zurück| Geschrieben von Tali1818 am 21.12.2012, 21:31 Uhr |
Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Hallo Zusammen,
ich hatte schon mal geschrieben vor paar Wochen, als wir mit meiner Tochter (jetzt 23 Monate, Anfang Eingewöhnung 21 Monate) in der Eingewöhnungsphase waren. Es schien alles gut zu funktionieren.
Inzwischen habe ich leider folgende negativen Beobachtungen gemacht:
- sie weint seit einer Woche wenn ich gehe. Sie lässt sich schnell wieder beruhigen, aber hat das trotzdem Auswirkungen auf unsere Bindung? Laut den Betreuerinnen macht sie sobald sie getröstet ist alles super mit, lacht auch und spielt gut. Wenn ich zurück komme freut sie sich sehr mich zu sehen.
- generell klebt sie wieder viel mehr an mir. Sie war vorher sehr gut los gelöst und ich konnte sie tagsüber auch mal mit den Großeltern lassen. Momentan akzeptiert sie nur meinen Mann und mich. Bei den Großeltern konnte ich sie letztens nicht lassen, weil sie mich angefleht hat nicht zu gehen und als meine Schwiegermutter einmal abends babygesittet hat, hat sie sich nicht mehr durch sie trösten lassen und wir mussten nach Hause kommen. Dabei ging das vorher alles ohne Probleme.
Was meint Ihr? Belastet Sie die Fremdbetreuung (3 Stunden täglich) zu sehr und ist unsere Bindung dadurch gefährdet? Eigentlich hatten wir geplant sie bis nach dem Mittagsschlaf dort zu lassen, damit ich wieder arbeiten gehen kann...das scheint jetzt aber gar nicht mehr möglich zu sein...
Beitrag beantworten
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Akira am 21.12.2012, 21:41 Uhr
Huhu,
ich denke das ist ein völlig normales Verhalten und das mit den Grosseltern wird sich auch wieder geben...
Das was du schreibst ist glaube ich so ziemlich das was fast jede Mutter / jedes Kind durchmacht....
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Princess01 am 21.12.2012, 21:49 Uhr
Ist doch völlig normal und wenn es nicht mit 2 ist dann eben mit 3 oder 4 Jahren!
Der Bindung schadet das nicht und jedes Kind was seine Eltern nicht sooo oft sieht sucht gerade dann Nähe.
Das sie sich schnell beruhigen läßt und spielt zeigt doch, das sie super damit klar kommt. Selbst in der Schule weinte manche 1. Klässler noch der Mama nach.
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Susi0103 am 21.12.2012, 21:50 Uhr
Wenn die Eingewöhnung sanft war und sie ihre Erzieherin als Bezugsperson akzeptiert - sich von ihr trösten lässt, was ja anscheinend der Fall ist - dann denke ich auch, dass das normal ist.
Deine Tochter versteht gerade, dass sie und Du eben nicht (wie bisher selbstverständlich angenommen) EINE "Person", also untrennbar seid.
Das macht natürlich erstmal Angst.
Aber wenn sie merkt, dass Du immer, absolut zuverlässig wiederkommst, dann wird sie sich auch wieder beruhigen und auch die Großeltern wieder akzeptieren.
Zumindest denke ich mir das so.
Lg
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Krümel006 am 21.12.2012, 22:19 Uhr
Hi!
Ich denke auch, das ist normal.
Ich möchte noch hinzufügen, dass dein Kind möglicherweise auch deine Zweifel spürt. Sie versteht aber ja nicht, warum dir so zumute ist - bei ihr kommt einfach an "Mama geht es nicht gut", und das macht ihr vermutlich Sorgen, was sich in verstärktem "Klammerverhalten" äußern kann.
Viele Grüße
Re: Schade, dass dies als "normal" gilt...
