Frage: Kind 17 Monate, schlechter Esser

Guten Tag! Mein Sohn ist im 17 Monat und isst seit 4 Wochen schlechter als sonst. Wo sonst gut und gerne gegessen wurde, landen jetzt 3 Haps im Mund und der Rest im Hund (er wirf es ihm immer runter). Er trinkt stattdessen wieder vermehrt Milch. Er ist gesund, fit, schläft durch usw. Erziehung ist Forengerecht. Wann muss ich mir um ihn sorgen machen? Er isst am Mittagstisch eigentlich garnicht mehr so wirklich. Frühstück will er überhaupt nicht mehr, weshalb wir es für ihn weglassen, während mein Partner und/oder ich alleine essen. Er darf in der Zeit tun was er will an Spielen und er darf in jedes Zimmer (außer die Küche). Manchmal mag er dann einen Haps haben, aber dann war es das auch wieder. Das letzte "isst" er um 16 Uhr (da auch 3 Haps und das wars), 18 Uhr ist er "gar" und geht ins Bett. Dann um 20 Uhr eine Milch 200 ml und um 22 Uhr ca 40 bis 200 ml (da schwankt es sehr stark). Wenn er morgens seine Milch nach den Aufstehen bekommt, süppelt er sich satt. Er kommt 1 bis 2 Mal am Tag und fordert eine Flasche indem er auf die Flasche oder die Milchdose zeugt und "eisss" sagt. Er bekommt sie dann. Am Tisch beachten wir sein Essverhalten nicht weiter. Seitdem isst er wenigstens mal 3 Haps anstatt nur zu mantschen. Ich biete ihm immer eine Alternative an, wenn er nicht isst. Entweder Bananen, Birnen, Gurke oder Tomaten. Wenn er die nicht isst (und das zZ sehr oft), hat er wirklich keinen Hunger... Was bleibt mir noch, außer abzuwarten? Vielen Dank. PS: Wir haben vor 2 Monaten angefangen, die Milch zu verdünnen. Davon wurde er nicht satt und wir haben, in Anbetracht der Tatsache, dass er so schlecht isst, sie wieder normal dosiert. So krigt er wenigstens Nährstoffe

von MeineGüte am 09.10.2017, 12:29



Antwort auf: Kind 17 Monate, schlechter Esser

Hallo MeineGüte In der Zeitspanne um den 18. Lm herum, beginnt eine neue Ära für dein Kind. Dein Baby ist jetzt, mit 17 Monaten definitiv ein Kleinkind und entdeckt die Welt jetzt immer selbstbestimmter. Ernährung im Kleinkindalter beinhaltet für alle Beteiligten mehr als nur die Versorgung mit Kalorien und Nährstoffen. Jetzt zählt auch der Spaß beim Essen, das Vermitteln unserer/eurer Esskultur = Ernährungserziehung. Für euch Eltern ist die Phase evtl eine Herausforderung. Als Eltern müsst ihr jetzt lernen, den Drang nach Autonomie bei eurem Sohn zu respektieren. Der Grundsatz hierfür lautet: gesunde Kinder verhungern nicht vor vollen Tellern. Als Mama bestimmst du das Angebot und dein Kleiner darf bestimmen wie viel er davon isst. Wenn er nichts essen möchte oder nur wenig, dann wird er die veräumten Kalorien bei der nächsten Mahlzeit, und/oder bei der übernächsten nachholen. Du brauchst bei Nichtgefallen keine Alternativen zu bieten - allerdings sollte das Angebot bei Tisch prinzipiell kleinkindgerecht (zubereitet) sein, d.h. das Angebot muss stimmen. Es dürfen immer Nahrungsbasics wie Brot, Nudeln, Kartoffeln, Gemüse etc angeboten werden. Es dürfen und sollten immer auch Speisen dabei sein, die dein Kind kennt und mag. Neue Speisen akzeptieren manche Kinder gern und schnell, vor allem wenn sie direkt von Mamas Teller stammen oder von allen EsserInnen bei Tisch mit Genuss gegessen werden. Und manche Kinder sind eher zögerlich und brauchen einfach häufigere Gelegenheiten um neue Speisen zu akzeptieren. Bringe stets Wiedeholungen und lass dein Kind seine Erfahrungen möglichst selbständig machen. An dieser Stelle möchte ich einfügen, dass du als Erstes eine Änderung in Bezug auf die Milch(Menge) vornehmen solltest, um das Essverhalten deines Sohnes schnellstmöglich in gute Bahnen zu lenken. Mit 