Frage: Vancomycin, Linezolid, Imipenem i. v. ggf. möglich?

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, Ich wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr! In meinem Vaginalabstrich wurden reichlich Enterococcus faecalis festgestellt, ich bin in der 23 SSW. Aufgrund einer beginnenden Zervixinsuffizienz besteht die Überlegung einer Cerclage bzw eines Pessarrings, vorher müssten die Keime aber mit Antibiotika behandelt werden. Vor Jahren hatte ich durch Amoxicillin ein Arzneimittelexanthem, weshalb mir keine Penicilline oder ähnliche Wirkstoffe verabreicht werden sollten. Dieser Keim reagiert aber leider nur auf Ampicillin, Piperacillin oder Vancomycin, Linezolid und Imipenem. Wäre Vancomycin i. v. ggf. zur Therapie möglich? Oder eines der beiden anderen Medikamente? Ich habe leider extreme Angst vor Nebenwirkungen dieser Medikamente bzw. Vor Medikamenten generell. Oder sollte ich es trotzdem mit Piperacillin wagen? Vielen Dank für Ihre Bemühungen! Liebe Grüße

von Mum1987 am 03.01.2020, 08:28



Antwort auf: Vancomycin, Linezolid, Imipenem i. v. ggf. möglich?

Bei Vancomycin handelt es sich um ein Glykopeptid-Antibiotikum, das nach oraler Gabe praktisch nicht aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert wird. Eine systemische Wirkung lässt sich nur bei parenteraler Applikation erreichen. Beim Menschen sind unkomplizierte Schwangerschaftsverläufe unter systemischer Medikation mit Vancomycin beschrieben (MacCullock 1981). Bei zehn drogenabhängigen Schwangeren, die wegen Infektionen mit intravenösen Gaben von Vancomycin behandelt wurden, zeigten die Kinder keine Hör- oder Nierenschäden (Reyes et al 1989). Im Nabelschnurblut ließ sich Vancomycin in vergleichbaren Konzentrationen wie im mütterlichen Serum nachweisen (Bourget et al 1991). Eine Kasuistik berichtet von einer Patientin, die unter zu schneller Infusion von Vancomycin unter der Geburt eine arterielle Hypotonie entwickelte. Der Fet wies im CTG eine Bradykardie während dieser Episode auf, jedoch keine weiterreichenden Komplikationen (Hill 1985). Angesichts der von Ihnen beschriebenen Situation (Allergie gegen Betalactam-Antibiotika) wäre der Einsatz von Vancomycin im zweiten Schwangerschaftsdrittel vertretbar. Bei Penicillinallergie wäre Imipenem auch nicht unproblematisch. Alternativ könnte man lokal desinfizierende Verfahren erwägen (z. B. Hexetidin, Dequaliniumchlorid, Octenidin).

von Dr. Wolfgang Paulus am 03.01.2020