Antwort von Bonniebee am 22.12.2012, 12:50 Uhr
Hallo,
Kinder unter drei Jahren sind oft noch sehr trennungsempfindlich. Daher tun sie sich bei Trennungen von der Haupt-Bezugsperson oft sehr schwer. Dass dieses Verhalten normal ist, sollte aber nicht heißen, dass es ebenso normal ist, es zu ignorieren und die Trennung zu erzwingen. Dies kann zwar sicher nicht die Bindung zur Mutter beschädigen, aber das Urvertrauen des Kindes, denn es wird einfach sehr verunsichert. Kinder in diesem Alter verstehen auch nicht, dass die Mama bald wiederkommt, sie haben kein Zeitgefühl, das sich mehrere Stunden in die Zukunft richtet. Das ist übrigens nicht meine Idee, sondern die Beobachtung von Entwicklungspsychologen (frage dazu ruhig auch mal bei Dr. Posth im Forum).
Ich kann verstehen, dass Du wieder arbeiten möchtest. Trotzdem muss man hier oft entscheiden, wessen Bedürfnisse wichtiger sind: die der Mutter oder die des Kindes. Beiden kann man manchmal nicht gerecht werden, da macht man sich etwas vor. Ich selbst bin erst wieder berufstätig geworden, nachdem meine Kinder drei Jahre alt und im Kiga waren. Und auch da taten sie sich mit der Trennung noch keineswegs leicht.
Ich finde, Du musst - jenseits aller Theorie - schauen, wo Dein Kind gerade steht. Und wenn es sich momentan sehr schwer mit der Trennung von Dir tut UND wenn Du nicht arbeiten musst, sondern noch etwas warten kannst - dann würde ich persönlich noch ein Jahr warten. Und danach würde ich sie in einen Kiga geben, wo man die sanfte Eingewöhnung ohne Tränen praktiziert, bei der die Mutter so lange da bleibt, bis das Kind eine neue, feste Bezugsperson gefunden hat und sie gehen lassen kann, ohne zu weinen. Dies darf bei der echten sanften Eingewöhnung Tage bis Wochen dauern, ohne dass die Erzieherinnen zur Eile drängen.
Generell gilt ja: Alles, was mit Verzweiflung und Tränen und Angst beim Kind zu tun hat, gilt seit vielen Jahren als überholt und durchaus auch schädlich für sensiblere Kinder. Deshalb praktizieren immer mehr Kigas die sanfte Eingewöhnung. Die Holzhammer-Methode ("Och, Ihr Kind weint immer nur kurz, dann ist es ganz fröhlich!"), mit der Mütter zum Abschied gedrängt werden, ist Murks und nur für die Erzieherinnen die bequemere Lösung, aber nicht die beste fürs Kind.
LG
Daumen hoch @ Bonniebee
Antwort von TASHA5600 am 22.12.2012, 14:01 Uhr
Sehe es genauso wie du! 
Re: Daumen hoch @ Bonniebee
Antwort von Tine1 am 22.12.2012, 14:25 Uhr
Ja, ich schließe mich hier auch völlig an.
Hab die Frage gestern gesehen und hatte keine Zeit mehr für eine ausführliche Antwort und wollte es jetzt nachholen. Aber du hast alles gesagt!
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Nase am 22.12.2012, 15:56 Uhr
Also wenn sie sich im Kindergarten schnell wieder beruhigen läßt, dann seh ich eigentlich ein völlig "normales" Verhalten. Das ist oft so nach der Eingewöhnung, dass die Kinder merken, dass der Alltag einkehrt, und Kindergarten jetzt jeden Tag dazugehört, und protestieren morgens ein bißchen, weil sie es eben nicht mehr ganz soooo spannend finden, und auch noch nicht soo fest angekommen sind im Kindergarten, dass es nicht mehr ganz so anstrengend ist. Wenn sie den Tag dort gut meistert, dann ist das ok. Das geht wieder vorbei. Diese Phase haben sehr viele Kinder, und die geht vorbei. Manche Kinder ( und das könnte , vom Alter her passen), probieren dann eben auch aus, was sie erreichen können, und was passiert, wenn sie protestieren.
Dass sie zuhause mehr klammert, udn vielleicht auch im MOment abends nicht mit Oma zusammen sein möchte, ist zwar sehr anstrengend. Aber die Kinder fordern eben die "Zeit" irgendwie wieder ein, die sie die Mama und den Papa am Tag abgeben. Und es ist ein Alter in dem die Kinder wahnsinnig viele Entwicklungsschritte durchmachen und manchmal alles etwas viel ist für den kleinen Kinderkopf. Da fordert sie dich eben ein. Aber das würde ich erstmal nicht als "anders" oder "auffällig" einstufen.