17 Monaten bräuchte dein Kleiner definitiv keine Milchflasche mehr. Dein Kleiner kann jetzt am Tag ca 300 ml Milch(Produkte) bekommen - zu festgelegten Zeiten. Wenn du diese Menge beachtest, wird er zu den anderen Mahlzeiten (wieder) mehr Hunger haben und wieder mehr (mit)essen. Milch, am besten Kuhmilch aus einer Tasse, sollte dabei eine tägliche Menge von ca 300 ml nicht zu häufig übersteigen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich deine Kleiner mit Milch sättigt, was den Appetit auf andere Speisen, auf andere Lebensmittelgruppen drosseln kann. Joghurt ersetzt Trinkmilch 1:1. Auch ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), oder ca.30-40g Frischkäse ersetzen 100 ml Trinkmilch im Hinblick auf den Calcium- und Proteingehalt. Wenn du dich mit Kuhmilch noch nicht gut anfreunden kannst, gäbe es als Alternative die sog. Kindermilch. Aber auch sie sollte nicht in zu großen Mengen am Tag gegeben werden. Eure vorrangigen Ziele könnten jetzt bspw sein: Reduktion von Milchmenge Ersetzen der Säuglingsmilch Konsumieren von Milch nur sitzenderweise - mit euch zusammen bei Tisch Umstellung von Flasche auf ein anderes Trinkgefäß danach: Gemeinsamkeit bei Tisch gemeinsame Erlebnisse am Esstisch Probieren lassen, selbständig essen lassen mit Essen "spielen" lasse = ganzheitliches Herantasten an Nahrung = Beteiligung aller Sinne ---- Förderung der Akzeptanz Kinder wollen ihr Essen gerne untersuchen. Auch wenn dein Kind bspw ein Brötchen erst "nur" zerlegt und vermatscht, leistest du einen wichtigen Beitrag zum Prozess des Essenslernens bei deinem Kind. Diese Phase geht vorbei. Das Essen mit den Fingern sollte unbegdingt erlaubt sein. Denn Kinder wollen ihr Essen auch BE-Greifen. Bringe deinem Kind zaghaft bei, wie er mit Besteck essen kann. Am Anfang führst du seine Hand noch mit. Auch das macht Spass. Du kannst Speisen anpassen, stückigere Kost anbieten, und das Spiel ins Essen integrieren. Das heisst, dass die Zutaten bspw als Bild auf den Teller gelegt werden. Dann können zuerst die Augen von einem "Gesicht" gepickt werden. Gerne auch mit den Fingern. Denn auch das Auge isst mit. Sind die Teller schön angerichtet, übersichtlich gehalten, mit kleinen Portionen, dann animiert das meistens eher zum Essen. Statt einem Berg grüner Erbsen lieber mal nur Erbsen als Deko auf den Teller tun. Wenn es dem Kind schmeckt, kann nachgelegt werden. Schiele nicht immer nur auf den Inhalt der Nahrung. Zelebriere vielmehr die Mahlzeiten mit allem Drum und Dran. Biete bei Tisch eine gute Atmosphäre, die deinem Kind hilft, sich an die üblichen Familienrituale, an das Familienessen zu gewöhnen. Der beste Tipp, den ich dir geben kann ist eigentlich ganz banal: Du als Mama solltest weiterhin entscheiden, was es zum Essen gibt. Daran sollte sich dein Kind (wieder) gewöhnen. Biete ein umfassendes, leckeres Angebot. 3 Hauptmahlzeiten und 2 ZMZ sind gut. 3 Hauptmahlzeiten und nur 1 ZMZ kann ebenso passen. Die Anzahl der Mahlzeiten richtet sich auch nach dem Schlafbedürfnis und den jeweiligen Portionsgrößen pro Mahlzeit. Das tägliche Essen bzw der Wochenplan sollte bestehen aus: Reichlich Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis etc reichlich Obst und Gemüse, etwa 5 P am Tag gefolgt von Milch- und Milchprodukten Fleisch, Fisch Fette und Öle am wenigstens sollte der Anteil Süßigkeiten sein ausreichend Getränke, Wasser Zur Orientierung gilt in etwa folgendes: Einmal die Woche bspw könntest du ein Fischgericht anbieten, einmal die Woche eine Eiergericht, einmal ein Gericht mit Käse und zwei Mal die Woche mit Fleisch, einmal ggf Hülsenfrüchte. Drei mal die Woche könntest du Nudeln als