Frage: Opiate in der Schwangerschaft

Hallo, Herr Dr. Paulus, ich nehme seit mehr als 10 Jahren gegen meine chronischen Schmerzen nach einem Unfall Tilidin-Retard-Tabletten und als Ergänzung bei akuten Schmerzschüben Tilidin-Tropfen. Ich habe dieses Medikament schon während meiner Schwangerschaft eingenommen und per Kaiserschnitt ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Es gab direkt nach der Entbindung keine Auffälligkeiten beim Kind. Dieses Kind ist heute ein Schulkind und kerngesund. Da sich mein Arzt in den Ruhestand verabschiedet hat, musste ich mir einen neuen Arzt suchen. Ich habe einen Schmerztherapeuten gefunden. Dieser meinte nun allerdings, dass Tilidin wegen des "Kicks im Kopf" gar nicht gut wäre und er die Medikation sofort von heute auf morgen umstellen müsse. Er gab mir Hydromorphon-Retard-Tabletten und zum Ausgleich eventueller Entzugserscheinungen Clonidin. Wir haben noch einen Kinderwunsch, den an wir auch schon aktiv arbeiten. Noch bin ich allerdings nicht schwanger. Dies habe ich beim Arzt erwähnt und er meint, dass das Wechseln der Präparate kein Problem sei. Ich habe mir die Beipackzettel beider Präparate durchgelesen und auch bei Embrytox nachgeschaut. Bei meiner Recherche stiess ich darauf, dass das Hydromorphon nicht vor einer Operation im Bauchraum gegeben werden darf und es die Fähigkeit der Gebärmutter, sich wieder zusammenzuziehen, beeinträchtigt. Beim Kind soll das Hydrmorphon das Risiko für den plötzlichen Kindstod erhöhen. Da ich im Falle einer weiteren Schwangerschaft zu 100 Prozent wieder mittels eines Kaiserschnitts entbinden muss und natürlich nur das Beste für mein Kind und mich will, bin ich jetzt extrem verunsichert. Da der Arzt vor dem Hintergrund einer eventuell eintretenden Schwangerschaft kein Problem in der Präparatewahl sah und ich erst in acht Wochen wieder einen Termin bekommen konnte, weiss ich nicht so recht, wie ich mich jetzt verhalten soll. Ist das Risiko in der Schwangerschaft und bei der Geburt bei diesem Wechsel der Präparate überschaubar? Wäre es nicht sinnvoller, im Fall und für die Dauer einer Schwangerschaft erstmal wieder Tilidin einzunehmen? Muss ich sonst ein paar Wochen vor der Geburt das Präparat wechseln? Sollten wir vor diesem Hintergrund das "Üben" lieber einstellen? Da ich schon etwas über 40 bin, wäre es das dann wohl mit dem Kinderwunsch... Ich freue mich darauf, Ihre Einschätzung zu dieser Thematik zu lesen. Herzlichen Dank und liebe Grüße.

von Das Einhorn am 24.11.2017, 11:12



Antwort auf: Opiate in der Schwangerschaft

Ich bin kein Schmerztherapeut, verstehe aber nicht, warum die bisherige Medikation abrupt umgestellt werden muss, wenn bei Ihnen Kinderwunsch besteht. Tilidin und Hydromorphon stammen beide aus der Substanzklasse der Opioide und können daher Gewöhnung und Entzugsprobleme beim Absetzen verursachen. Das gilt auch in Abhängigkeit von der mütterlichen Dosis für das Neugeborene, das sich während der Schwangerschaft an diese Substanzen gewöhnt hat. Die bisherigen Erfahrungen mit dem Wirkstoff Clonidin ergaben keine Hinweise auf fruchtschädigende Effekte.

von Dr. Wolfgang Paulus am 24.11.2017



Antwort auf: Opiate in der Schwangerschaft

Hallo, Herr Dr. Paulus, ich danke Ihnen sehr für Ihre schnelle Antwort auf meine Frage. Die Suchtproblematik bei mir und die Entzugsprobleme beim Kind sind mir bekannt und wurden und würden von mit selbstverständlich bei der Wahl der Klinik (Level 1) berücksichtigt. Der Arzt hat die Therapie abrupt geändert, weil er ein "persönliches Problem" mit Tilidin hat. Was mich zur Zeit sehr verunsichert, ist die Frage, wie es sich mit der Einnahme von Hydromorphon vor und nach einem Kaiserschnitt verhält. Nach meiner Recherche existiert das Risiko, dass sich die Gebärmutter nach dem Eingriff nicht richtig zusammenzieht und es zu schweren Komplikationen (Blutverlust?) kommt. Ich möchte natürlich ungern alles auf eine Karte setzen und brauche Informationen. Ist es gegebenfalls ratsam, eine gewisse Zeit vor einem geplanten Kaiserschnitt das Präparat zu wechseln? Falls ja, wie lange? Gibt es Erfahrungsberichte, wie es sich mit dem Risiko des plötzlichen Kindstodes nach der Einnahme von Hydromorphon durch die Mutter in der Schwangerschaft verhält? Ich danke Ihnen sehr und wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

von Das Einhorn am 24.11.2017, 15:27