Guten Tag, ich bin mittlerweile sehr hilflos und frustriert. Ich hoffe, Sie haben Tipps für mich. Und zwar geht es um meine 19 Monate alte Tochter. Sie wiegt 10 Kilo, ist gut entwickelt, sehr aktiv und lebhaft. Ist aber eher schmal und blass. Beikost habe ich mit 6 Monaten angefangen einzuführen. Mehr oder weniger erfolglos. Zuerst habe ich Brei selbst gekocht...davon hat sie die ersten Monate immer ein paar wenige Löffel gegessen, aber auch das nie richtig gerne und mit Freude. Es war eher ein "Kampf", Dann so ab 10 Monate hat sie eigentlich auch das Brei füttern verweigert, weshalb ich dann angefangen habe ihr etwas vom Tisch zu geben bzw. Sachen die gehen ohne Zähne... aber auch davon isst sie bis heute wirklich kaum was. Sie verlangt die Brust. Während andere Stillkinder im Umfeld von selber immer mehr gegessen haben und die Muttis so immer weniger gestillt haben auf natürliche Weise, ist bei uns die Brust nach wie vor Hauptnahrungsquelle und Essen nur "Spiel". Sie sagt zwar "Ham ham"... aber nascht wenn überhaupt eher nur. Mal eine Scheibe Wurst oder ein Biss Käse, das war´s. Brot zum Beispiel landet nicht im Mund - nur der Belag wenn überhaupt. Es wird nicht besser. Ich habe alles versucht - von komplett außen vor lassen, bis nur am Tisch gemeinsame Mahlzeiten über einfach zwischendrin anbieten...keine Veränderung. Wenn ich versuche längere Stillpausen zu machen damit der Hunger kommt, rastet sie komplett aus. Weint fürchertlich bis zum Erbrechen. Das halte ich nervlich nicht aus und möchte das auch nicht auf so eine "brutale" Weise. Sie füttert ihre Puppe im Spiel und probiert einiges, doch spuckt sie immer wieder alles aus. Würgt auch sehr schnell. Und oft würgt bzw. verschluckt sie sich und dannerbricht sie das bisschen das so mühsam zuvor im Magen gelandet ist wieder. Sehr frustrierend. Sie isst momentan mal ein paar Stückchen Avocado, eien Scheibe Wurst oder einen halben Babybel. Das wars. Quetschies verweigert sie.
von
Sarahm70
am 13.03.2018, 11:13
Antwort auf:
Abstillen unmöglich - Kind will nichts essen!
Liebe „Sarahm70“,
vorweg Sie sind nicht allein! Immer wieder wenden sich Mamas mit Kindern, die nicht essen möchten, an uns. Aber auch Ihre Kleine wird es lernen. Mit Ihrer Hilfe. Sie werden das ganz bestimmt schaffen!
Das Wichtigste ist, dass Sie ganz entspannt bleiben. Ihr Mädchen hat ganz feine Antenne und merkt sofort, wenn die Mama besorgt ist und wird dadurch verunsichert.
Ihre Esssituation ist sehr aufgeladen und alles andere als entspannt. Als Außenstehende ist das natürlich leichter gesagt. Aber versuchen Sie zumindest für einige Zeit vollkommen den Druck und die Spannung herauszunehmen. Nur so kann es in kleinen Schritten weitergehen.
Nun will ich ganz offen sein, wenn Ihr Mädchen mit anderthalb Jahren „vollgestillt“ wird, mindert das den Appetit und auch das Interesse an den „festen Mahlzeiten“. Ihr Mädchen findet tagsüber einfach alles andere interessanter und isst nur das Notwendigste, zum Sattessen gibt es ja die Milch.
Ich verstehe Ihren Gedankengang und Ihre Erleichterung, wenn Ihr Mädchen wenigstens die Milch isst/trinkt. Aber genau hier müssen Sie jetzt umdenken.
Ihre Kleine trinkt sich einfach satt und „snackt“ sich durch den Tag. Sie hat verständlicher Weise keinen Hunger mit der vielen Milch im Bauch. Es ist wie ein Teufelskreis. Den gilt es nun zu unterbrechen.
Sicherlich ist es nicht „ideal“, wenn Kinder in diesem Alter noch hauptsächlich mit Milch ernährt werden. Hier spielt nicht nur die Nährstoffversorgung eine Rolle, auch andere Entwicklungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Sprachentwicklung, die durch das Kauen fester Kost gefördert wird, können zu kurz kommen.
