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Gar nicht gut in Deutsch

Thema: Gar nicht gut in Deutsch

Freunde von uns leben dasselbe Modell wir wir: Die Frau kommt aus Deutschland, der Mann ist Franzose. Sie leben mit ihren Kindern wir wir in Frankreich. Die Frau spricht nur Deutsch mit ihrem Sohn. Der Sohn hat nun in der 7. Klasse als 2. Fremsprache nach Englisch Deutsch bekommen und obwohl er mehr oder weniger fließend Deutsch spricht, ist er gar nicht gut in den Tests. Er ist schlecht in der Grammatik und in der Rechtschreibung. Kennt Ihr das? Mich hat das schon etwas geschockt. Ich dachte, jemand mit dem Hintergrund müsste richtig gut sein. Kann aber auch sein, dass er gar nicht Grammatik und Rechtschreibung lernt, weil er denkt, dass er es eh schon kann, oder?

von Kl.Leon am 09.12.2019, 14:30



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Hej! Das ist aber eigentlichg recht typisch. Ich bi nsicher, würde meine eine Tochter einen dezidierten Grammatiktest schreiben, wäre sie auch verloren, den nunsereKinder lenen ja beide Sprachen muttersprachlich - d.h. ohne je darüber nachzudenken, was nun im Akkusativ oder Datov steh etc. (Dänische Kinder lernen auch noch deutlich weniger bis gar nicht Grammatik der dänischen Sprache, von daher ist das Fremdsprachenfach eine echte Herausforderung für jeden Lehrer) Dazu kann natürlich kommen, daß er weghört, wenn sowas dran ist, weil er denkt: Kann ich eh. Aber etwas können und etwas erlären/einordnen können sind zwei Paar Schuhe. Und rechtschreibung, nun ja, die deutsche ist anders als die englische, französische, dänische, leichter, wie ich oft finde, aber trotzdem muß man gewisse Regeln auch da kennen - das gibt sich aber, wenn die Kinder (viel) Deutsch lesen und schreiben. In unserem Fremdsprachendeutschunterricht wurde sowas kaum berücksichtigt - da geht es wirklich um das Sprechen ... und ja, natürlich wohl auch sich schriftlich irgendwie ausdrücken können, aber das haben meine denn doch ganz gut hinbekommen. Wenn ich sehe, was meine erwachsenen Schüler da so abliefern, kann ich mir denken,d aß es bei meinen Töchtern doch etwas besser aussah Der Junge wird sich wohl angewöhnen müssen, doch ein bißchen anders Deutsch zu lernen als er dachte - das ist wohl das Geheimnis. Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 09.12.2019, 14:40



Antwort auf Beitrag von Kl.Leon

Ich habe viel Verwandtschaft, bei denen die "Kinder" (alle mittlerweile erwachsen, z.T. älter als ich ...) zweisprachig erzogen wurden. Da war das auch oft so, nicht bei allen, aber bei einigen. Scheint also nichts Ungewöhnliches zu sein. Klar erstaunt das erst mal, aber andererseits: die lern(t)en ja nicht explizit die Grammatik, so wie man das bei einer Fremdsprache tut/tun muss, sondern die lern(t)en (muttersprachlich) Sprechen. Wir hatten früher in der Schule auch im (muttersprachlichen) Deutschunterricht Grammatik-Klassenarbeiten in der Unter- und Mittelstufe - keine Ahnung, ob es das heutzutage noch gibt ... - und da waren auch einige einsprachig aufgewachsene "Bio-Deutsche" richtig schlecht ...

