Frage: PCBs in Muttermilch

Lieber Herr Dr. Paulus, ich eröffne damit wahrscheinlich ein breites Feld, aber ich habe eine Frage zur PCB-Belastung von Säuglingen. Unser Baby ist neun Monate alt und isst seit zwei Wochen gern vom Familienessen mit. Zuvor gab es Brei. Die Zutaten dafür habe ich meist auf dem Wochenmarkt besorgt. Auch beim Thema Fisch wollte ich es besonders gut machen und alles frisch kaufen und bin dabei wohl über das Ziel hinausgeschossen: Ich hatte gleich eine größere Portion frischen Lachs gekauft und diesen dann portionsweise eingefroren. Nun fiel mir an demselben Stand auf, dass ich mich anscheinend vergriffen hatte und statt Wildlachs Lachs aus konventioneller Aquakultur gekauft habe (beides war mit „Lachs“ betitelt). Von diesem Lachs hat unser Sohn ca. sechs Wochen meist zweimal die Woche je ca. 25-30 Gramm in seinen Brei bekommen (aber meist nie aufgegessen). Zudem haben mein Mann und ich von demselben Lachs drei Wochen in Folge je ein größeres Stück gegessen, so dass folglich auch enthaltene Schadstoffe in die Muttermilch gelangt sind und dort die Konzentration erhöht haben. Ich meine, dass die Quecksilberbelastung in Zuchtlachs nicht so hoch sein soll. Von Ethxoyquin ganz zu schweigen, beschäftigen mich aber die PCBs, die Zuchtlachs ja oftmals schon aufgrund der Küstennähe in erhöhtem Maß enthalten soll. Das BFR warnte zumindest mal vor höherem und regelmäßigem Lachskonsum, um die wöchentlich tolerierbare Aufnahme nicht zu übersteigen. In einer aktuellen EFSA-Risikobewertung (2018) zu dioxinähnlichen PCBs in Nahrung bewegten sich gefundene Werte im Lachs zwischen 0,875 und 5,8 Pikogramm pro Gramm (wobei in den höheren Werten Zuchtlachs und Wildlachs – auch aus der Ostsee - eingeschlossen war). Dort wird allerdings auch immer wieder hervorgehoben, dass bei der Berechnung des TWI ein deutlich erhöhter Konsum in der Kindheit miteingeplant wurde. In einem anderen Test - allerdings zu Räucherlachs - wurden in allen Proben über 100 Pikogramm pro Gramm gefunden (PCB 118). Wieviel nun genau im entsprechenden Lachs enthalten war, weiß natürlich niemand, aber schätzen Sie die zeitlich begrenzte Kombination der Aufnahme von PCBs über Muttermilch und direktem Konsum eines Babys über den Fisch als bedenklich ein? Ich habe mich tatsächlich gefragt, ob angesichts der täglichen unvermeidbaren PCB-Zufuhr über die Muttermilch die Menge über den einige Wochen lang aufgenommenen Zuchtlachs groß ins Gewicht fällt. Aus Interesse hatte ich letztes Jahr eine Muttermilchprobe analysieren lassen, wo aber nur PCB 153 und 180 ausgewiesen sind. Beide lagen ganz knapp oberhalb der Bestimmungsgrenze; ich bin also scheinbar kein wirkliches „Schadstofflager“. Dennoch macht mir der Vorfall Sorgen. Für Ihre Einschätzung bin ich sehr dankbar. Viele Grüße

von lilly0505 am 07.02.2020, 09:41



Antwort auf: PCBs in Muttermilch

Da PCB überall in der Umwelt vorkommen, lässt sich ein Übergang in die Nahrungskette nicht vermeiden. Landwirtschaftliche Nutztiere nehmen diese Substanzen z. B. über Futtermittel auf. Sie reichern sich im Fettgewebe von Tieren an, weshalb Lebensmittel tierischen Ursprungs höhere Gehalte als pflanzliche Lebensmittel aufweisen. Menschen nehmen daher Dioxine und PCB hauptsächlich über Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier und Milch sowie den daraus hergestellten Produkten auf. Insofern wird die eventuelle Aufnahme von PCB über die Muttermilch und den vorübergehenden Verzehr von Lachs für Ihr Kind – langfristig betrachtet - nicht entscheidend ins Gewicht fallen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 10.02.2020



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Liserdol zur Reduzierung Muttermilch

Lieber Herr Dr. Paulus. Unser Sohn ist nun 12 Tage alt. Am siebten Tag hatte ich einen ersten Milchstau aufgrund massenhaft zu viel Milch ich trank tassenweise Salbei und Pfefferminztee aber nach drei Tagen über 40 Fieber wurde daraus eine Mastitis welche nun mit Antibiotika behandelt wird. Trotzdem kam ein weiterer Milchstau und auch das Fiebe...


