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Geschrieben von Keksraupe am 09.12.2019, 2:43 Uhr

Panik bei Stethoskop

Mein 20 Monate alter Sohn (korrigiert 17 Monate) hat wahnsinnige Angst vor Ärzten (extrem viel schon mit gemacht, einiges davon sehr schmerzhaft)

Unser KiA zieht extra keinen Kittel an bei ihm, und trägt bunte Poloshirts, sodass die Besuche wenigstens halbwegs funktionieren. Die Spritzen die er regelmäßig bekommen muss, machen es halt nicht besser, da geht es aber echt schnell (rein, raus, fertig, alle 4 Wochen einmal).

Die Hölle bricht los, wenn er ein Stethoskop sieht... das muss nur auf dem Tisch liegen, da fängt er schon an zu schreien und weinen (die Tränen laufen, die Nase läuft, er ist ein Häufchen Elend das wie am Spieß schreit). Ist natürlich schwierig, weil er mit seinen Lungenproblemen regelmäßig abgehört werden muss.
Es ist so schlimm, dass ich ihn schon zu meinen Arztterminen (alle 14 Tage) nicht mitnehmen kann, weil er, wenn ich Blutdruck gemessen bekomme, anfängt zu kreischen und zu weinen sobald er das Stethoskop sieht.

Gibt es hier noch mehr Kinder mit solchen Problemen, und wie schafft ihr es, dem Kind die Angst zu nehmen? Ich habe (aufgrund meines Berufes) selbst zwei Stethoskope zu Hause, traue mich aber gar nicht, ihm eins „zu geben zum Spielen“ aus Angst dass er auch daheim Panik bekommt und sich nicht mehr „sicher fühlt“.

Hat jemand eine Idee?

 
7 Antworten:

Re: Panik bei Stethoskop

Antwort von Winterkind09 am 09.12.2019, 8:18 Uhr

Hallo Keksraupe,
wenn du eine Stethoskop Zuhause hast, dann gib es ihm.... Du hast ja eine ganz andere Umgebung und dein Sohn kann sich spielerisch nähern.
Du kannst es auch unauffällig irgendwo hinlegen und es ihm entdecken lassen. Nur nicht zwingen, dann passiert auch nichts. Habt ihr ein Spielstetoskop? Wir hatten ein funktionsfähiges Spielzeug und die Kids fanden es toll, den Herzschlag zu hören.
Ich würde ihn trotzdem zu den Terminen mitnehmen, denn er sieht dass dir nichts passiert. Lach dabei, sei ganz normal, strahl Sicherheit aus- dann ist es irgendwann auch wieder selbstverständlich. Du darfst aber auch nicht unsicher sein, was muss, das wird gemacht- gerade wenn es regelmäßig sein muss. Es ist super, dass er Angst um seine Mama hat, die Phase vergeht leider viel zu schnell...
Wir haben mit dem kleinsten (4) auch jede Menge Untersuchungen etc. durch. Inzwischen spielt er auch gerne mal Arzt und hat sich im Spielzeugladen entsprechendes Playmobil gewünscht.
Irgendwie weiß er, dass ihm der Arzt hilft und fordert selbst einen Arztbesuch und unser Inhaliergerät ein wenn es ihm schlecht geht. EEG, Ekg, Röntgen, Impfen, Blutwerte, regelmäßige Medikamente, Orthesen... geht relativ gut, weil es für ihn einfach der Alltag ist.
Irgendwann setzt die Vernunft ein und dann kann man auch besser erklären, warum man alles macht.
Lg

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Re: Panik bei Stethoskop

Antwort von Berlin! am 09.12.2019, 12:27 Uhr

Das, was ich schreibe, ist jetzt nur eine Mutmaßung, nur meine Meinung. ich bin keine Expertin.
Es klingt für mich so, als wenn Dein Sohn da ein Trauma hat, irgendetwas besonders Schlimmes, was er mit dem Stethoskop verbindet. Es muß gar nicht objektiv schlimm gewesen sein, für ihn war es furchtbar.

Ich würde vielleicht einfach mal mit einem Psychologen reden, der sich da auskennt. Es gibt Erziehungshilfevereine, die ganz unkomplizierte Beratung bei sowas anbieten, kostenfrei und ziemlich gut. Vielleicht gibt es die auch bei Euch?
Es gibt aber auch gute niedergelassene Therapeuten. Einfach mal fragen, was man machen kann.

Vielleicht hilft es, wenn er sich spielerisch an das Ding gewöhnt? Also vielleicht ein Arztkoffer für Kinder, die sehen ja dann bunt aus und schon anders als die echten Stethoskope. Damit dann vielleicht den Teddy mal abhören, erst Du, er sieht zu, dann hält er den Teddy dabei, dann darf er anfassen usw., immer in ganz ganz kleinen Schritten. Und ganz langsam.

Der Sohn einer Freundin lag lange mit einem fiesen und letztlich sehr bedrohlichen Infekt im KH. Seit dem bekommt er Panik ohne Mama. Muß immer bei ihr sein, vor allem nachts. Das klingt so ähnlich wie das, was Du beschreibst.