von Sille74 am 09.12.2019, 15:16



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Hallo, Ich kann mir auch vorstellen, dass sein Lehrer in den Tests das im Unterricht gelernte erwartet. Manchmal kann man etwas auf verschiedene Arten ausdrücken , das Kind schreibt was, der Lehrer möchte was anderes. Vielleicht ist das das Problem. Rechtschreibung wundert mich nicht. Mein zweisprachiges Kind kann zwar sprechen, liest und schreibt aber nicht in der Zweitsprache. Mein Mann war im Deutschkurs. Dieser Kurs, den man als Ausländer in Deutschland machen muss. Unterrichtet hat eine Frau mit Migrationshintsrgrund. Sie hat zum Teil Sachen angestrichen, die ich als Deutsche so stehengelassen hätte. Vielleicht liegt es bei dem Jungen auch daran? Ist der Lehrer deutsch oder französischsprachig? LG luvi

von luvi am 10.12.2019, 11:57



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Das wäre bei meinen ganz genauso - sie würden jeden Deutschtest versemmeln. Und meine perfekt zweisprachige Schulfreundin, Halbschweizerin, hat sich jahrelang mehr schlecht als recht durch die Französischtests gequält. Zwischen flüssigem Alltagsgeplapper und dem Beherrschen schulischer Grammatikregeln liegen manchmal Welten.

von Korya am 10.12.2019, 12:04



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Hej Korya! "Zwischen flüssigem Alltagsgeplapper und dem Beherrschen schulischer Grammatikregeln liegen manchmal Welten." DAS erzähl mal den Dänen. Grammatik - brauch ich nicht, benutze ih ja auch nicht im Dänischen" ist ein mir sehr bekannter Spruch. ich habe inzwischen Gegenmaßnahmen Ich denke auch,daß Nicht-Muttersprachler als Lehrer mehr an die vorgegebenen Lösungen halten (müssen), weil sie eben beim Improviseren vermutlich auch meistens schlecht davonkommen. Da kan neinem Muttersprachler dann so manches angestrichen werden, was richtig ist - nur eben anders als im Lösungsheft desLehrers... Es gibt also viele Gründe, wieso man im Fremdsprachenunterricht als Muttersprachler dennoch "versagen" kann... Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 10.12.2019, 15:59



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Hihi, Ursel, du quältst deine armen Dänen ganz schön Ich glaube, jede Sprache - aber eben erst recht eine komplexe Sprache wie das Deutsche (mit leidliche einsichtigen Regeln und etlichen verwirrenden Ausnahmen) ist ohne Disziplin im Grammatikpauken nicht zu meistern. Und eben das, nur um nochmal zu unterstreichen, was du oben schon angedeutet hattest, fällt dem Muttersprachler noch schwieriger als dem Neulerner, denn "eigentlich" kann man die Sprache ja... LG

von Korya am 11.12.2019, 15:37



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Genau - und das ist auch das probem der "fließend Falschsprechenden", wie sie genannt werden. Die lernen nichts mehr, obwohl sie besser werden wollen, aber sie können sich ja verständlich machen! seufz-seufz heute - gleich - gehe ich aber singen, Konzert ... Gruß Ursel, DK

von DK-Ursel am 11.12.2019, 17:14



Antwort auf Beitrag von Kl.Leon

Das ist vollkommen normal! Ich bin selber Zweisprachig aufgewachsen und habe dann in der Universität Russisch als Zweitfach gewählt. Habe mich wirklich schwer getan bei den Grammatik Tests, da ich das nie so genau gelernt hab. Man hat das einfach m Kopf und antwortet eher nach Gefühl und denkt nicht über bestimmte Regeln nach. Zweisprachige Erziehung ist ganz anders aufgebaut als der gezielte Unterricht in der Schule. Gruß, Peter

von Peter_Lustig18 am 02.01.2020, 12:11



Antwort auf Beitrag von Peter_Lustig18

Gut erklärt, Peter! Wenn man einsprachige Mütter fragen würde - oder eben ihre Kinder - könnten die auch nicht erklären ,warum sie vieles so machen, wie sie es tun. Mich fragte ja auch ein Kursist mal, ob ich mir darüber Gedanken mache, mit welchem Fall eine Präposition steht und wie dann eben die Endung sein muß - nö, natürlich nicht. Frohes neues Jahr allen hier ! - Ursel, DK

von DK-Ursel am 02.01.2020, 20:01