Frage: ein letztes Mal...

Sehr geehrter Dr.Paulus, es tut mir leid, Sie erneut mit meiner „Calciumgeschichte” (siehe meine Frage "Calcium und Vitamin D") zu nerven und wahrscheinlich verdrehen Sie gerade die Augen, was ich gut verstehen kann. Leider beschäftigt mich diese „Überdosierung“ meinerseits über so einen langen Zeitraum doch sehr und seit dieser Geschichte traue ich mich kaum noch etwas zu essen, ohne zuvor die Nährstoffgehalte zu checken und abzuwägen. Auch beginne ich immer wieder, die Calciumaufnahme der letzten Monate nachzurechnen und komme an vielen Tagen über 3000mg Calcium (und mehr), die ich aufgenommen habe – obgleich ja das UL dafür bei 2500mg über einen längeren Zeitraum (was immer das heißt) liegt. Mein Serumcalcium lag allerdings tatsächlich nur bei 2,18, was ja sogar eher im unteren Bereich anzusiedeln ist. Mir kommen dennoch immer wieder Sorgen, dem Kind mit meinem Calciumexzess geschadet zu haben, weil ich u.a. gelesen habe, dass eine erhöhte Aufnahme (> 1500mg!) zur Unterdrückung des Parathormons und damit zu Tetanien beim Kind führen kann. Mittlerweile habe ich sehr viel dazu gelesen und für mich folgende „Beruhigungsstrategien“ gefunden: 1. Mehrere (kompetente) Befragte geben Entwarnung, dann gibt es vermutlich keinen Grund, sich weiter zu sorgen. 2. Die Menge der Calciumabgabe an das Kind ist geregelt und relativ unabhängig von der Aufnahme der Mutter. Weniger heißt, der Mutter wird Calcium aus den Knochen entzogen, erhöhte Zufuhr heißt aber nicht, dass auch mehr zum Kind geht. 3. Hohe Calciumaufnahme alleine führt daher nicht zu Schädigungen des Kindes. 4. Wenn mein Calciumspiegel jetzt bei 2,18 liegt, war er sicher nicht ein paar Wochen / Monate zuvor hyperkalzämisch (obgleich der Spiegel im 3. Trimester offenbar generell sinkt). 5. Zu viel Calcium über die Nahrung wird ausgeschieden und führt nicht (oder weniger schnell / gravierend) zu kritischen Nebenwirkungen, im Gegensatz zu Calcium über Supplemente. 6. Die Hyperkalzämie ist v.a. deshalb für den Fötus kritisch, weil sie mit Schilddrüsen- oder Nierenproblemen der Mutter einhergeht und dies zu Schäden (z.B. Hypoparathyreoidismus, Tetanie…) beim Kind führen kann. Sie entsteht z.B. durch entsprechende Erkrankungen, Tumore oder massive Überdosierung von Vitamin D. 7. Gravierende Schäden (wie geistige und körperliche Behinderungen, Herz- und Augenprobleme) entstehen, wenn Tetanie / Hyperkalzämie / Hypokalzämie / Hypoparathyreoidismus des Kindes nach der Geburt nicht rechtzeitig behandelt werden. 8. Bei normalem Serumcalciumspiegel ist es jetzt wichtig für mich, weiter genügend Calcium aufzunehmen, um meine eigenen Knochen nicht zu belasten. Würden Sie diesen Punkten so zustimmen? Es wäre großartig, wenn Sie mir hierzu noch einmal eine Rückmeldung geben würden, ich verspreche auch, Sie danach endgültig damit in Ruhe zu lassen. Ich bin nun in der 37. SSW und würde so gerne die letzte Zeit ohne die ständige Angst verbringen, dass diese lange Fehlernährung (die ja auch noch in bester Absicht erfolgte…) meinem Kind Schaden zugefügt hat. Generell habe ich, wie Sie vielleicht merken, ein großes „Angstproblem“ im Rahmen der Schwangerschaft, an dem ich auch bereits mit therapeutischer Unterstützung arbeite, aber eventuell können Sie mir zumindest diese Ängste doch noch nehmen oder zumindest erleichtern. Entschuldigen Sie den langen Text und vielen herzlichen Dank für Ihre großartige Arbeit! Beste Grüße, Krümelkauz

von Krümelkauz am 10.11.2017, 09:35



Antwort auf: ein letztes Mal...

Wenn Sie jetzt einen eher niedrigen Calciumspiegel aufweisen, können Sie keinesfalls von einem „Calciumexzess“ sprechen. Die von Ihnen über Supplemente und Nahrungsmittel aufgenommenen moderaten Calciumdosen können keinesfalls zu Komplikationen für das Ungeborene führen. Mit den angegebenen Nahrungsmitteln und Supplementen können Sie in dieser Form auch keine Überversorgung mit Jodid verursachen. Ich hoffe für Sie, dass Sie Ihre Angstproblematik mit therapeutischer Hilfe in den nächsten Wochen in den Griff bekommen, damit Sie sich am Ende der Schwangerschaft und im Wochenbett nicht ständig den Kopf zerbrechen müssen. Falls nötig, wären auch Medikamente (wie z. B. Sertralin) mit dem Stillen vereinbar.

von Dr. Wolfgang Paulus am 13.11.2017



Antwort auf: ein letztes Mal...

...und dazu noch eine "Anschlussfrage": Durch die sehr vielen Milchprodukte plus häufigen Verzehr von Lachs, die Verwendung von Jodsalz und die Einnahme von zunächst FolioForte und dann Femibion 2 (150 Mikrogramm Jod) habe ich nun auch die Sorge, zu viel Jod zu mir genommen zu haben. Ab welcher Menge wird das gefährlich fürs Kind? Wirklich erst ab 1mg pro Tag? Dieses Nährstoffgerechne macht mich noch völlig verrückt... Danke und schöne Grüße, Krümelkauz

von Krümelkauz am 10.11.2017, 12:20



Antwort auf: ein letztes Mal...

Zur Erläuterung: An sehr jodreichen Tagen habe ich z.B. eine ganze Kugel Mozzarella gegessen, das sind allein schon 200 Mikrogramm. Dann Semmeln, Nudelauflauf mit Vollkornnudeln, Lachs, Brokkoli, Sahne und Käse, alles zubereitet mit ordentlich Jodsalz, morgens Joghurt usw. Kann es durch diese teils exzessive Jodzufuhr zu Schäden wie einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion beim Kind kommen? Ich frage mich mehr und mehr, ob ich Femibion nicht einfach hätte weglassen sollen... Entschuldigen Sie, das war's jetzt auch von mir, ich mache mir nur ständig so viele Sorgen....

von Krümelkauz am 10.11.2017, 14:10



Antwort auf: ein letztes Mal...

Sehr geehrter Dr. Paulus, vielen herzlichen Dank für Ihre mehr als beruhigende Antwort. Sie ahnen nicht, welche Last Sie mir damit von den Schultern genommen haben. Herzliche Grüße, Krümelkauz

von Krümelkauz am 15.11.2017, 14:40