Frage: Auswirkungen von Cipralex auf Einnistung und Fehl-/Frühgeburt?

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich nehme seit 7 Jahren das Medikament Cipralex (20mg täglich) und letztes Wochenende haben mein Partner und ich ausnahmsweise mal kein Kondom benutzt. Ich habe nun riesige Angst und enorme Schuldgefühle, dass Cipralex eine Einnistung verhindert oder erschwert oder das Cipralex sich irgendwie negativ auf die Einnistungschancen auswirkt und dieser kleine Embryo dann gleich stirbt bevor er sich überhaupt einnisten konnte und ich durch mein Vergessen auf das Kondom dann Schuld bin, dass dieses kleine Lebewesen keine Chance zum Leben hatte! Könnten Sie mir bitte schreiben, ob Cipralex irgendwie negative Auswirkung auf die Möglichkeit einer Einnistung hat? In den Foren lese ich ganz unterschiedliche Dinge dazu und ich weiß jetzt überhaupt nicht mehr, was dahingehend stimmt und was nicht... Daher möchte ich jetzt unbedingt Sie als renommierten Experten auf diesem Gebiet fragen, ob Cipralex irgendeinen negativen Einfluss auf die Einnistung hat? Und auch, ob Cipralex eine Fehlgeburt in den ersten Schwangerschaftswochen auslösen kann, falls sich ein Embryo einnistet? Denn auch das würde mir riesige Angst und Schuldgefühle machen! Und noch zwei andere kurze Fragen: (1) Falls ich schwanger sein sollte, kann ich ja trotzdem die Cipralex nur langsam weniger dosieren und nicht sofort auf einmal weg lassen: Kann Cipralex dann eh keine Frühgeburt auslösen bis ich es ein wenig reduziert habe? (2) Mein Partner und ich wünschen uns ausgesprochen gerne ein Kind! Ich bin mit den 20mg Cipralex auch sehr gut eingestellt und schon seit Jahren stabil und auch in einer wöchentlichen sehr guten Therapie, sodass es mir generell jetzt sehr gut geht und mein Partner und ich jetzt nach meiner langen Krankheit auch bereit für ein Kind sind. Meine Therapeutin meinte aber, dass es gut wäre, wenn ich auch am Beginn einer Schwangerschaft noch 20mg Cipralex nehmen würde und erst dann langsam die Dosis reduziere, sodass ich ab dem 7. Monat dann nur noch 5mg nehme. Was meinen Sie dazu? Kann ich am Beginn einer Schwangerschaft noch 20mg nehmen oder soll ich bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft die Dosis reduzieren? Ich möchte diese 3 angeführten Fragen wirklich Sie als renommierten Experten fragen! Denn ich habe gerade wirklich enorme Angst und Schuldgefühle, dass die 20mg Cipralex irgendwelche negativen Auswirkungen auf die Einnistung haben oder eine Fehlgeburt/Frühgeburt verursachen können! Denn ich mache mir solche Vorwürfe, dass wir letztes Wochenende kein Kondom benutzt haben!! Irgendwie wollte unser Unterbewusstsein wohl schon ein Kind...und ich hatte irgendwie durch Foren in Erinnerung, dass Cipralex am Anfang eh nicht schädlich ist...und erst jetzt ist mir das mit der Einnistung und den Fehl- und Frühgeburten in den Sinn gekommen... Entschuldigen Sie vielmals meine so lange Nachricht! Ich wollte das einfach genau erklären, weil mir eine richtige Antwort hier sehr wichtig ist von einem renommierten Experten auf diesem Gebiet! Ich danke Ihnen bereits vorab in jedem Fall von ganzem Herzen! Beste Grüße, Hedwig

von hedwig am 15.11.2019, 18:55



Antwort auf: Auswirkungen von Cipralex auf Einnistung und Fehl-/Frühgeburt?

Bei Escitalopram handelt es sich um das linksdrehende Enantiomer von Citalopram. Eine Auslösung von Fehl- oder Frühgeburten durch Escitalopram ist nicht beschrieben. Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit SSRI in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Escitalopram in der Schwangerschaft durchaus vertretbar. Bei moderater Tagesdosis (5 – 10 mg) wären auch keine gravierenden Anpassungsstörungen beim Kind nach Geburt zu befürchten. Eine Übersichtsarbeit sieht – wenn überhaupt – allenfalls ein geringes Risiko von weniger als 1% für die Entwicklung einer pulmonalen Hypertonie des Feten bei mütterlicher Therapie mit SSRI in der zweiten Schwangerschaftshälfte. Ein Verzicht auf eine erforderliche Behandlung der Mutter in der Spätschwangerschaft erscheint daher nicht sinnvoll ('t Jong et al 2012).

von Dr. Wolfgang Paulus am 17.11.2019



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Frühgeburt? Nebenwirkungen Neuroleptika

Hallo Dr. Paulus, vielen Dank für die Antworten. 2 Fragen sind noch übrig geblieben bzw. die erste hat sich neu ergeben. 1.) Können Sie mir eine Stelle nennen (vielleicht im Internet), bei der mir jemand die Frage, die ich letzte Woche bei Ihnen gestellt habe, zu den Nebenwirkungen der Neuroleptika beantworten kann? 2.) Ist durch me...


Verhindern Cranberry-Kapseln/Schilddrüsenunterfunktion eine Einnistung?

Ist es möglich das Cranberry-Kapseln ein Einnisten der Eizelle verhindern? Wie wirkt sich die Schilddrüsenunterfunktion auf eine Einnistung aus? Oder ist es einfach "nur etwas schwieriger" dann schwanger zu werden? Oder hat das gar keinen Einfluss? Vielen Dank


Verbesserung der Einnistung und Gestoseprophylaxe

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich nehme seit geraumer Zeit Citalopram 30 mg/Tag. Für eine mögliche weitere Schwangerschaft wurden mir - zur Verbesserung der Einnistung und als Gestoseprophylaye - ASS 100 und Clexane 40 empfohlen. Ich meine mich zu erinnern, dass Citalopram auch gerinnungshemmende Eigenschaften hat, habe aber keine Ahnung, an ...


Octenisept bei Einnistung

Hallo! Ich habe eine Frage zu Octenisept. Ich war gestern bei meiner Gynäkologin und sie hat mir gesagt, dass gestern der ideale Tag war um am Kinderwunsch zu arbeiten. Das haben wir dann auch getan :-) Leider hat sich heute im Laufe des Tages ein schmerzhafter Abszess an einer Schamlippe gebildet, auch ein Lymphknoten in der Leiste ist schm...


Angst vor Frühgeburt

Lieber Dr. Paulus, ich bin jetzt 28+4 mit meinen Zwillingen. Seit 27+1 muss ich auf Grund vorzeitiger Wehen auf dem CTG (unbemerkt, keine Schmerzen, GMH bei 3,7 cm, kein Trichter, Muttermund verschlossen) nun alle 8 Stunden 20 mg Nifedipin nehmen; diese soll ich nun bis einschließlich 34+0 in dieser Dosis durch nehmen. Zusätzlich Progesteron. Ei...


MRT während Eisprung/Einnistung

Hallo Herr Dr. Paulus, ich muss ein MRT des Handgelenks machen lassen. Der Termin ist rund um den Eisprung/ potentieller Einnistung. Kann es dadurch zu Schädigungen kommen? Vielen Dank.