Hallo Birgit,
meine Tochter war eine sehr gute Breiesserin, sie sitzt immer bei uns am Tisch, wir essen gerne und genießen die Mahlzeiten zusammen. Das sieht die Kleine natürlich und auch, dass wir und ihre große Schwester andere Sachen essen.
Seit einer Weile verweigert sie das Füttern und den Brei immer mehr und macht deutlich, dass sie feste Kost möchte. Die letzten Tage hat sie ausschließlich bei uns mitgegessen: Nudeln, Kartoffeln, Brokkoli, auch Hackfleischsoße, Brot etc...
Füttern mag sie wie gesagt nicht so gerne, sie mag selbst greifen.
Deiner Erfahrung nach: Kann so ein 9 Monate altes Baby satt werden? Kann sie so genug Kalorien, Nährstoffe, Nahrung generell aufnehmen? Nur mal so rein theoretisch, ob das möglich ist.
Ich stille sie noch (2 bis 3 mal am Tag und ein paarmal Nachts, wobei das oft nur nukeln ist), habe aber nur noch wenig Milch, da diese mit der vielen Breiesserei recht schnell weggegangen ist und Flaschennahrung nimmt sie nicht. Daher habe ich nun etwas Bedenken.
Zweite Frage: Darf ich ihr am Morgen zum Frühstücksbrot einen kleinen Becher Kuhmilch abgekocht anbieten?
von
marianne2401
am 04.11.2019, 11:01
Antwort auf:
Familientisch ab dem 10. Lebensmonat
Hallo marianne2401
ja, es ist alles möglich.
da du auch stillst, kannst du völlig problemlos deine Kleine am Tisch mit essen lassen. Das Mitessen wird vielleicht nicht nach Plan verlaufen und du wirst vielleicht manchmal etwas irritiert und verwundert evtl ratlos sein, ob die Essmengen tatsächlich reichen werden. Aber da du auch stillst, wird dein Baby immer in der Lage sein sich so zu sättigen, dass sie satt und zufrieden werden kann. Möglicherweise möchte deine Kleine vorübergehend etwas häufiger gestillt werden, was auch die Milchproduktion wieder ankurbeln könnte. Details hierzu müsstest du ggf noch einmal im Forum bei Biggi Welter (und Frau Wrede) erfragen. Fakt ist: beim Stillen nach Bedarf kann sich dein Baby so mit Mumi sättigen (auch Durst löschen), wie es notwendig sein wird.
Die gute Nachricht ist auch: mit Beginn des 10. Lm (um diesen Zeitpunkt herum, nach einem großen Wachstumsschub) sinkt die täglich zuzuführende Energiemenge beim Baby. Das bedeutet, dass dein Baby ab diesem Zeitpunkt auch viel weniger Energie zuführen muss, d.h. weniger essen/Mumi trinken muss, um trotzdem optimal versorgt zu sein.
Lass dich also nicht von kleinen Essmengen irritieren. Maßgeblich ist dein Eindruck, den du von deinem Baby hast. Beobachte dein Baby. Lass deine Kleine babygerecht aufbereitete Kost mitessen. Und möglicherweise möchte sie nach einem beendeten Familienkostessen vielleicht doch noch ein, zwei Happen Brei oder gestillt werden.
Die Einführung der Familienkost braucht etwas Zeit. Setze auch bei der Familienkost unbedingt auf häufige Wiederholungen und bringe nicht zu viel neue Kost ohne auch die bereits bekannte Kost anzubieten.
Es ist jetzt auf jeden Fall ganz wunderbar, dass sich dein Kind so wohlfühlt und eure gemeinsamen Mahlzeiten genießt. Es ist ganz wunderbar, dass sie so neugierig ist und querbeet alles probieren möchte. Nutze diese Zeit.
Biete die Kost so an, dass deine Kleine mit essen kann und bereite die Nahrung so auf, dass sie diese gefahrenfrei kauen, schlucken, mit essen kann.
Fordere sie ohne sie zu überfordern. Mische festere, zu kauende Kost mit weicheren Speisen, welche weniger Kauaufwand erfordern.
Du musst dir dazu jetzt aber auch nicht den Kopf zerbrechen, was du wann und wie am geschicktesten kombinieren könntest. Du könntest aber bspw jeden Tag eine weiche Speise anbieten, die dein Kind mag und verlässlich isst und dazu die übliche Familienkost, die du nur hinsichtlich der optimalen und ungefährlichen Essbarkeit (schneiden, zerdrücken, zerkleinern etc) für dein Baby anpassen müsstest.
Hier sind ein paar Anregungen:
Kartoffel-Hirse-Bratling
50g Hirse in 200 ml Gemüsebrühe in ca 15 min weich kochen.
400g Salzkartoffeln kochen.
Das Wasser von den gekochten Kartoffeln abgießen.
Die Kartoffeln stampfen. Die gekochte Hirse dazugeben. Würzen mit Salz, Paprika und einem Hauch Curry.
ca 6 EL Haferflocken darunter mischen und alles gut vermischen, bis ein fester Teig entsteht. Den Teig ca 1/2 h quellen lassen.
Danach die Bratlinge (flach) formen und in Semmelbröseln wälzen. Je nach Gefallen und Festigkeit des Teiges kann man auch Semmelbrösel in den Teig geben.
Die geformten Bratlinge in ausreichend Öl von beiden Seiten leicht angaren und hellbraun leicht anbraten.
