Frage: Wie gewöhne ich an den Familientisch?

Liebe Birgit, meine Tochter wird nächste Woche 1 Jahr alt und ihre Mahlzeiten sehen folgendermaßen aus: Morgends trinkt sie ein Fläschchen Pre Milch und schläft meistens nochmal ein danach. Sobald sie wieder wach ist, biete ich ihr Butterbrot oder Obst mit Joghurt an, wenn ich selbst frühstücke. Mittags bekommt sie dann ein Gläschen oder selbst gekochtes und Obst als Nachtisch und Nachmittags einen Obst-Getreide-Brei. Am Abend isst sie ihren Milchbrei und kurz vor dem schlafen gehen trinkt sie nochmal ein Fläschchen Pre-Milch. Wir lassen sie natürlich schon länger auch die Sachen probieren, die wir essen und setzen sie auch immer zu uns an den Tisch, wenn mein Mann und ich essen. Ich bin mir momentan irgendwie nicht sicher, ob diese Ernährung ihrem Alter entspricht und würde gerne Ihre Meinung dazu hören. Außerdem essen wir jeden Tag erst Abends eine warme Mahlzeit, wenn mein Mann von der Arbeit kommt. Jetzt frage ich mich, ob ich das bei meiner Tochter auch irgendwann einfach anfangen kann, ihr Abends mit uns eine warme Mahlzeit anzubieten? Und wenn ja, was gebe ich dann mittags stattdessen? Vielen vielen Dank schonmal für Ihre Antwort! Liebe Grüße

von Franzi91 am 14.09.2019, 21:20



Antwort auf: Wie gewöhne ich an den Familientisch?

