Frage: Baby isst "nur" Pasta

Liebe Birgit, ich habe bereits mehrmals wertvolle Tipps von Ihnen erhalten und würde Sie neuerlich um Ihre Meinung bitten: meine Tochter ist mittlerweile 14 Monate alt und, nach einem ziemlich langwierigen Start, isst sie nun mittlerweile einigermaßen regelmäßig und auch immer öfters größere Portionen. Wir stillen immer noch cira 3x am Tag, mal mehr, mal weniger. In letzter Zeit isst sie zu Mittag praktisch fast ausschließlich Nudeln, egal mit welcher Sauce (Tomate, Fleisch,..). Da sie sich noch nie füttern ließ, isst sie sie mit den Händen, am besten gehen Fusilli oder Penne, das heißt, allzu viel bleibt von der Sauce nicht hängen. Ansonsten sieht ihr Speiseplan in etwa so aus: Zum Frühstück ein kleines Stückchen Kipferl, ein paar Löffelchen Haferflocken mit Milch und Obstpüree oder ein paar Stück Banane. Vormittags Obst, egal welches. Mittags PASTA! Alles andere wird momentan völlig ignoriert, selbst wenn sie hungrig ist. (Dann will sie lieber an die Brust, als dass sie etwas anderes essen würde) Die einzige Alternative, die hin und wieder geht, ist Risotto, das ich mit etwas Hackfleisch und Gemüsestückchen zubereite. Nachmittags Obst oder Joghurt (manchmal ein "Quetschie" aus dem Supermarkt) Abends Brotwürfel mit Käse oder Butter oder auch mal (wieder) eine Portion Pasta. Nun zu meiner eigentlichen Frage: ist es okay, wenn sie so "einseitig" isst? Also immer nur Pasta zu Mittag? Ich versuche ihr immer wieder einmal ein wenig Fleisch unterzujubeln, indem ich es ins Sugo der Nudeln gebe (Bolognesesauce), oder eben im Risotto vermische. Ich habe schon probiert, ihr auch mal KEINE Pasta zu kochen,und ihr ewas anderes zu Mittag anzubieten, das Resultat war dann allerdings ein kompletter Essensstreik, und nachdem ich ohnehin immer froh bin, wenn sie etwas isst, koche ich ihr seither immer vorsichtshalber eine Portion Nudeln. Mein Mann ist der Meinung, sie müsse auch mal Fleisch oder Kartoffeln essen, aber an mir liegt es ja nicht.. ;-) Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße Kathrin

von kathrinundclara am 19.09.2017, 20:39



Antwort auf: Baby isst "nur" Pasta

Hallo katrinundclara ja, das ist doch prima, dass ihr etwas gefunden habt, was deine Tochter gut, gerne und verlässlich isst. Nudeln darf es gerne jeden Tag als Hauptgericht mit Sossenvielfalt und auch ergänzend zu anderen Speisen dazu geben. Siehe die Nudeln als Bereicherung im Speiseplan und biete dennoch weiterhin Vielfalt auf dem Teller, auf dem Tisch, beim Angebot. Du solltest jetzt nicht den bequemsten Weg gehen und deiner Tochter nur noch und ausschließlich Pasta anbieten. Deine Tochter soll kulinarische Vielfalt kennen - und lieben lernen. Das klappt umso besser, je mehr sie jetzt zur Auswahl hat (gerne zusätzlich zu Pasta): durch Sehen, durch Riechen, durch Schmecken, durch Vorbilder, durch Routine, durch Porbieren, durch Spüren, durch Tasten, durch Präsenz, durch Voresser und all das bei einer guten Atmosphäre bei Tisch. Koche darum abwechslungsreich, damit deine Kleine neben ihrer geliebten Pasta auch Neues kennen lernen kann - durch Kontinuität und Selbstverständlichkeit. Familienkost gelingt, wenn sich die Kleinsten über einen längeren Zeitraum an immer wieder neue Aromen, neue Konsistenzen gewöhnen können. Dafür am besten kleine Mengen von neuen Speisen neben bereits bekannten und bewährten Speisen.Wichtig sind jetzt im Wesentlichen regelmäßige, möglichst gemeinsame erlebte Mahlzeiten, mit einem "gesunden" und ausgewogenen Speisenangebot. Vermittle deinem Kind eure Esskultur mit allem Drum und Dran. Der Fokus liegt ab jetzt besonders in der Vielfalt der Speisen - bei Geschmack und neuen Eindrücken, Gemeinsamkeit bei Tisch, Esskultur., das Erleben neuer und auch einmal außergewöhnlichen Geschmackserlebnisse. Achte jetzt vor allem auf Vielfalt und das Erlebnis der gemeinsamen Mahlzeiten. Der Forscherdrang ist in dieser Altersphase sehr ausgeprägt. Der Esstisch bietet eine große Spielwiese an Möglichkeiten, die alle Sinne anspricht: Farben für die Augen, Gerüche für die Nase, Aromen und Geschmack für den Gaumen, verschiedene Konsistenzen für den Tastsinn - vor allem dem Tastsinn im Mund. Ein komischer und ungewohnter Geschmack kann für dein Kind manchmal sehr schrecklich sein. Auch ein seltsames und ungewohntes Mundgefühl kann ein Baby/Kleinkind zum Protestieren bringen. Manchmal wurde diese neue Speise dann einfach zum falschen Zeitpunkt angeboten. Probiere es also ruhig ein anderes Mal wieder, bevor du denkst, dass deine Kleine etwas nicht mag. Es können mitunter bis zu 10 solcher Probiermomente nötig sein, bis eure Tochter doch noch einen anfangs unbekannten Geschmackseindruck oder ein seltsames Mundgefühl akzeptiert. Probiere es bspw mit gedämpften Brokkoliröschen, die du mit ordentlich flüssiger Butter übergießen könntest, etwas Salz und Zucker drüber, ggf einen Hauch Muskatabrieb. Diese Brokkoliröschen schmecken lecker und können von deiner Tochter auf eigene Faust entdeckt und erschmeckt, sowie langsam und vorsichtig im Mund erfühlt werden. Das macht Spaß und meistens Lust auf Mehr. Auch wenn dein Kind nur wenig vom Neuen essen wird - langfristig führt diese Methode (bei gesunden Kindern) zum gewünschten Ziel - nämlich dazu, die Selbstbestimmung zu fördern und gleichzeitig die kulturell basierte Esserziehung (in eurem familiären Kontext), durch Gemeinschaftserlebnisse bei Tisch (=Anpassung) zu lernen. Serviere einfach Nudeln und übliche Familienkost, plus Vielfalt und ganz einfache Dinge wie Kartoffel pur, Gemüse pur, mal Kartoffelbrei, mal Reis pur als Beilage, Frikadellen uv.m. ..... Viel Spaß Grüße Birgit Neumann

von Birgit Neumann am 21.09.2017