Beilage servieren, zwei Mal die Woche Kartoffeln, einmal Reis, etcetc Mit den Fingern zu essen, sollte bspw anfangs unbedingt erlaubt sein. Beim Essen mit Besteck ist es sehr sinnvoll anfangs auch noch eine Hilfestellung zu geben. Viele Kinder haben Spaß dabei, die Gabel zu benutzen. Das Essen kann damit länger dauern und manche Kinder essen ggf weniger. Sinn und Zweck, bzw Kosten und Nutzen deshalb immer gut abwägen. Übt trotzdem das Aufpieksen auch spielerisch zu anderen Zeiten. Es erfordert viel Übung und Geschick (Feinmotorik), bis das Essen mit Besteck (ggf Kinderbesteck) wirklich gut klappt. Wenn die feinmotorischen Fähigkeiten noch nicht gut ausgeprägt sind, hilft zwar üben, üben üben - aber bedenke, dass du dein Kind damit nicht überfordernsolltest, damit die Lust daran nicht vergeht. Leitet euer Kind immer wieder liebevoll an, ständiges Ermahnen sollte vermieden werden. Besser ist ein Lob zum richtigen Zeitpunkt. Das führt schneller zum gewünschten Ziel, denn so bleibt Spaß und Ansporn erhalten. Erweitere das Essensangebot spielerisch. Gewöhne dein Kind durch Routine an kleine Probierportionen. Manchmal reicht es, wenn dein Kleiner deinen mit der Speise benetzten Finger ablutscht. Oder wenn du ihn direkt von deinem Teller etwas klauen lässt. Und manchmal reicht es auch, wenn er sieht, was und mit wie viel Genuss du (und Papa) etwas isst. Probiere es bspw mit gedämpften Brokkoliröschen, die du mit ordentlich flüssiger Butter übergießen könntest, etwas Salz und Zucker drüber, ggf einen Hauch Muskatabrieb. Diese Brokkoliröschen schmecken lecker und können von deinem Kleinen auf eigene Faust entdeckt und erschmeckt, sowie langsam und vorsichtig im Mund erfühlt werden. Das macht Spaß und meistens Lust auf Mehr. Achte jetzt vor allem auf Vielfalt und das Erlebnis der gemeinsamen Mahlzeiten. Der Forscherdrang ist in dieser Altersphase sehr ausgeprägt. Der Esstisch bietet eine große Spielwiese an Möglichkeiten, die alle Sinne anspricht: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Fördere seine Selbständigkeit und lass ihn neben dem Brei viele Dinge einfach selber essen. Familienkost gelingt meist gut, wenn sich die Kleinsten über einen längeren Zeitraum an immer wieder neue Aromen, neue Konsistenzen gewöhnen können. Dafür am besten kleine Mengen von neuen Speisen neben bereits bekannten und bewährten Speisen (Basics) anbieten. Wichtig sind jetzt im Wesentlichen regelmäßige, möglichst gemeinsame erlebte Mahlzeiten, mit einem "gesunden" und ausgewogenen Speisenangebot. Vermittle deinem Kind eure Esskultur mit allem Drum und Dran. Der Fokus liegt ab jetzt besonders in der Vielfalt der Speisen - bei Geschmack und neuen Eindrücken, Gemeinsamkeit bei Tisch, Esskultur., das Erleben neuer und auch einmal außergewöhnlichen Geschmackserlebnisse. Ein komischer und ungewohnter Geschmack kann für dein Kind manchmal sehr schrecklich sein. Auch ein seltsames und ungewohntes Mundgefühl kann ein Baby/Kleinkind zum Protestieren bringen. Manchmal wurde diese neue Speise dann einfach zum falschen Zeitpunkt angeboten. Probiere es also ruhig ein anderes Mal wieder, bevor du denkst, dass dein Sohn etwas nicht mag. Es können mitunter bis zu 10 solcher Probiermomente nötig sein, bis euer Sohn doch noch einen anfangs unbekannten Geschmackseindruck oder ein seltsames Mundgefühl akzeptiert. Vorraussetzung ist aber einfach der Hunger. Und hungrig kann dein Sohn nur sein, wenn er weniger Milch bekommt als momentan. Beginnt also morgens mit einem gemeinsamen Frühstück - sitzenderweise - mit Milch aus der Tasse - plus Brotststückchen. Also dann Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 10.10.2017