Hallo Franzi91 das klappt doch alles schon gnaz prima. Eure Tochter konnte am Familientisch schon diverse Erfahrungen sammeln. Brot mit Obst klappt morgens schon ganz gut, wie du schreibst. Mache einfach weiter wie bisher und biete deiner Tochter immer ganz selbstverständlich ihr eigenes Tellerchen mit diversen Kleinigkeiten an, die sie spielerisch entdecken kann. Setze jetzt ganz intensiv auf ihre Mitarbeit. Die neuen und stückigen Speisen sollte deine Tochter immer selbständig essen. Nimm dabei in Kauf, dass sie manche Speise zerpflücken und runterwerfen und manche Speise in den Mund nehmen wird, um sie alsbald evtl doch wieder auszuspucken. Das sind vollkommen normale Entwicklungsprozesse. Lass sie eure Familienmahlzeiten in authentischer Weise miterleben. Denn Kinder lernen essen durch Gewöhnung, durch eigene Erfahrungen mit den Speisen, durch Spiel, durch Beobachtung und Nachahmung der anderen Mitesser. Regelmäßige und gemeinsame Mahlzeiten bei Tisch sind eine gute Voraussetzung dafür, dass eure Tochter bald mit Spaß und Freude mit isst. Überlege dir, welche Speisen eure typischen Familienspeisen sind, welche ihr auch in Zukunft regelmäßig essen wollt. Daran kannst du sie langsam, in kleinen Schritten, durch wiederholtes Anbieten gewöhnen. Achte auf erlebnisreiche Mahlzeiten bei Tisch, die deinem Kind das Mitessen ermöglichen. Lass sie ein Teil eurer Essgemeinschaft werden, in dem du ihr die Möglichkeit gibst einfach mit zu essen. Das geschieht zunächst durch das Beobachten der bei Tisch/auf dem Teller zur Verfügung stehenden Speisen und durch die anderen Personen ringsum, welche ebenfalls etwas essen. Lasst eure Tochter immer und immer wieder an euren Speisen riechen, lasst sie diese befühlen, lasst sie schmecken. Kinder müssen sich an Vieles im wahrsten Sinn des Wortes - langsam herantasten. Du kannst Familienspeisen welche in ihrer Konsistenz noch nicht optimal geeignet (zu groß, zu unförmig etc) sind bspw vor den Augen deines Kindes auch einfach klein schneiden. Du kannst manche Speise mit der Gabel zerdrücken und ganz wichtig ist: Lass deine Kleine unbedingt selbständig essen und sie dabei viel Handkontakt mit den Speisen erleben. Der haptische Eindruck verschafft deinem Kind einen ersten bzw zweiten, dritten Eindruck (optisch, geruchlich) einer Speise und gibt deinem Kind damit wichtige Impulse zum Handeln. Essen lernen erfordert viel Einfühlungsvermögen seitens euch Eltern. Vom Kind wiederum wird "Anpassung" verlangt. Und das klappt nonverbal besonders gut. Dein Kind muss sehen, wie ihr Eltern und andere Personen ringsum essen, damit sie imitieren und ebenso beherzt zugreifen kann. Sie lernt auf diese spielerische Art neue Konsistenzen kennen - und wird sie langfristig akzeptieren lernen. Der Mund ist die Eintrittspforte für das Essen. Im Mund wird das Essen weiterhin auf Eignung geprüft. Mit den Geschmacksknospen und dem Tastsinn im Mundraum - was gefällt wird auch geschluckt. Alle Kinder mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw ein Grießbrei ist darum eine ideale Kost für Essanfänger. Damit dein Kind aber auch lernt andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack zu mögen, muss sie andere Speisen in den Mund nehmen und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Aber: beim nächsten Mal gefällt die Speise häufig schon viel besser - es sind bis zu 10 dieser Kontakte nötig, um Kinder an Neues zu gewöhnen. Bereits kleine Mengen von neuen Speisen sind für den Anfang schon prima. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Kleinsten das in den Mund gesteckte Essen wieder ausspucken. Das ist zwar nicht schön anzusehen aber nicht vermeidbar. Auf diese Weise gewöhnen sich Baby/Kinder an neue Speisen. Eure Tochter muss sich im Besonderen an ein neues Mundgefühl gewöhnen. Das braucht manchmal etwas Zeit. Während Babys beim Breiessen eher passiv essen, d.h. das im Mund platzierte Essen einfach nur schlucken müssen, erfordert das selbständige Essen viel mehr Erfahrung. Gib deinem Kind darum jetzt genügend Gelegenheiten, damit sie diese Erfahrungen und bewerten und sammeln kann. Lass deine Tochter immer und immer wieder viele verschiedene und selbständige Esserfahrungen machen. Lass sie das Essen entdecken - und zwar mit allen Sinnen. Schau mal im Posting direkt unter deinem. Hier hat eine Mama eine ganz ähnliche Frage gestellt. Hier kannst du nochmal einen Tagesplan zur konkreteren Orientierung anschauen. Tausche bzw ergänze den Millchbrei abends durch Brot oder anderes, passendes Fingerfood. Dazu kann sie auch eure warme Hauptspeise probieren. Überlass es ihr, wie viel so davon mag, zusätzlich zu Brei/Brot/Milch. Eine leichte Speise am Abend verhilft einem guten Nachtschlaf. Es kommt aber natürlich darauf an, wie viel Zeit zwischen dem Abendessen und dem Schlafengehen bleibt. Eine allgemeingültige Empfehlung gibt es darum nicht. Manche Kinder haben allerdings bspw abends eher weniger Lust auf Experimente oder sie sind abends eher kaufaul. Beobachte deine Tochter und reagiere auf ihre Essbedürfnisse so, wie sie gut in euren Tagesablauf passen, so dass alle zufrieden sind. Langfristig hilft dir nur das Beobachten. Handle so, wie du es für gut und richtig empfindest und schaue, ob ihr langfristig damit zufrieden seid. So kannst du eure Tochter zu einer unkomplizierten Esserin erziehen - durch Anpassung und evtl Kompormisse. Biete ihr viele einfache und gesunde Speisen zum eigenständigen Entdecken - Obst, Kartoffeln Nudeln, Biete ach komplexeres, weiches Fingerfood statt Brei - bspw selbstgemachte Waffeln in Stückchen etc... Also dann viel Spaß mit dem neuen Lebensabschnitt Grüße Birgit Neumann P.S. siehe auch hier: https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Ernaehrung-Milchprodukte-12-Monate_47268.htm https://www.rund-ums-baby.de/kochen-fuer-kinder/Familienkost-wie_47591.htm

von Birgit Neumann am 17.09.2019



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