Vielleicht könnt ihr ja einen Mama Tag einführen. An dem sie bewußt zuhause bleiben darf, Alle zwei Wochen oder so, und an dem Du sehr viel Zeit für sie hast.. Oder Du mußt sie nach der Krabbelgruppe einfach erstmal ne Stunde wirklich bei Dir haben, mit ihr kuscheln, lesen, Zeit verbringen, und danach mit ihr gemeinsam den Haushalt machen etc. Das entlastet die Kinder etwas.
Also erstmal würde ich mir nicht übermäßig Sorgen machen. Aber eben weiterhin beobachten und mit der Erzieherin im engen Kontakt bleiben.
Re: Daumen hoch @ Bonniebee
Antwort von Nase am 22.12.2012, 16:00 Uhr
So wie ich das verstanden habe, war die Eingewöhnung ja sanft und bislang verlief das alles ganz entspannt.. Diese Phase danach kommt leider häufig vor. Aber die Eingewöhnung war ja schon. Hätte sie da geweint und sich nicht trennen lassen, wäre das meiner Meinung nach etwas völlig anderes...
War aber die Eingewöhnung sanft und "problemlos", dann denke ich nicht, dass das große Auswirkungen auf das Kind haben wird.
Diese Phase kann mit 3 oder vier Jahren genauso kommen,w enn man ein Kind dann in den Kindergarten eingewöhnt.
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Puschi83 am 22.12.2012, 20:17 Uhr
Ich denke jetzt hat sie verstanden das es wohl immer so sein wird sprich das sie eh paar Stunden von dir getrennt ist und weint deshalb.bzw sie brauch verständlicherweise mehr Nähe...ein gutes Zeichen ist doch schon mal das sie sich von den Erzieherinnen beruhigen lässt,denn dann hat sie zu ihnen vertrauen aufgebaut...und wenn du halt da bist will sie dich mit keinem anderen teilen...und wenn die eingewöhnung sanft war sehe ich kein Problem...
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Sunflowergirl am 22.12.2012, 21:49 Uhr
Hallo,
kann nur Bonniebee voll zustimmen!!!
Lese einfach mal bei Dr. Posth nach. Ich finde es nicht normal, dass es jetzt so läuft. Dann hat auch irgendetwas mit der Eingewöhnung nicht hingehauen.
Wenn Kinder dann wieder anfangen so zu klammern, auch zu Hause, dann ist das immer ein Zeichen, genau hinzuschauen...
Würde jetzt auch nicht so weitermachen, wenn du nicht wirklich arbeiten mußt. Die Zeit kommt nicht zurück. Gerade die ersten 3 Jahre sind so wichtig, um eine sichere Bindung herzustellen.
Liebe Grüße
Verena
Re: Schade, dass dies als "normal" gilt...
Antwort von Tali1818 am 22.12.2012, 23:02 Uhr
Danke an Bonniebee und an alle anderen, die mir Ihre ehrliche Meinung gesagt haben, auch wenn es nicht das ist, was ich gerne hören wollte.
Mein Herz sagt mir das selbe was Ihr denkt, nur da ich seit der Geburt an einer "verschleppten" PP Depression leide (ich habe leider nie wirklich eine Therapie gemacht und nehme jetzt das erste Mal ein Anti-Depressivum), habe ich mir diese paar Stunden "Freiheit" aus meinem alten Leben so sehr gewünscht. Das Problem ist auch mein Mann, der leider wirklich nichts übrig hat für die entwicklungspsychologische Theorie. Wir streiten uns schon seit Monaten deswegen, weil er meint, dass ich übertreibe mit meinen Befürchtungen bzgl. Bindung und Urvertrauen.
Meine Tochter ist jetzt seit 8 Wochen 3 Stunden da. Es war eigentlich eine sanfte Loslösung, ich habe auch keinen Druck von den Erzieherinnen bekommen. Letzte Woche war ich auch immer bis zu 30 Minuten drinnen bis ich gegangen bin. Davor die 6 Wochen hatte meine Tochter nur 2 mal geweint, dazwischen gar nicht, deswegen wundert mich dieser Rückschritt.