Wie lange ist Pseudoephedrin in der Muttermilch

Hallo Herr Dr. Paulus, vorher habe ich eine Wick DayMed Duo genommen mit 200mg Ibuprofen und 30mg Pseudoephedrinchlorid. Von Nasenspray bekomme ich sofort Nasenbluten. Nun habe ich aber gesehen, dass dies in der Stillzeit nicht so gut ist. Wie lange ist so eine Tablette in der Muttermilch vorhanden? Kann man das sagen? Bzw einen zeitlichen Absta...


Cerazette, Schutz beim Abpumpen der Muttermilch trotzdem gewährleistet?

Guten Tag, Seit meinem Kaiserschnitt am 01.08 verhüte ich mit Cerazette. Ich habe jedoch eine Frage und zwar wird mein Kind ab November im dke Kita gehen (ich werde Milch abpumpen denn ich möchte die ersten 6 Monate voll stillen). Beim Abpumpen und später beim Start der Beikost ist der Schutz durch Cerazette noch gewährleistet oder muss ich dann...


Übergang Kunststoff in Muttermilch - Gefahr fürs Kind?

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich weiß nicht, ob ich hier bei Ihnen mit meiner Frage richtig bin, aber ich versuche es trotzdem einmal. Aufgrund des folgenden Vorganges bin ich etwas besorgt: Ich habe gestern vom Zahnarzt eine Schiene gegen Zähneknirschen erhalten. Diese hat der Zahnarzt noch zur Feinjustierung mehrmals nachschleifen müssen...


Chemikalienbelastung Muttermilch

Lieber Herr Dr Paulus, Ich stille meine Tochter 15 Monate immer noch sehr häufig. Ich habe mir schon öfter Gedanken gemacht ob in meiner Muttermilch nicht überdurch schnittlich viele Chemikalienspuren zu finden sind, da ich während meiner CTA Ausbildung vor 7 Jahren mit vielen Lösungsmitteln und einigen Gefahrstoffen hantiert habe. Zwar immer mit ...


Hautkontakt mit biozider Holzschutzgrundierung/Übergang in Muttermilch

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, die Möglichkeit Ihnen hier Fragen zu stellen, weiß ich sehr zu schätzen und möchte Sie gerne um Ihre Einschätzung zu einer Sache bitten, die mich schon seit einer Woche sehr beschäftigt. Ich habe ein 11 Monate altes Kind, das noch gestillt wird und habe kürzlich im Freien für ca. 30min mit einer Holzschutzgrundier...


Jod in Muttermilch

Guten Tag Herr Dr. Paulus, durch einen anderen Beitrag habe ich gelesen das Jod eine hohe Konzentration in der Muttermilch erreichen kann. Ich selber habe keine Schilddrüse mehr und nehme aktuell 150mg L-Thyroxin. Wärend der Schwangerschaft musste die Dosierungen mehrfach angepasst werden und der Tsh wurde alle 2 bis 4 Wochen kontrolliert. ...


Hautcreme Muttermilch

Hallo, Herr Dr. Mallmann gab mir den Tipp, bei Ihnen zu fragen: Ich kann keine wirksame medikamentöse Hautcreme bei meiner Krankheit Rosacea nehmen, da die Wirkstoffe in der Stillzeit nicht empfohlen werden. Nun habe ich von der frei verkäuflichen Hautcreme ,,Gladskin rosacea gel" gehört. Es enthält das aktive Enzym Staphefekt™, es bekämpft nur die...


Reste von Nystaderm und Clotrimazol Creme in Muttermilch bedenklich?

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, erst einmal ganz herzlichen Dank für Ihre tolle Arbeit. Schon während der Schwangerschaft sowie jetzt während der Stillzeit haben mir Ihre Antworten auf viele Fragen sehr geholfen. Meine Frage: Mein Sohn (7 Wochen alt) und ich haben Soor. Mein Sohn bekommt die Nystatin acis Suspension. Der Hautarzt hat mir die C...


Übertrager Keuchhusten trotz Impfung? Antikörper durch Muttermilch möglich?

Hallo Herr Dr. Paulus, Meine Kinder 4J. und 3J. sind nach Stiko geimpft. Am 12.10.21, also letzte Woche kam mein drittes Kind zur Welt. Aufgrund einer hartnäckigen Erkältung, die vier Wochen bei mir anhielt und erst nach Antibiotikabehandlung Besserung eintrat, wollte meine Fa mich nicht gegen Keuchhusten impfen. Davor hatte sie mich gegen co...