Hallo Frau Neumann
Unsere Tochter ist 11 Monate alt. Im Moment bekommt sie morgens Milch, mittags Brei, nachmittags Obst mit Getreide und abends Milchbrei und Milch.
Getrunken wird nach Bedarf.
Nachts trinkt sie mal keine Milch, mal eine Flasche.
Fingerfood ist beliebt, wird aber meist nur gematscht. Ich habe festgestellt, dass sie isst, was man mit dem Löffel füttert oder was man ihr in den Mund gibt (Kleinigkeiten vom Familientisch, Dinkelwaffeln....)
Morgens essen mein Mann und ich erst auf der Arbeit. Die Kleine geht in die Kita.
Mittags isst sie, was wir ihr mitgeben (selbst gekochter Brei), Abendbrot isst sie zu Hause um 18h.
Durch Arbeitszeiten und Kochdauer, essen wir erst später (irgendwann zwischen 19.30 - 20.30). Zu spät für sie.
Jetzt die Fragen, die mir im Kopf rumgehen:
- kann ich morgens probieren auf Milchbrei umzusteigen?
- wenn ich "stückig" vorkoche und einfriere (so wie schon für den Mittag), kann ich dann das als "Familientisch" anbieten, oder lieber beim Getreide bleiben? Kartoffeln, Möhren, Dinkelwaffeln waren OK, aber nach ein paar Stück, schrie sie nach ihrem Milchbrei....
- wie soll der Familientisch funktionieren, wenn wir zeitlich und vom Inhalt nicht auf einen Nenner kommen, ich würde ja weiterhin 2 Mahlzeiten anbieten
- ist es okay, wenn ich sie weiterhin mit Löffel füttere, auch wenn es schon Familientisch ist? Sonst landet so gut wie nichts im Kind. Ich nehme an, irgendwann legt sie das matschen und spielen?
- sie isst nichts, was irgendwie gewürzt ist. Bei uns wird grundsätzlich alles beim Kochen gewürzt, es geht ja nicht nur um Salz und Pfeffer
Ich wäre Ihnen für Ihren Rat sehr dankbar. Ich empfinde das Familientisch Thema als wesentlich komplizierter als separaten Brei zu machen
von
AmyBell
am 27.10.2017, 15:16
Antwort auf:
Familientisch
Hallo AmyBell
die Übergangszeit vom Brei zum Brot verläuft häufig sehr unterschiedlich. Während manche Babys schon früh von Brei zu fester werdender Kost wechseln, behalten manche Babys ihre Vorliebe für fein pürierte Breie noch für ein längere Zeit bei und interessieren sich nur wenig für die Familienkost.
Die Zeit zwischen dem 10- und dem 12. Lm ist ernährungsbezogen dennoch meist eine sehr einfache Zeit, weil die Kleinsten aufgrund eines vorangegangenen Wachstumsschubs meistens weniger Appetit und Hunger haben als zuvor. Sie brauchen jetzt weniger Milch und Nahrung (Kalorien).
Hier kannst du zunächst einmal anhand eines Beispielplanes, der für diese Phase gilt, einmal nachsehen, wie der Ernährungsplan gestaltet sein könnte:
morgens:
Butterbrotstückchen und Milch
= ein kohlenhydrathaltiger Zusatz in Form von Getreide im Brot.
Es geht darum, dass du dein Kind langsam an eine 1. Mahlzeit am Tag, an ein Frühstück, am Tisch sitzend, gewöhnst.
ZMZ: Brot oder Obst
je nach dem wie lange die Zeitspanne bis zum Mittagessen ist, kann eine Zwischenmahlzeit sinnvoll sein. Hier gibt es entweder etwas Obst oder je nach dem evtl auch noch einmal etwas Brot.
Mittagessen:
ggf gewohnter Brei oder gewohntes Fingerfood, dazu Mittagessen - entweder sehr basic in Anlehnung an die üblichen Breie (alle Zutaten separat, breiig oder stückig, oder bereits bekannte einfache Gerichte wie Nudeln mit Sosse, Pizza etc und/oder Familienkost
Nachmittag/ZMZ:
Obst oder Getreidestängelchen o.ä., ggf Kuchen, Babykekse, Muffins, (Reis)waffeln etc
nachmittags ist ein Energienachschub durch Kohlenhydrate (Obst und/oder Getreide) erwünscht
Abends:
Brot oder Nudeln oder einfache, leicht verdauliche Familienkost und Milch
= eine Kombination aus Getreide mit Milch fördert den guten Nachtschlaf.
dazu Obst/Gemüse
oder: Familienkost mit euch, dazu Milch
tagsüber zwischendurch bzw nach den Mahlzeiten:
ggf zusätzlich Getränk (Wasser/Tee) anbieten,
Die Familienkost ergänzt die übliche und gewohnte Beikost.
Insegsamt sollte deine Kleine am Tag noch etwa 400-500 ml Säuglingsmilch bekommen.
