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Geschrieben von Jomama am 23.01.2020, 11:49 Uhr

Umgang mit Autonomiephase

Es war unten in dem Einzelkind - Posting schon ein bißchen Thema, aber ich würde mich trotzdem noch über Erfahrungsaustausch freuen. Ich hab nämlich auch ein Einzelkind in der Autonomiephase und fühle mich manchmal ein bißchen überfordert, wie ich damit am besten umgehe. Und ich denk mal, jede/r handhabt es auch unterschiedlich und hat Gründe dafür, die ich spannend fände.
Klar, einige Sachen sind unverhandelbar: Zähne putzen, Straßenverkehr und so.
Aber bei uns ist z.B. auch wickeln oder anziehen ein großes Thema. Und teilweise laufe ich auch wie die AP unten mit der Jacke hinter ihm her, bis ich irgendwann denke "das kanns ja wohl nicht sein!" Das Ding ist: was stattdessen?

Mein Mann ist total super darin, das auf die witzige Schiene und mit Ablenkung hinzukriegen, aber das bin ich nicht.
Wenn der Kleine partout seine Jacke nicht anziehen oder sich nicht wickeln lassen will (und auch die üblichen Ablenkungen nicht klappen), greife ich ihn halt irgendwann und ich bin einfach stärker. Aber kann es das
sein?

Ich finde die Abwägung zwischen Autonomie, nicht mit Entscheidungen überfordern, "Gewalt", Erklärungen, funktionieren müssen, Sachen die wirklich sein müssen etc. manchmal echt nicht einfach. Auf der einen Seite "attachment parenting" und "gewünschtetes Wunschkind", auf der anderen Seite meine Grenzen und der Alltag.
Habt ihr da Ideen, Anregungen, grundlegende Werte, ....?

 
6 Antworten:

Re: Umgang mit Autonomiephase

Antwort von Winterkind09 am 23.01.2020, 13:42 Uhr

Man darf die Kinder ruhig mal ausprobieren lassen: Beispiel Jacke. Wenn es kalt ist die Jacke kurz auslassen. Das merken die Kinder relativ schnell und vom kurzen frieren werden die Kleinen auch nicht krank.
Beim Zähneputzen erkläre ich, dass man Löcher in den Zähnen bekommt, wenn man nicht putzt. Oder lasse erst das Kind im Mund herumschrubben, dann putze ich nochmal nach
Manchmal gibt es aber auch Situationen, wo man einfach los muss, da gibt es keine Diskussionen, oder das Kind ist einfach durch- da hilft dann auch die beste Taktik nicht.
LG

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Re: Umgang mit Autonomiephase

Antwort von Jorinde17 am 23.01.2020, 13:59 Uhr

Bei uns hat das Buch „Dein kompetentes“ Kind von Jesper Juul den Alltag unheimlich erleichtert. Der Trotz meines Sohnes wurde dadurch fast überflüssig, und ich hätte gewünscht, das Buch schon beim ersten Kind gekannt zu haben. Lies einfach mal selbst, es ist nicht umsonst ein Klassiker.

LG

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Re: Umgang mit Autonomiephase

Antwort von sunnydani am 23.01.2020, 14:07 Uhr

Also ich mache schon auch sehr viel mit Ablenkung. Aber wenn es nicht geht, dann setze ich mich eben auch durch. Meistens klappt aber alles mit irgendwelchen Tricks.

Wickeln geht bei uns immer noch am besten am Wickeltisch. Da hängt ein Mobile oberhalb und das schaut er gerne an. Da bleibt er dann auch liegen. Am Boden rollt er sich auch gleich weg und will nicht oder wenn wir unterwegs sind. Aber am Wickeltisch hab ich ein eigenes Spielzeug, dass er gerne hat und nur beim Wickeln bekommt (mit dem klappt es manchmal auch am Boden) und eben das Mobile. Und dann lenke ich seine Aufmerksamkeit schon darauf und sage eben schon: Oh, schau mal, wie der Stern da fliegt. Boah und was gibt es da noch alles? Und so erzähle ich ihm halt, was er alles sieht und er schaut hin.
Oder was auch oft gut klappt, singen. Beim Nägel schneiden z.Bsp. singe ich immer: Schnipp und schnapp und der Nagel ist ab. In Dauerschleife.
Und das bei jedem Nagel, da schaut er dann zu und hört zu und es geht ganz ratzfatz.
Beim Zähne putzen haben wir auch ein Zahnputzlied. Beim Waschen singe ich auch oft was vor.