Kartoffelwolken:
160g gekochte (Salz-)Kartoffeln
30 ml Öl
2 Eier
100g Schmand (oder saure Sahne/Creme Fraiche)
80g Mehl
1 Msp Backpulver
aus den Zutaten einen Teig (mit dem Handrührgerät) mixen.
Den Teig in kleinen Klecksen auf ein Backblech (Backpapier/Backmatte) geben uund bei 180° ca 20 min bis sie gar sind, backen.
Herzoginkartoffeln
750g geschälte Kartoffeln in Salzwasser kochen. Wasser abschütten, Kartoffeln stampfen, zu Kartoffelbrei. Etwas auskühlen lassen.
mit
1 Ei, 1 Eigelb, Salz, 1 EL Butter vermengen, Hauch Muskat nach Belieben.
Alles gut vermischen und mit dem Spritzbeutel Rosetten auf eine Backblech spritzen.
Wenn das zu mühselig ist, also für die Alltagsküche, kann man den Teig auch mit Hilfe von zwei TL als Nocken auf ein Backblech setzen.
Die Dinger werden noch mit einer Eigelb/Milch-Mischung bepinselt und ca 15 min im Ofen bei 190° gebacken. Auch Sahne reicht zum Bepinseln aus. Sie werden dann nur nicht so schön leuchtend gelb.
Hafer-Bananen-Cookies:
1 große, reife, gelbe Banane (oder Apfelmus)
ca 100-120g feine Haferflocken
viel weniger als 1 Msp Bourbonvanille
zerkleiner die Haferflocken in einem Blitzhacker zu "Mehl". Zermuse oder püriere die Banane, vermische sie mit der Vanille.
Gib das Hafermehl dazu und bereite aus allen Zutaten einen Brei
Heize den Ofen auf 175° hoch und bereite ein Backblech mit Backpapier vor. Mit Hilfe von 2 TL und deinen Händen kannst du jetzt aus dem Teig kleine Kekse formen, etwas flach drücken und ca 10-12, ggf länger, im Ofen backen. Anschliessend auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Diese Kekse sind bei vielen Müttern beliebt. Ggf musst du etwas experimentieren, bis du nach dem Backen die richtige Konsistenz erhält
Du kannst Familienspeisen welche in ihrer Konsistenz noch nicht optimal geeignet (zu groß, zu unförmig etc) sind bspw vor den Augen deines Kindes auch einfach klein schneiden. Du kannst manche Speise mit der Gabel zerdrücken und ganz wichtig ist: Lass deine Kleine unbedingt selbständig essen und sie dabei viel Handkontakt mit den Speisen erleben. Der haptische Eindruck verschafft deinem Kind einen ersten bzw zweiten, dritten Eindruck (optisch, geruchlich) einer Speise und gibt deinem Kind damit wichtige Impulse zum Handeln.
Essen lernen erfordert viel Einfühlungsvermögen seitens euch Eltern. Vom Kind wiederum wird "Anpassung" verlangt. Und das klappt nonverbal besonders gut. Dein Kind muss sehen, wie ihr Eltern und andere Personen ringsum essen, damit sie imitieren und ebenso beherzt zugreifen kann. Sie lernt auf diese spielerische Art neue Konsistenzen kennen - und wird sie langfristig akzeptieren lernen. Der Mund ist die Eintrittspforte für das Essen. Im Mund wird das Essen weiterhin auf Eignung geprüft. Mit den Geschmacksknospen und dem Tastsinn im Mundraum - was gefällt wird auch geschluckt. Alle Kinder mögen eine weiche, samtige Textur. Sie mögen lauwarm und süß. Diese Speisen wie bspw ein Grießbrei ist darum eine ideale Kost für Essanfänger. Damit dein Kind aber auch lernt andere Konsistenzen und Aromen, andere Temperaturen, anderen Geschmack zu mögen, muss sie andere Speisen in den Mund nehmen und bewerten. Bei Nichtgefallen wird die Speise ausgespuckt. Aber: beim nächsten Mal gefällt die Speise häufig schon viel besser - es sind bis zu 10 dieser Kontakte nötig, um Kinder an Neues zu gewöhnen. Bereits kleine Mengen von neuen Speisen sind für den Anfang schon prima.
Du kannst theoretisch abgekochte Kuhmilch in einer gaz kleinen Menge, für Gewöhnungszwecke anbieten. Besser wäre es dennoch, die Kuhmilch so in einem Gericht zu verarbeiten, dass daraus ein Fingerfood entsteht. Mumi ist als Trinkmilch momentan noch die bessere Alternative. Zum Trinkenlernen aus einem Gefäß könntest du lauwarm temperiertes Wasser/Tee anbieten.
Setze jetzt aber ruhig weiterhin auf das Erlebnis ESSEN. Biete Geschmack, biete verschiedene Konsistenzen, biete gemeinsame Esserlebnisse -
mach den Esstisch zum Abenteuerspielplatz für alle Sinne.
Mit einer verantwortungsbewussten Lebensmittelauswahl deinerseits, mit babygeeigneten und ungefährlichen Speisen wird dein Kind künftig noch mehr Freude am Esstisch erleben und Essen ganzheitlich und spielerisch kennelernen können, sich auch ausreichend satt essen. Achte auf einen sicheren, festen und bequemen Sitz bei Tisch und beobachte dein Kind und reagiere enstsprechend.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 06.11.2019