Thema:
Beidhändigkeit durch Zweisprachigkeit?
Hallo liebe rund-ums-baby.de-Community,
heute habe ich mich in diesem Forum angemeldet, um Euch eine Frage zum Thema Zweisprachigkeit zu stellen, die mich seit langer Zeit beschäftigt.
Ich selbst bin nämlich zweisprachig aufgewachsen mit Deutsch und Englisch (englische Mutter, deutscher Vater), habe beide Sprachen parallel erworben und beherrsche sie gleich gut. Das kommt mir in meinem Beruf als Übersetzerin und Dolmetscherin beim Nürnberger Übersetzungsservice AP Fachübersetzungen (https://www.ap-fachuebersetzungen.de/de/) sehr zugute.
Obwohl mir beigebracht wurde, mit der rechten Hand zu schreiben, habe ich schon seit meiner Kindheit bemerkt, dass bei anderen Alltagstätigkeiten nicht die rechte Hand "stärker" oder angenehmer zu verwenden ist als die linke. Für manche Tätigkeiten bevorzuge ich sogar meine linke Hand (vor allem zum Öffnen von Flaschen), und einmal bei einer Familienfeier sprach mein (deutscher) Onkel mich darauf an, dass ich mein Wasserglas mit der linken statt der rechten Hand anhob, und vermutete, dass ich "linkshändig veranlagt" sei.
Deshalb stelle ich mir die Frage, ob diese Beidhändigkeit mit meiner Zweisprachigkeit zusammenhängen könnte. Laut eines Artikels auf gesundheitsexpertin.wordpress.com ist die Ursache für Beidhändigkeit, dass beide Gehirnhälften gleich dominant sind, während bei eindeutigen Rechts- oder Linkshändern eine Gehirnhälfte dominanter ist als die andere. Könnte jedoch auch der frühe Erwerb zweier Sprachen für die Händigkeit eine Rolle spielen? Hat vielleicht jemand von Euch Expertenmeinungen dazu gelesen?
Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten!
Liebe Grüße, Helen
von
bilingualism
am 17.01.2020, 13:31
Hej und willkommen hier!
Ich kenne viele mehrsprachige Kinder, auch solche, die beide Sprachen sehr gut, um nicht zu sagen gleichberechtigt beherrschen, die aber soweit ich weiß alle nur einhändig - meist rechtshändig, sind.
Mich erinnert diese Assoziation an eine Untersuchung, bei der wir mal mitgemacht haben, als die Kinder klein waren.
Dieselben Dinge, die die junge Ftau mit unseren Töchtern machte, hatte sie vorher mit französisch-dänischen Kindern gemacht, und da ging das rhythmische Klatschen deutlich schlechter,schon gar nicht zeitversetzt.
Ob das wohl an der Sprachekonstellaton liegen könntwe, wunderte sich die junge Frau, immerhin stammen Deutsch und Dänisch beide aus dem germanischen Sprachraum, wo die Jungen mit Französisch/DÄnisch doch 2 Sprachräume bedienten.
Ich persönlich glaube nicht, daß dies allein sprachlich einen Unterschied macht, wenn die Kinder muttersprachlich aufwachsen - genauso könnten sie sonst ähnliche Wörter in gleichen Sprachfamilien ja dauerverwechseln, was sie nicht tun.
Zum andern aber fiel mir ein, als ich damals überlegte, daß meine Töchter beide in den Violinunterricht gingen,wo sie in der Gemeinschaftsstunde sehr oft damit konfrontiert wurden,. daß sie - auch sehr zeitversetzt - verschiedenste, komplizierte Rhythmen klatschen mußten, bei denen wir Eltern höchstens die Grundstufe durchhielten.
DAS war also DA die bessere Erklärung.
ich glaube, genauso wenig wie man der Mehrsprachigkeit alle möglichen Fehlentwicklungen andichten sollte (wie spätes Sprechen, Stottern und sonstige Sprachstörungen), sollte man dies mit Vorteilen wie diesen tun, zumal sowohl die Fehler als auch das Können auch in einsprachigen Gruppen vorkommen.
Und wieso sollte durch die Beherrschung von Dänisch und Deutsch BEIDE Gehirnhälften entwickelt sein - sind Sprachen nicht gebündelt in einer Hälfte - oder liege ich da nun wieder falsch?
Das Gehirn teilt doch nicht ein: Russisch links, Deutsch rechts, Englisch, rechts, aber Spanisch links oder so.
Kurz gesagt:
Mehrsprachigkeit hat viele Vorteile, aber an diesen glaube ich nicht.
Gruß Ursel, DK
von
DK-Ursel
am 17.01.2020, 16:47
Wäre dann in der Schweiz nicht ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung beidhändig? Oder auch in anderen Ländern mit mehreren Sprachen. Ist mir nun wirklich nicht bekannt, dass es tatsächlich der Fall ist, und ich habe jahrelang in so einem Land gelebt. Beidhändige Leute aus diesem Land kenne ich genau Null, höchstens einige umerzogene Linkshändler.
von
Ivdazo
am 17.01.2020, 18:13
Also die Mehrheit der Schweizer hat ja auch nur eine Muttersprache.