Beim Anziehen frage ich den Kleinen oft: Und wo gehört der Schuh hin? Wo gehört die Haube hin? Und schau mal, was da auf der Jacke ist, so ein toller Stern.
Da schaut er dann. Wenn das nicht geht, dann versuche ich seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, z.Bsp. auf unsere Katze, das geht auch oft gut. Wenn die gerade da ist, dann rede ich von der Katze, oder vom großen Bruder, was der gerade macht. Das geht natürlich nicht, wenn man ein Einzelkind hat. Aber keine Ahnung, irgendwas rede ich halt immer und dabei mache ich schnell. So passieren manche Dinge einfach nebenbei und er ist so konzentriert, auf das, was ich rede, dass er gar nicht mitbekommt, dass wir in der Zwischenzeit angezogen sind.

Der Kleine ist da aber auch noch etwas einfacher, der Große hat auch mehr Theater beim Anziehen gemacht. Bei ihm hab ich dann auch noch oft Wetten gemacht, in dem Alter dann, wenn er sich schon alleine anziehen wollte. Wer hat die Schuhe schneller an? Du oder die Mama? Oder ich habe gezählt, wie lange wir brauchen, bis die Kleidung angezogen ist. Oder ich habe schon von draußen geredet, was wir draußen alles machen werden. Z.Bsp. jetzt gehen wir dann gleich das Pferd besuchen, dem kannst du wieder eine Stück trockenes Brot geben. Oder wir gehen zum Wald, was denkst du, was wir dort alles für Blumen finden werden?
Einfach kreativ sein. Bei mir hat das immer am besten geklappt. Sich den Mund fusslig reden, mit allem möglichem Zeug, dass die Kinder von dem, was man eigentlich gerade macht, ablenkt, wenn sie sich mit der Tätigkeit selbst, nicht beeindrucken ließen.

Und wenn das alles nicht geholfen hat, dann hab ich das gemacht, was ich unten schon geschrieben habe. Dann hab ich gesagt, wenn er sich nicht anziehen lässt, dann muss er drinnen bleiben und ich gehe alleine hinaus. Und dann hat er oft getobt, gebrüllt, weil er ja schauen wollte, ob ich das echt so mache und ich habe es gemacht. Ich bin kurz vor die Tür und dann noch mal rein. Hab ihn gefragt, ob es jetzt geht und er sich anziehen lässt oder gesagt, ich hab gerade etwas Tolles draußen gesehen, ob er nicht mal schnell schauen mag und wenn nicht, bin ich noch mal raus und er musste noch mal drinnen warten.
Das musste ich auch nicht oft machen, denn meistens hat er spätestens dann, wenn ich gesagt habe, ich gehe gleich und er muss drinnen bleiben, aufgehört, weil er eben gewusst hat, ich mache es wirklich und alleine drinnen bleiben, wollte er ja auch wieder nicht.

So ähnlich mache ich es überall und fahre eigentlich ganz gut damit. Sicher gab es trotzdem oft genug Trotzanfälle, aber ich will den Kindern klar zeigen, was auch meine Grenzen sind und ich habe keine Lust eine Stunde lang zu brauchen, um vor die Tür zu kommen. Das geht ganz oft gar nicht und das will ich auch nicht. Und deshalb setze ich mich da durch, wenn alles andere nicht klappt. Und ich denke, diese Haltung spüren sie dann ganz einfach auch, sie wissen ganz einfach, wann es mir wirklich ernst ist und wissen, dass ich alles, was ich androhe, auch durchziehe (der Große zumindest weiß es schon, beim Kleinen hab ich das alles noch vor mir).

Ich glaube aber, es ist auch ganz schwer, was zu raten, weil halt jeder seinen eigenen Weg hat und jedes Kind auch für andere Dinge zugänglich ist.
Ich versuche eben halt klare Regeln und Struktur zu haben und da wachsen die Kinder hinein. Ich finde, man tut seinem Kind nichts Gutes, wenn es nie Grenzen gibt, denn Grenzen geben Sicherheit und man braucht sie auch fürs spätere Leben, um eben in einer Gesellschaft seinen Platz zu finden.

Gewalt hab ich nie angewendet, ich habe meine Kinder kein einziges Mal geschlagen, oder am Arm gepackt oder grob festgehalten. Wenn sie nur mehr toben oder gar nichts mehr geht, dann gehe ich weg oder sage eben, sie müssen drinnen bleiben oder eben im Bad oder Zimmer bleiben, egal was, aber ich nehme mich dann aus der Situation und warte, bis die Kinder sich etwas beruhigen und dann wieder zugänglich für Lösungsmöglichkeiten sind.

