Hallo,
Ich hab folgendes Problem:
Meine Tochter ist jetzt etwas über sechs Monate alt und bekommt Mittags-, Nachmittags- und Abendbrei. Bis vor zwei Wochen waren die Portionen so klein, dass es nach wie vor eher Stillen war. Vor zwei Wochen dann verschlang sie zum Mittag fast ein ganzes Glas und abends ein ganzes. Den Nachmittagsbrei findet sie eigentlich auch toll und isst meist das ganze Glas. Trinken ist recht schwierig, ich biete mehrfach zum Essen Wasser und gerade vormittags und abends auch die Brust an. Meist wird eher widerwillig getrunken. Sie trinkt lediglich abends gut und nachts immer mal wieder Schlückchen (sie kommt gerne jede Stunde). Seit dem Wochenende möchte sie nun plötzlich nicht mehr wirklich Brei essen... Es gibt ja natürlich immer mal Phasen, wo Kinder nicht wirklich essen, aber so gar nicht?
Sie ist sehr gut entwickelt, 72 cm groß und 8460 Gramm schwer.
Könnte sie plötzlich keinen Brei mehr mögen? Oder ist es ihr vielleicht zu viel Brei? Seit letzter Woche hat sie plötzlich auch sehr Schwierigkeiten mit der Verdauung. Erst hatte sie Verstopfung und dann das genaue Gegenteil, fünf bis sechs Mal Groß in der Windeln und das sehr flüssig. Sollte ich ggf. mal zum Arzt oder einfach erst einmal abwarten? Sie wirkt allerdings sehr aufgeweckt. Nur Schlafen möchte sie nicht, wollte sie aber auch noch nie. Ist ihr Trinkverhalten in Ordnung oder sollte ich ihr öfter Wasser und Milch anbieten.
von
Sunny Bee
am 14.02.2018, 15:55
Antwort auf:
Brei und Trinken
Liebe „Sunny Bee“,
Sie machen das ganz prima und der Plan gefällt mir gut!
Es gibt tatsächlich solche Phasen (kommende Zähne, Entwicklungsschübe, Infekte etc.) in denen die Kleinen die Breie ganz plötzlich verschmähen.
Auch wenn bei der Esssituation was unangenehm war oder Stress und Ablenkungen können eine Rolle spielen. Ist vielleicht irgendetwas beim Essen vorgefallen: war das Essen zu warm oder zu kalt, hat Ihr Mädchen sich verschluckt, neuer Geschmack, Lärm, Druck…? Gibt es da was, das sie negativ mit dem Löffel verbindet, dann braucht es etwas Zeit bis Ihre Kleine diese Erfahrung vergessen hat.
Geben Sie Ihre Tochter, das was sie mag und braucht: Geborgenheit und meist die Milch. Sie weiß in solchen Phasen selbst am besten was ihr gut tut und was sie braucht. Haben Sie keine Sorge, dass Sie sie dadurch wieder zurück an die Milch bringen. Diese Phasen sind erfahrungsgemäß vorübergehend.
Unabhängig davon, was dahinter steckt, werden Sie es mit viel Liebe und Geduld wieder schaffen, Ihre Kleine ans feste Essen heranzuführen. Üben Sie auf keinen Fall Zwang aus. Essen soll mit Freude verbunden sein. Macht Ihr Schatz den Mund nicht auf, respektieren Sie dieses Zeichen.
Bieten Sie Ihre Kleinen einfach weiterhin in entspannter Atmosphäre bei gemeinsamen Essen unterschiedliche Speisen an und leben Sie ihr mit Ihrem eigenen Essverhalten Freude am Essen vor. Freude beim Essen ist der beste Appetitbringer überhaupt.
Es kann helfen Teller und Löffel (andere Farbe) zu wechseln und so eine unbelastete Situation zu schaffen. Bieten Sie eine "neue Atmosphäre": anderer Essplatz, ruhige Esssituation, keine Ablenkungen, kein Stress. Eine ganz andere (Körper)Haltung beim Füttern, vielleicht sogar von einer anderen Person als Mama, kann oft für Entspannung sorgen.
Bei kommenden Zähnchen kann es helfen den Brei kalt=Zimmertemperatur anzubieten oder vor dem Essen einen gekühlten Beißring. Das beruhigt die gereizte Zahnleiste.
Oder es steckt doch ein (Magen-Darm-) Infekt dahinter? Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie am besten noch beim Kinderarzt nach.
Das zusätzliche Trinken wird meist viel zu streng verfolgt. Was das Trinken betrifft, können Sie ganz auf das Durstempfinden Ihres Mädchens vertrauen.
Ich vermute Ihre Kleine deckt ihren Flüssigkeitsbedarf noch über die Stillmahlzeiten in der Nacht. Bedenken Sie auch, dass die Breie recht „nass“ sind und Flüssigkeit liefern. Wird die Milch mal weniger, wird auch mit der Zeit die zusätzliche Trinkmenge ansteigen.
Üben Sie das zusätzliche Trinken einfach entspannt und zwanglos weiter. Das ist ein Lernprozess und Ihr Schatz muss erst einmal überhaupt ein Durstgefühl entwickeln (können). Das wird nicht gleich von heute auf morgen klappen und kann eine Übergangsphase bedeuten.
Sie können darauf vertrauen, wenn Ihr Schatz wirklich durstig ist, wird sie auch was annehmen.
Zu Beginn geht es oft recht gut über den Löffel. Es müssen ja keine Riesenmengen sein.
Oder mal mit einem „normalen“ Becher versuchen. Hierbei kann es hilfreich sein, den Becher bis zum Rand mit Flüssigkeit zu füllen, damit die Lippen beim Trinken gleich benetzt werden und sich das Mündlein so automatisch öffnet. Manche Kinder mögen es gerne wenn das Wasser etwas erwärmt wird. Einfach ausprobieren.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass der Appetit auf die Breie bald wiederkommt und wünsche Ihnen alles Gute!
Herzliche Grüße
Anke Claus
von
Anke Claus
am 15.02.2018