Tochter will NUR auf dem Arm sein und schäft nicht ein haben Sie einen Rat?

M. Sc. Martina Höfel Frage an M. Sc. Martina Höfel Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

Frage: Tochter will NUR auf dem Arm sein und schäft nicht ein haben Sie einen Rat?

Hallo Frau Höfel, unsere Tochter ist aktuell fast 11 Wochen alt (aktuell 4200g, 52cm). Sie wurde in SSw 35+3 entbunden (normal) mit damals 2270g, 46cm. Sie war top fit und durfte direkt bei mir bleiben. Auch das Stillen hat nach 1 Woche gut geklappt. ich stille also voll. Ich habe jetzt nur eine Frage,,,seitdem sie ca. 8 Wochen alt ist lässt sie sich nicht mehr "ablegen". Heisst: ich lege sie in ihr Laufgitter oder in das babybay Bett ins Schlafzimmer..sei es mittags oder abends und sie fängt binnen Sekunden oder wenigen Minuten an zu meckern..erst meckern..dann nach weiteren Minuten brüllt sie. Auch wenn ich sie nach 30 minütigem Stillen "abdocke"...sucht sie weiter, obwohl sie eigenltich satt ist und nur nuckeln will. Ab und zu lasse ich sie dann noch ein wenig nuckeln..und dann ist aber auch Schluss. ich finde es süß, dass meine tochter so an der Mama hängt, aber bin unsicher wie ich mich verhalten soll. ich kann sie ja nicht den ganzen Tag durch die Wohnung tragen, nur damit sie ruhig ist. und das Einschlafen abends ist eine Qual. Meist stille ich sie müde. Ich will sie aber auch nciht schreien lassen...manchmal stehe ich dann nur neben dem Bett und lege die Hand auf ihren Bauch (sie leidet doll unter Blähugen). Wenn ich glück habe, schläft sie dann ein, aber meist habe ich Pech :-(. Ich habe Angst, dass ich sie schon zu sehr verwöhnt habe. Ich kann morgens nicht mehr ruhig duschen, essen, und eigentlich geht gar nichts mehr. ist dies nur eine Phase und wie sollte ich mich verhalten? ihr die komplette Nähe geben, die sie braucht, auch wenn ich selbst dann kaum noch Luft zum Atmen habe oder sie auch mal brüllen lassen, damit sie sich an das "alleine liegen" gewöhnt? Und ab wann müsste ich sie unterstützen, damit es geregelte Schlafenszeiten gibt? Aktuell kommt sie alle 3-4 Stunden...(obwohl sie nach der nächtlichen Stillrunde um 2/3h..auch oft 3 Stunden nicht schläft und Zuwendung braucht)..bin derzeit ziemlich erschöpft..Meine Hebamme riet mir, sie konsequent um 18h "hinzulegen"...dies ist ein Akt, der mit vieleb Protesten einhergeht, so dass sie fast schon wieder Hunger hat..meist bleibt sie bis 22h bei uns (auf dem Arm) und ich gehe dann mit ihr ins < schlafzimmer, stille ziemlich lang, warte auf den Tiefschlaf und lege sie dann in ihr Bettchen. Freue mich über ihren Rat. Gruss

von Malia2004 am 16.05.2013, 17:14



Antwort auf: Tochter will NUR auf dem Arm sein und schäft nicht ein haben Sie einen Rat?

Liebe Malia, Ihr Kind hat noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus. Ihr Kind hat ledig seine ganz natürlichen Bedürfnisse nach Wärme, Nähe, Sicherheit! Zumal Sie ja auch vom Schwangerschaftsalter her noch etwas Nachholbedarf haben darf. Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein)zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Aber von 11 Wochen alten Kindern verlangen manche das! Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt. Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Und schlafen Sie tagsüber, wenn der kleine Schatz auch schläft! Und wenn Sie Ihr Brot essen, dann darf das Kind z:b. in der Wippe oder im Tragetuch warten bis Sie fertig gegessen haben. Und wenn Sie unter der Dusche sind, dann darf das KInd vor der Dusche im maxiCosy auf Sie warten - bis Sie sich geduscht und abgetrocknet haben! Und wenn Ihr Mann zuhause ist, dann packen Sie ihm das KInd in den KInderwagen und schicken Sie ihn eine Stunde spazieren - und Sie nehmen ein Bad! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 16.05.2013