Manche Kinder sind einfach Spätzünder, aber Ihr Mädchen ist nun anderthalb und Sie kann es, das hat sie gezeigt.
Ich gehe davon aus, dass organisch nichts vorliegt und der Mundraum und Schluckvorgang normal funktionieren sind. Das müsste im Zweifel jedoch ein Arzt abklären.
Ich denke aber, dass alles in Ordnung ist, weil Ihre Kleine Käse, Wurst und Avocado gut essen kann.
Sie können Ihr Mädchen selbstverständlich solange stillen, wie Sie und Ihre Kleine das wünschen. Aber die „feste Nahrung“ sollte mit anderthalb Jahren nicht zu kurz kommen.
Milch trinken ist einfach "sehr bequem" und schmeckt schön süß, kauen und schlucken ist anstrengender. Sie müssen Ihre Kleine weiter hartnäckig vom Herzhaften und vom Kauen überzeugen!
Leider gibt es hier keine einfache, schnelle Lösung und es wird vermutlich für beide Seiten zunächst nicht leicht werden. Es wird Protest und Geschrei geben.
Wenn Sie aber eine Veränderung möchten, kommen Sie nicht drum herum.
Wirklich „sanft“ wird es nicht gehen. Auch wenn Sie sich das wünschen.
Aber da müssen Sie nun durch. Damit auch Sie sich wieder besser fühlen. In Ihren Zeilen liest man ja förmlich Ihre Verzweiflung und das muss und wird anders werden. Versprochen!
Ich würde so vorgehen:
Bestimmen Sie zu welchen Mahlzeiten es was geben soll. Morgens und abends könnten Sie gerne weiter stillen.
Bieten Sie aber ein richtiges Mittagessen (gerne ein Menü oder Selbstgekochtes), eine Vor- und Nachmittagsmahlzeit (Obst, Gemüse, Knabberartikeln usw.) und einen Abendbrei an.
Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Kleine hat Durst, bieten Sie etwas Wasser an.
Mag Ihre Kleine nicht essen, reichen Sie nicht gleich Milch oder anderes Beliebtes (Wurst oder Käse), sondern machen Sie eine Pause und machen Sie ihr noch einmal das gleiche Angebot. Machen Sie sich ruhig den Hunger zum Gehilfen. Sonst lernt Ihr Schatz nur, dass er einfach aufhören muss, dann kommt auch schon was anderes.
Nehmen Sie sie aus seinem Stühlchen und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch nichts Beliebteres und bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts, auch keine Milch!
Jetzt müssen Sie „durchhalten“!!!
Geben Sie nicht gleich nach, Ihr Schatz weiß, wie sie Sie rumkriegen kann. Es kann ein-zwei anstrengende Wochen dauern, und Ihre Kleine wird rebellieren. Da werden Sie nicht drumrum kommen. Ihr Schatz hatte ja lange Zeit sich daran zu gewöhnen und wird das nicht so leicht aufgeben. Aber sie wird mit Ihrer Hilfe lernen, sich altersentsprechend mit fester satt zu essen. Da brauchen Sie viel Geduld und Konsequenz. Aber es lohnt sich!
Sie können hier nichts falsch machen, denken Sie immer daran, ein gesundes Kind verhungert nicht vor einem vollen Teller.
Ihr Mädchen ist noch jung und weiß nicht, was gesund und gut für sie ist, sie weiß nur was ihr schmeckt und was bequem für sie ist. Deshalb müssen Sie sie beim Erlernen eines gesunden Ernährungsverhaltens unterstützen. Ihr Mädchen braucht Ihre Hilfe dabei!
Da ist jetzt ganz schön viel und vielleicht überrumpeln Sie meine Informationen auch ein bisschen, vielleicht kann Ihre Familie oder Freunde Sie unterstützen.
Von allein wird sich an ihrer Esssituation Situation aber nichts ändern, Ihr Mädchen braucht Hilfe, um ein gesundes Essverhalten zu erlernen.
Ich weiß, von außen lassen sich solche Tipps leicht geben und Sie haben auch schon viel versucht. Ich bin mir aber auch sicher, dass Ihre Kleine, wenn Sie dran bleiben, bald mit Freude am Familientisch essen wird!
Und nun das Allerwichtigste: Genießen Sie die Zeit mit Ihrem Mädchen. Freuen Sie sich über Ihr aktives, agiles, gesundes, glückliches kleines Mädchen. Das meine ich ehrlich! Das ist das Wichtigste!
Frühlingshafte Grüße,
Annelie Last
von
Annelie Last
am 13.03.2018