Da deine Tochter wochentags tagsüber in der KiTa isst und du für die Zusammenstellung der Mahlzeiten zuständig bist, kannst du ihr das mitgeben, was sie sicher essen wird. Können die Erzieher beim ssen hlefen? Sicher ist es doch geplant, dass sie irgendwann mittags das normale KiTa-Essen mit essen wird. Sie wird sich zum richtigen Zeitpunkt, wenn sie die motorischen Fähiigkeiten dafür entwickelt hat, ganz selbstverständlich mitessen. Das kannst du als "Familienkost" werten.
Das Abendessen kannst du als Brotmalzeit mit einer Flasche Milch richten und eure eigentliche Familienkost kannst du am Wochenende anbieten. Nehmt euch nach Möglichkeit an den Wochenenden ausreichend Zeit für den Familientisch. Biete deiner Kleinen zum Kennenlernen eurer Familienkost immer auch bewährte und ihr bekannte Speisen an und ermuntere sie dazu, selbstdändig, angetrieben durch Neugier, zu essen.
Die motorischen Fähigkeiten bilden sich dafür immer besser aus und bald wird euere Kleine mit Hilfe des Pinzettengriffs mehr selbständig essen.
Bereite die Kost aber immer so zu, dass deine Kleine diese gefahrenfrei essen, kauen und schlucken kann.
Um sie an neue Nahrung, an neue Aromen, an neue Geschmackseindrücke zu gewöhnen, könnt ihr so vorgehen:
Lasst eure Tochter immer häufiger Fingerfood essen - selbständig. Dieser erste Kontakt mit der Nahrung schafft eine sanfte Annäherung und ist unbedingt gewünscht. Biete dazu viele Anreize.
Biete jetzt immer wieder neue, weiche Nahrung in Stückchen an - zum spielerischen Entdecken - damit sich deine Tochter mit Neuem auseinandersetzen kann und sich über das Erfühlen mit den Händen und den Lippen, durch vorsichtiges Spüren mit der Zunge, an einen neuen Geschmack und an eine neue Konsistenz gewöhnenn kann.
Die Zeit jetzt ist eine sehr wertvolle Zeit, die für dein Kind auch in Sachen Essen mit großen Lernfortschritten charakterisiert sein wird. Nutze diese Chance aus und zeige deinem Kind eure Esskultur in all ihren Facetten.
Zelebriert eure Mahlzeiten gemeinsam am Esstisch sitzend. Biete Farben, Formen, Muster, Düfte, Aromen, Geschmacks, Spaß!
Essen lernen ist ein stetiger Prozess, der wie das Laufen lernen und das Sprechen ganz viel Übung bedarf. Die motorischen Fähigkeiten müssen verfeinert werden und auch das Essen fördert das Zusammenspiel der Muskeln und trainiert die Kraft - auch in der Kaumuskulatur.
Mehr als nur Milch zu essen/trinken, d,h, Beikost zu essen ist für (d)ein Kind im Gesamten betrachtet ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es geht neben dem Nährwert der festen Nahrung auch um das spielerische Entdecken der verschiedenen sensorischen Eigenschaften von Lebensmitteln.
Bei Tisch braucht deine Kleine einen guten Sitz im Hochstuhl, damit sie nicht vorschnell beim Sitzen ermüdet, worunter sonst die Esslust leidet.
Lass sie das Essen jetzt vermehrt am besten selbständig erkunden und beginnt morgens ganz routiniert mit einem Frühstück. Wenn Brot noch nicht optimal klappt, darfst du es gerne mit Milchbre/Babymüsli versuchen.
Um ssie an Brot zu gewöhnen, könntest du ein Toastbrot antoasten und ihr ein kleines Stückchen in den Mund geben. Im Idealfall beginnt sie Kaubewegungen zu machen - rein aus Reflex.
Das "Spielen" mit der Nahrung ist ein sich Herantasten im wörtlichen Sinne. Babys erkunden die Nahrung zuerst mit der Hand, um sie dann erst mit der Zunge und den Tastrezeptoren im Mund zu befühlen. Was gefällt wird gegessen, geschluckt, Wenn es nicht gefällt, wird es ausgespuckt. Häufig ist es nicht der Geschmack, der Babys/Kleinkindern nicht gefällt, sondern es ist der sensorische Eindruck, die Haptik, das Mundgefühl. Manche Kinder sind hier sehr empfindlich. Das gibt sich mit der Zeit.
Wenn sie also Breie noch mag, darfst du auch weiterhin Breie füttern. ERgänze die Breikost mit stückiger Nahrung, biete neue Geschmackseindrücke und lass sie - entsprechend ihren Fähigkeiten - auch selbständig essen. Gib ihr für die Übergangszeit die Zeit und Ruhe, die sie benötigt. Zeige ihr dir Nahrungsvielfalt und habt Spaß beim gemeinsamen Essen - am Wochenende - und wann immer möglich.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 29.10.2017