Die restlichen Sprachen der Schweiz kommen häufig tatsächlich erst in der schule als Fremdsprache hinzu.
Je weiter man von der deutschen Grenze in die innere Schweiz kommt umso weniger Kontakt besteht mit dem Hochdeutschen. Heisst, viele Schweizer Kinder haben bei Schuleintritt (ab der Schule soll, offiziell, deutsch, nicht Schweizerdeutsch gesprochen werden) schon Anpassungsschwierigkeiten mit Deutsch.
Zweisprachigkeit ist ja nur gegeben wenn das Kind zwei Sprachen gleichwertig von Beginn an lebt.
Unsere Tochter ist zweisprachig. Deutsch, Englisch. Schweizerdeutsch spricht und versteht sie. Als Muttersprache würde ich es nicht betiteln, wohl eher fliessende Umgangssprache.
Ich weiss zwar nicht, ob das zusammenhängt, aber unsere Tochter ist beidhändig. Eher links als rechts, aber jede Hand hat ihre speziellen Aufgaben.
Ich glaube nicht wirklich, dass es an der Sprache liegt. In unseren Familien gibt es keinen einzigen Linkshänder (soll ja vererblich sein) in den letzten 4 bekannten Generationen.
Auf der anderen Seite ist unsere beidhändige Tochter auch die einzige Zweisprachlerin. Mein Arzt hat mich in der 20ten SSW bereits gefragt, ob wir Künstler in der Familie hätten, weil sie damals bereits im Ultraschall auffällig gut drauf war mit der Feinmotorik der Hände.
Nach deiner Theorie müsste sie ja dann dort schon zweisprachig gewesen sein. Das ungeborene zwischen Mutter und Fremdsprache unterscheiden können, weiss man ja, aber bei 20 SSW?!
Wann entwickelt sich das Gehör?
Spannendes Thema dieses Wunderwerk Gehirn!
von
AmyBell
am 17.01.2020, 20:29
Mmmh... keine Ahnung, und mir ist auch keine Expertenmeinung hierzu bekannt.
Nicht empirisch, aber aus eigener Erfahrung würde ich vermuten, dass es Zufall ist und kein derart starker Zusammenhang zwischen Motorik und Sprache existiert.
Ich kenne mehrere hunderte zwei- und mehrsprachige Kinder, aber kein einziges, das beidhändig wäre.
Mein Vater ist beidhändig, aber selbst einsprachig.
Und von meinen mehrsprachigen Kindern hat auch keines seine Beidhändigkeit geerbt, im Gegenteil - sie sind alle ziemlich stark ausgeprägt entweder Links- oder Rechtshänder.
LG
von
Korya
am 18.01.2020, 15:36
Dann müsste ein Großteil der Menschheit Beidhändig sein!
In vielen Ländern gibt es mehrere Landessprachen und viele Kinder werden zwei Sprachen groß, weil sie zuhause eine andere Sprache sprechen, wie im Umfeld.
Wäre mir im Kindergarten auch noch nie aufgefallen, dass diese Kinder häufiger beide Hände benutzen.
LG Muts
von
Muts
am 18.01.2020, 20:31
Seit wann gibt man denn hier seinen Arbeitgeber mit Website an? Schaut mir nach einer versteckten Werbeaktion aus. In einem Zweisprachigkeitsforum könnte es ja potenzielle Übersetzungskunden geben...
Silvia
von
Silvia3
am 19.01.2020, 18:45
Stimmt, Silvia, da sind wir gar nicht drüber gestolpert ---- aber wieso Kunden?
Übersetzungen regeln wir doch selber bzw. helfen anderen auch schon mal so, wenn klein genug ist...
Gruß Ursel, DK
von
DK-Ursel
am 19.01.2020, 23:35
Leute, die im Ausland arbeiten oder arbeiten wollen, benötigen öfters mal Übersetzungen von Dokumenten wie Zeugnissen, die dann auch beglaubigt werden müssen. Oder die Übersetzung eines Lebenslauf mit entsprechender Lokalisierung. Das ist nichts, was man so einfach aus der hohlen Hand macht.
Silvia
von
Silvia3
am 20.01.2020, 08:11
Das stimmt natürlich, aber DAS dann in so einem Thread/Forum zu finden, ist ja auch ... ziellos.
Aber Du hast Recht, komisch war das schon.
Gruß Ursel, DK
von
DK-Ursel
am 21.01.2020, 14:43
Das stimmt natürlich, aber DAS dann in so einem Thread/Forum zu finden, ist ja auch ... ziellos.
Aber Du hast Recht, komisch war das schon.
Gruß Ursel, DK
von
DK-Ursel
am 21.01.2020, 14:43
