Frage:
Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Sehr geehrter Dr. Busse,
ich wende mich heute an Sie, da mir nicht ganz klar ist, ob wir richtig gehandelt haben und ich es für das nächste Mal gern wüsste. Ich versuche mich kurz zu fassen:
Unser Sohn, 4, hatte Fieber um die 40 Grad von Montag bis Donnerstag. Für Donnerstag Mittag hatte ich einen Termin beim Kinderarzt ausgemacht, den ich dann absagte, weil es meinem Sohn besser ging und er nur noch 38,5 hatte. Er trank viel und aß auch ein wenig, also vermutete ich einen harmlosen Infekt und ließ ihn sich lieber auskurieren. Am nächsten Tag war er dann auch fieberfrei.
Samstag Morgen war er komplett fieberfrei, hatte jedoch plötzlich am Oberkörper überall Ausschlag. Ich befragte die Google-Bildersuche, da ich Scharlach vermutete, konnte mir aber nicht wirklich einen Reim darauf machen, ob es nun Scharlach war oder nicht.
Ich rief beim telefonischen Ärzteservice unserer Krankenkasse an und mir wurde geraten, ins Krankenhaus zu fahren.
Also fuhr mein Mann mit ihm zum Kindernotdienst ins Krankenhaus. Dort musste er vier Stunden warten und es wurde dann das Drei-Tage-Fieber diagnostiziert.
Nun ist mein Mann stinksauer auf mich - es sei absolut unnötig gewesen, ins Krankenhaus zu fahren. Und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil wir quasi mit einem harmlosen Infekt die Notaufnahme "verstopft" haben.
War es gerechtfertigt, mit der Vermutung auf Scharlach ins Krankenhaus zu fahren? Falls ein solcher Fall nochmals auftritt, ist es vertretbar, bis Montag zu warten und dann zum Kinderarzt zu gehen?
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Einschätzung und Ihre Arbeit im Forum!
von
Kekskopf
am 16.02.2020, 20:12
Antwort auf:
Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Liebe K.,
ja, der Notdienst sollte schon aus Rücksicht auf ernsthaft kranke Patienten nur dann in Anspruch genommen werden, wenn es einem Kind insgesamt schlecht geht. Ein Ausschlag bei einem Kind, das fieberfrei war und dem es insgesamt gut ging, hätte zu normalen Sprechzeiten beim Kinderarzt in Augenschein genommen werden können. Denn es gab ja nichts, was dringend behandelt werden müsste.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 17.02.2020
Antwort auf:
Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Nun ja...das Kind war beschwerdefrei, und den Ausschlag hätte man sicher am Montag beim Kinderarzt beurteilen lassen können. Ob es jetzt Scharlach war oder nicht spielt ja nach der offenbaren Genesung keine Rolle mehr.
Dein Mann hätte aber auch selber entscheiden können, nicht zu gehen.
Und daß am Telefon Notdienstbesuch empfohlen wird ist normal: schließlich kann per Telefon niemand eine Krankheit zuverlässig beurteilen.
von
Andrea6
am 16.02.2020, 21:08
Antwort auf:
Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Danke dir, Andrea. Mir ging es vor allem darum, dass ja bei Scharlach ein Antibiotikum genommen werden muss, da sonst Komplikationen drohen. Normalerweise sind wir nicjt von der Sorte, die ohne richtige Symptome zum Notdienst gehen. Genau deshalb würde ich es gern wissen, meine Frage bezieht sich explizit auf Scharlach. Allein von den "Beschwerden" her wäre ich niemals zum Notdienst gegangen.
von
Kekskopf
am 16.02.2020, 21:22
Antwort auf:
Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Geh mal über die Suchfunktion bei Dr. Busse,
Selbst bei nachgewiesenem StrepA-Abstrich gibt man im Nachhinein (wenn das Fieber weg ist) kein Antibiotikum mehr. Auch wenn ein Ausschlag auftritt oder sich nach 14 Tagen die Haut von den Fingerkuppen schält.
Die aktuell umhergehenden Scharlach-Erreger seien nicht mehr so schlimm wie früher, es gibt so gut wie keine Komplikationen mehr . Deswegen gibt es kein Antibiotikum ohne Fieber und auch keine Urinuntersuchung o.ä. (wie es glaube ich in Österreich immernoch Standard ist oder zumindest vor Jahren noch in den Leitlinien war).
Ich hatte vor Jahren dieselbe Frage hier bzw gab es bei uns einen Ausschlag und sogar ein starkes Schälen der Haut an Fingern und Zehen.
Trotzdem lt unserem KiA und Dr. Busse kein Antibiotikum. Und das las ich hier inzwischen schon oft.
Also ja... vermutlich tatsächlich überflüssig. Aber Dein Mann hätte sich ja auch informieren und anders entscheiden können.
Mitglied inaktiv - 16.02.2020, 21:34
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Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Ah, danke dir, Anna. Das wusste ich tatsächlich nicht. Dann haben wir echt umsonst den Kindernotdienst blockiert. Ärgert mich, weil ich das ungern mache. Danke dir für die Infos!
von
Kekskopf
am 16.02.2020, 21:55
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Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Hallo,
Nach der Empfehlung vom Ärztenotdienst, wäre ich wahrscheinlich auch ins Krankenhaus gefahren.
Was mich allerdings wundert, ist, dass bei deiner Beschreibung der Ärzteservice nicht auf das Dreitage-Fieber getippt hat und auch du bei der Google-Suche nicht darauf gekommen bist.
Ich hatte sofort diesen Gedanken beim Lesen und bin medizinischer Laie, nur Mutter.
LG luvi
von
luvi
am 17.02.2020, 08:02
Antwort auf:
Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Mit einem Exanthem gehört man ja eigentlich nicht in die Notaufnahme. Es gibt schließlich hochansteckende Krankheiten, die dann alle anderen in der Notaufnahme auch bekommen können. Insofern verstehe ich nicht die Auskunft der Hotline.
Wenn das Kind keine schlimmen Beschwerden hatte, dann drohen auch keine Komplikationen durch Scharlach. Ich hätte da auch gewartet bis der Kinderarzt wieder auf hat.
Mitglied inaktiv - 17.02.2020, 08:03
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Zum Notdienst mit eventuellem Scharlach
Ja, gefühlsmäßig hätte ich auch gewartet, dehalb habe ich ja beim ärztlichen Dienst angerufen. Ich war mir da unsicher. Wir hatten schon den Fall, dass wir zu lange gewartet haben, was darin resultierte, dass mein Kind am nächsten Tag intubiert auf Intensiv lag.
Ich bin auch Laie und bin selber auf das Drei-Tage-Fieber gestoßen. Ich vermutete auch, dass es das Drei-Tage-Fieber war und sagte das auch dem Arzt am Telefon. Dennoch sagte er, ich solle sicherheitshalber zum Notdienst fahren.
von
Kekskopf
am 17.02.2020, 14:52