Alles Gute!

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Re: Panik bei Stethoskop

Antwort von BB0208 am 09.12.2019, 14:25 Uhr

Das kenn ich, allerdings etwas älter und es ging um weiße Bekleidung.
Wir haben es mit Traumatherapie stabilisieren können. Dafür ist dein Kleiner zu jung.

Ich würde kein buntes Kinderstetoskop wählen, sondern ein echtes.
Wir haben welche für unsere Kinder bestellt und sowas ist gar nicht teuer.

Ich würde in einem geschützten Umfeld, zu Hause, immer wieder versuchen, damit selbst zu hantieren.
Setz ihn auf Papas Schoß, lass sie ein Buch angucken. Dann hol das Stethoskop und geh zum Teddy und sag: sag mal, hast du Husten

Sowas irgendwie. Dass das Kind nur der Beobachter ist. Mit Abstand.

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Re: Panik bei Stethoskop

Antwort von Philo am 10.12.2019, 20:20 Uhr

Hallo,
ich habe auch 2 chronisch kranke Kinder daheim. Die Große lag bis sie 3 Jahre alt war regelmäßig auf der Intensivstation.
Sie hatte damals einen Arztkoffer. Drin war, was sie in der Klinik, im Rettungswagen und bei Arztbesuchen kennengelernt und geschenkt bekommen hat.
Spritzen, Inhalationsmasken, Sauerstoffschläuche (gekürzt), Pulsoxymeter, Stethoskop, Verbände, leere Nurofenflaschen mit Aufziehspritze, leere Kochsalzlösungspackungen...
Und ich wurde viel verarztet, sie hat an mir alles aufgebarbeitet bzw. verarbeitet.
Meine Kleine muss seit Kurzem täglich gespritzt werden. Die leeren Pens bekommt sie auch zum Spielen - nur ohne Nadeln. Die bekomme ich dann in den Oberschenkel "gerammt".
Das ist ein Bereich der Lebenswelt der Kinder, sie müssen das verarbeiten und tun das am Besten beim Spielen.
Fazit: Ich würde dem Kind ein eher günstiges Stethoskop in einen Arztkoffer packen.
LG, Philo

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Re: Panik bei Stethoskop

Antwort von Bliblablub am 10.12.2019, 22:34 Uhr

Mein Sohn lag lange, viele viele Monate auf der Onkologie. Das hat Spuren hinterlassen. Er hat panische Angst vor Ärzten. Derzeit sind wir noch zusätzlich in der Autismus Diagnostik, was die Panik natürlich noch schlimmer macht. Er hat auch sämtliche Sachen im Arzt Koffer, hat am meisten Panik vor spritzen. Die erste Frage ist immer, egal zu was für einem Arzt wir müssen "piekst der mich?". Wenn es sein muss, dann braucht es 4 Leute ihn fest zu halten und es zerreißt mir jedes mal das Herz. Ich glaube, wir werden es nicht aus ihm raus kriegen. Ich hoffe für euch, dass es spielerisch mit Stethoskop klappen wird. Alles Gute!

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Re: Panik bei Stethoskop

Antwort von niccolleen am 10.12.2019, 23:52 Uhr

Ich wuerde das Stethoskop im Schrank lassen.
Meine eigene Erfahrung mit Phobien ist die, dass es nicht leichter wird, wenn man die dann dauernd vor Augen hat. Man kann aber Phobien durch Abstand langsam abbauen. Man wird ausserdem auch aelter, begreift mehr, kann sich auch eine eigene Impulskontrolle aufbauen im gleichen Masstab, wie sich Vernunft und Denken entwickelt,... Meine Spritzen- und Nadelphobie ist mitsamt Impfungen und sogar arbeiten mit Spritzen und Nadeln nie weggegangen, sondern eher sogar noch staerker geworden. Aber ich hab mich inzwischen besser unter Kontrolle als als kleines Kind.

Solche Aengste sind unter Umstaenden total irrational. Ich habe mich z.B. als Baby ganz furchtbar vor dem Knacksen des Vierteltelefonanschlusses gefuerchtet.Naja irgendwann wird man aelter und kriegt halt mit, dass da nix ist, ausser dem Knacksen.
Unter 4 Jahre schleppt man normalerweise kein langes Trauma mit sich herum. Das hat die Natur extra so eingerichtet, dass man in dem Alter schlechte Erinnerungen nicht lang speichert.

lg
niki

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Re: Panik bei Stethoskop

Antwort von Keksraupe am 11.12.2019, 14:21 Uhr

Danke für die zahlreichen Antworten

Wir werden mal bis zum 2. Geburtstag abwarten und dann den KiA ansprechen

Ich denke, das Stethoskop aus dem Schrank holen verschlimmert es aktuell nur, hier kommt täglich 2x der Pflegedienst, wir sind also sowieso immer noch mittendrin und er hat kaum mal „Pause“ von den ganzen Therapien und Behandlungen

Evtl sprechen wir es in der Reha an, die für Feühjahr2020 geplant ist

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