Das bringt mich wirklich alles zum verzweifeln....
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Tali1818 am 22.12.2012, 23:32 Uhr
Danke Verena.
Meine Gedanken gehen genau in Deine Richtung.
Aus finanziellen Gründen muss ich nicht arbeiten. Nur als Medizin für meine Seele. Und dazu kommt leider auch der Druck aus der Familie und dem Umfeld, insb. meines Mannes. Und auf der anderen Seite habe ich auch das Gefühl, dass es ihr dort Spaß macht, wenn sie manchmal von ihren "Freundinnen" dort redet. Ich hätte Angst, dass es auch Auswirkungen auf sie hätte, wenn ich sie jetzt wieder da rausnehme.
Hat einer von Euch vielleicht einen Artikel o.ä. in dem die möglichen Folgen einer frühen Fremdbetreuung diskutiert werden? Ich meine jetzt kein Posting von Dr. Posth, sondern eine wissenschaftliche Arbeit, die evtl. auch meinen Mann zum nachdenken bringen könnte!
Ich danke Euch für Eure Hilfe!
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Oktaevlein am 23.12.2012, 2:11 Uhr
Hallo Tali,
obwohl es schon sehr spät ist, liegt es mir sehr am Herzen, dir noch schnell zu antworten. Ich würde meine Tochter an deiner Stelle sofort wieder aus der Spielgruppe rausnehmen. Dass sie jetzt auch nicht mehr bei den Großeltern bleibt, zeigt doch schon, dass sich so etwas wie eine verstärkte Trennungsangst entwickelt hat.
Wenn du aus finanziellen Gründen nicht auf die Berufstätigkeit angewiesen bist, mach es NICHT. Warte noch, am besten ein paar Jahre. Wenn dein Kind 3 oder 4 ist, kann es in den regulären Kindergarten gehen.
Kurz zu meiner eigenen Geschichte: Ich habe wieder angefangen zu arbeiten, als meine Tochter 1 Jahr alt war. Mein Mann hatte 2 Monate Elternzeit und es lief super. Dann wurde es aber schwierig. Da wir geteilte Dienste hatten und uns teilweise beim Arbeiten abwechseln konnten, brauchten wir Betreuung nur stundenweise. Dies regelten wir mit 2 privat gesuchten Babysittern/Kinderfrauen, die unsere Tochter sehr mochte. Dann wollten wir in einem Notfall mal unsere Tochter bei einer Nachbarin "abgeben", die auch ein Kind im gleichen Alter hatte. Das ging gar nicht. Nach 1 bis 2 Versuchen haben wir wieder abgebrochen. DANACH: wollte unsere Tochter ein paar Wochen auch bei den vertrauten und auch geliebten Babysittern nicht mehr bleiben, das hat mit viel Mühe, Geduld usw. dann irgendwann wieder geklappt.
Nach 10 Monaten habe ich meine Arbeit wieder aufgegeben (nochmal Elternzeit), da es sehr schwer mit der Organisation der Betreuung war (Wochenend- und Abenddienste). Jetzt sehe ich, wie gut es meiner Tochter tut, dass ich mit ihr zuhause bin. Sie ist jetzt knapp 2 Jahre alt und es ist so schön, den Alltag mit ihr zu erleben. Ich selber genieße die Zeit richtig mit ihr.
Ich hab noch folgenden Link für dich gefunden. Vielleicht kann das deinen Mann auch ein wenig überzeugen, da darin auch die Meinung von Ärzten wiedergegeben wird.
http://www.inhr.net/artikel/fremdbetreuung-kinder-wollen-keine-krippen
Ganz liebe Grüße
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Maulwurfn am 26.12.2012, 13:53 Uhr
Hier der Link zu einem Artikel in der FAZ:
http://www.fachportal-bildung-und-seelische-gesundheit.de/FAZ-2012-04-04-Die-dunkle-Seite-der-Kindheit_Essay-Boehm.PDF
Alles Gute!
P.S.: Danke, Oktaevlein für den Link!
Re: Tochter aus der Krabbelgruppe rausnehmen?
Antwort von Tali1818 am 26.12.2012, 21:30 Uhr
Vielen Dank. Sehr interessanter Artikel.
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