Beim Großen frage ich dann auch schon mal nach, was ihn jetzt so wütend macht oder ich sage: Ich verstehe, dass dich das jetzt ärgert und ich sehe, dass dich das total wütend macht, aber es geht jetzt trotzdem nicht.
So ist sein Gefühl benannt, er fühlt sich ernst genommen, aber er weiß, mein Standpunkt ist eben ein anderer und das, was er gerade will, geht eben nicht.
Bei einem kleinen Kind funktioniert das natürlich noch nicht, das habe ich auch erst gemacht, als er etwas älter wurde.
Aber er kann mittlerweile mit seinen knapp 6 Jahren seine Gefühle oft schon selber gut benennen und kann genau sagen, warum er gerade traurig oder wütend ist. Ich habe auch immer zugelassen, dass er wütend sein darf, er darf nur nichts kaputt machen und niemandem weh tun, aber die Wut muss hinaus.
Mittlerweile kann er sich auch schon sehr gut selber regulieren, es war nach meinem Gefühl also nicht so verkehrt, wie ich es gemacht habe. Und beim Kleinen versuche ich es jetzt eben auch so ähnlich zu machen.

Selber muss man einfach wissen, was man will und klar sein. Sobald man selber unsicher ist, spüren die Kinder das. Sicher geht das nicht immer und manchmal überlegt man eben selber hin und her, soll ich ihm das jetzt kaufen oder doch nicht? Aber ich merke genau, dann bettelt er immer mehr und ich sage meistens, wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob ja oder nein, dass er mir kurz ein paar Minuten geben muss und ich überlege es mir. Und wenn ich dann eine Antwort gebe, dann ist die so und er weiß, betteln, brüllen, etc. hilft nicht, weil ich dabei bleibe.

So lange Rede, kurzer Sinn:
Es ist nicht immer ganz einfach und jeder hat eben seine eigenen Sichtweisen und Prioritäten, zu jedem passen auch einfach andere Methoden. Wichtig ist, dass man seinen Weg findet, mit dem man sich identifizieren kann und der zu seinen Kindern passt. Und irgendwas wird es immer geben, was man verkehrt macht, aber das macht uns menschlich und das ist auch gut so.
Mir ist eine klare Linie wichtig, auch wenn es ab und zu ein paar Abweichungen gibt, aber im Großen und Ganzen passt das so einfach am besten zu uns.
Und man lernt nie aus, es wird immer wieder Situationen geben, in denen wir wieder neu überlegen müssen und an denen wir wieder weiter wachsen. Das Leben mit Kindern ist eben auch eine Herausforderung, an der wir viel lernen können.

Alles Gute!

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Re: Umgang mit Autonomiephase

Antwort von Marylin am 23.01.2020, 20:55 Uhr

Huhu!
Meine Kleine ist jetzt gut 2 1/2 und auch total in der Autonomiephase. Dazu oft sehr unentschlossen was sie jetzt will oder nicht will, sprich man kann aktuell eigentlich nur verlieren bei ihr.
Ich habe noch einen 5 jährigens Sohn, d.h. meine Geduld ist oft auch nicht endlos, weil wir teilweise eben echt Zeitdruck haben, wenn wir Termine haben. Bleibt eben nicht aus.
Bei uns läuft es z.B. beim Anziehen ganz gut, wenn sie alleine machen darf. Das kann sie tatsächlich auch schon sehr gut. Sie darf sich auch ihre Sachen selbst aus der Kommode holen. Für die oberste Schublade holt sie sich ihren Hocker aus dem Bad. Das macht sie sehr stolz, wenn sie alleine machen darf und es dann meist auch so gut klappt. Viel Zeit einplanen ist eben das A und O. Jacke anziehen geht auch gut mit dem “Jackentrick“.
Frühstück macht sie sich auch alleine. Ich hole die Müslischüssel aus dem Schrank, sie den Löffel aus der Schublade und die Tupperdose mit Müsli. Sie darf alleine schütten, auch die Milch.
Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Dinge bei uns mittlerweile so gut und ohne Kampf laufen, weil sie die Chance kriegt zu zeigen was sie schon kann.

