, 13:51 Uhr

Ich nehme an, du meinst, was sollen die Kinder in diesen zwei Stunden in der Schule lernen?
Welche Kinder nehmen da teil? Kommen sie aus (pauschalisiert) gebildeten Familien oder eher ungebildeten? Welche Vorkenntnisse bringen sie mit?

Ich erzähle dir mal die Sichtweise eines ehemaligen solchen Kindes (obwohl ich erst mit 10 nach D gekommen bin). Was mir wichtig war und jetzt im Nachhinein ist:

Schrift: Rechtschreibung und Grammatik, und ganz wichtig: Vokabeln! Die gehen verloren, auch wenn man die Sprache zu Hause spricht. Es bleiben einige Hundert "Alltagswörter", die man oft braucht. Diskussionen über "Gott und die Welt" finden nicht in jeder Familie statt, und längst nicht immer in der Nicht-umgebungssprache, und auch nicht unbedingt in dem Alter (oder manchmal doch?)
Selbst ich als Leseratte musste nach einigen Jahren feststellen, wie mickrig mein aktiver Wortschatz geworden ist, obwohl ich zu Hause fast immer Russisch sprach (aber weder Radio noch Fernseher auf Russisch liefen). Dazu hatte ich oft Probleme mit der Aussprache, insbesondere Betonungen, weil ich die Wörter ja nie gehört, sondern immer nur gelesen habe. Oft ging es soweit, dass meine Familie nachfragte, weil sie gar nicht verstanden, was ich gesagt hatte.

Es wäre bestimmt auch gut, immer mal wieder einen Auszug aus einem guten (!) deutschen Buch zu lesen, als Anregung, was sie zu Hause lesen könnten mit den Eltern, es kam oft vor, dass ich nach der Schule heimkam und von Mama Bücher von dem durchgenommenen Schriftsteller forderte (Turgenew, Gorkij, Tütschew, Jesenin - sie wären ohne die Schule an mir wohl vorbeigegangen, dafür las ich Hohlbein, Ende, Brezina, Bibi Blocksberg und Prinz Eisenherz. Die wirklichen Klassiker, Puschkin, Lermontow, Tolstoj, bzw. die schon bekannten Autoren, wie Kassil, Gajdar, Barto, die verschlang ich natürlich auch ohne schulischen Einfluss.)

Wortspiele sind bestimmt toll, wie sie in Deutschland vorkommen: "ich packe meinen Koffer", Stadt, Land, Fluss, andere, die ich als nicht-Deutsche nicht kenne, dafür aber Dutzende russische.

Es wäre vielleicht schön, mit den Kindern Postkarten an die deutschen Verwandten zu schreiben, und später Briefe?

Falls mir noch etwas einfällt, schreibe ich später mehr.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Ups, Entschuldigung...

Antwort von DK-Ursel am 22.11.2018, 15:33 Uhr

das habe ich mißverstanden.
Du willst als muttersprachenlehrerin den Kindern 2 Stunden wöchentlich UNterricht geben?
Meine Große ging kurz mal zu m deutschen Muttersprachenunterricht, da wurden z.B. so dt. Heftchen 8wie sie auch Schulkinder nebenher spilerisch benutzen) verwendet - zuhause habenwir mit Karlchen Krabbelfix-Heften Wartezeiten verkürzt. Sowas.
Vorlesen, mit den Kindern sprechen, Lieder sinmgen, Reime, Wortspiele, sowas is twichtig für Sprache generell und die Muttersprach(n).
Ind em Alter, das Du erwähnst, würde ich noch niht viel schreiben - Du wirst vermutoich auch Kinder sehr auf unterschiedlichen Niveausbekommen, da ist nicht viel nebenher zu lernen.
Bräuche wie jetzt zu weihn. kann man ja erzählen, vielleicht gleichzeitig landestypisches basteln(backen etc.

Entschulidung nochmal für verkehrt Lesen, ich bin derzeit etwas sehbehindert und dabei entgleitet mit anscheinend mehr als befrüchtet.

Gruß Ursel, DK

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Lehrplan..?

Antwort von DiLee am 24.11.2018, 21:13 Uhr

Liebe Mädels! Ich danke euch von Herzen für die tollen Beiträge und Anregungen!
Ich habe mir jeden Beitrag aufmerksam (auch mehrmals durchgelesen und es hat mir sehr geholfen.

Da war ich also hier im Forum tatsächlich richtig!

Danke

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Lehrplan..?

Antwort von DiLee am 24.11.2018, 21:15 Uhr

Liebe Ursel, das verkehrte Lesen macht überhaupt nichts, ich konnte aus deinem Beitrag viel mitnehmen und meinen Horizont wieder ein wenig erweitern!

Danke nochmals!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge im Forum Mehrsprachig aufwachsen
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.