Beim Zähne putzen ist es allerdings auch hier oft noch schwierig. Sie darf alleine putzen, aber wir putzen definitiv nach. Da kommt es schon oft zu Tobsuchtsanfällen ihrerseits. Aber da lassen wir nicht locker bis wir nachgeputzt haben. Wenn alles gute Zureden nichts bringt, zeige ich ihr schon, dass mich das Theater nervt und geh auch mal kurz energisch aus dem Bad. Meist ruft sie dann nach kurzer Zeit und ich darf dann ordentlich nachputzen.
Grundsätzlich hilft bei uns “alleine machen“ lassen bzw. ihr anbieten es alleine zu probieren. Und auch immer wieder ein Bruch der Situation. Sonst steigert sie sich und/oder ich mich nur mehr rein. Evtl. davon reden was später noch tolles passieren wird (Spielplatz, leckeres Essen, Besuch, was auch immer ansteht), dass sie über etwas anderes nachdenken kann als ihren Dickkopf durchzusetzen.

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Re: Umgang mit Autonomiephase

Antwort von niccolleen am 24.01.2020, 8:17 Uhr

"Auf der einen Seite "attachment parenting" und "gewünschtetes Wunschkind", auf der anderen Seite meine Grenzen und der Alltag."

Au weia. Vergiss mal die Buecher, die Fachtermini, das theoretische Wissen. Mutter sein lernt man sich nicht durch sowas an. Entscheide in jeder Situation neu, genau nach Bauchgefuehl und anderen Gedanken, die dir dazu kommen.Es ist nicht schlimm, wenn du dich mal nachtraeglich gesehen falsch entscheidest. Das Muster ist wichtig und du lernst genauso mit jeder Situation etwas dazu. Dein Kind ist einzigartig, es veraendert sich taeglich, und du bist auch einzigartig, ihr seid von der Natur fuereinander gemacht, also kannst du das alles nicht pauschal gemaess amerikanischen (oder auch daenischen) Gelehrten abhandeln.

lg
niki

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Re: Umgang mit Autonomiephase

Antwort von Atombiene am 24.01.2020, 21:56 Uhr

Mein erster Rat: nicht so viel lesen Ernsthaft, auf diesen Seiten findet man hunderte von Dingen, die der kindlichen Entwicklung schaden und die Psyche der Kleinen für immer zerstören. Da kann man nur verlieren und an der eigenen Unzulänglichkeit verzweifeln.

Ich sehe die Autonomiephase als etwas positives, einen wichtigen Entwicklungsschritt. Oft wollen die Kinder einfach nur gehört werden und auch mal selber entscheiden. Sie entwickeln sich aus der elterlichen Symbiose heraus und lernen sich als eigenständige Persönlichkeit kennen. Und dazu gehört auch ihr eigener Wille. Ich versuche meinem Sohn, der auch 2,5 Jahre ist, in solchen Situationen dann auch einen gewissen Entscheidungsspielraum zu lassen. Aber nur in dem Rahmen, den ich auch tragen kann.

Beispiel: Kind möchte noch spielen, soll aber ins Bett/sich anziehen. Ich frage ihn, ob er jetzt gleich schlafen/sich anziehen möchte oder lieber noch 5 Minuten spielen. Natürlich möchte er lieber spielen, aber das sich hinlegen bzw. anziehen geht danach viel einfacher oder ganz ohne Probleme. Was auch gut funktioniert ist, ihn selber entscheiden zu lassen, welche Schuhe er z.B. anziehen möchte. Er darf entscheiden und das stimmt ihn bereits zufrieden. Ja und notfalls soll er doch ohne Mütze raus, spätestens nach ein paar Minuten will er sie bei der Kälte freiwillig anziehen.
Und sollten alle Stricke reißen, dann ziehe ich ihn eben nebenbei an. Während wir ein Buch lesen oder er am Spieltisch spielt. Ist mir schnurz, wie pädagogisch zweifelhaft das sein könnte. Es funktioniert völlig stressfrei. Ich habe nämlich festgestellt, je mehr Druck ich mache, desto weniger Fortschritt erziele ich bei ihm.
Hinterherlaufen würde ich ihm jedoch nicht, wäre mir viel zu anstrengend

Wickeln ist bei uns übrigens auch oft ein Thema. Aber auf die Toilette/aufs Töpfchen, setzt er sich partout nicht. Auch da hilft mir oft, ihm eine Wahl zu lassen. Gleich wickeln, oder lieber noch etwas spielen. Das funktioniert eigentlich immer gut.

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