liebe frau höfel,
vor vier wochen kam meine tochter bei ssw 36+6 nach blasensprung per sectio in vollnarkose zur welt (meine erste geburt war 2009 eine notsectio in ssw 23+6 mit t-schnitt, daher durfte ich diesmal nicht normal entbinden). bei der geburt ging alles sehr sehr schnell, ich bekam nach dem blasensprung sofort starke wehen, nach einer stunde war der muttermund schon vollständig eröffnet und ich hatte presswehen. auch war meine alte narbe innen unter dem wehendruck gerissen.
nun tue ich mich wahnsinnig schwer, eine richtige bindung zu meiner tochter aufzubauen. es nervt mich wahnsinnig, wenn sie schreit, nachts nervt es mich noch mehr. es nervt mich nicht einfach nur, ich bin regelrecht angepisst (entschuldigen sie den ausdruck) von ihr und ihrem essen einfordern, in die windel machen, meckern, weil der bauch drückt, von ihrem spucken. ich kann auch nicht lange mit ihr kuscheln, sie liegt die ganze zeit im laufstall. es tut mir wirklich leid, aber ich kann nicht. bei meinem großen damals bin ich bei jedem mucks sofort aufgesprungen, hätte ihn am liebsten den ganzen tag nicht von mir gegeben. aber diesmal...ich schäm mich schon richtig. ich erwische mich dabei, wie ich sie anschreie wenn sie nicht aufhört zu weinen. das ist doch nicht normal! was kann ich nur tun? die kleine tut mir wahnsinnig leid.
von
lara-mari
am 19.08.2013, 13:10
Antwort auf:
problem bindung aufzubauen
Liebe lara-mari,
bitte wenden Sie sich sofort an die "Frühen Hilfen" (Kontakt über Gesundheits- bzw. Jugendamt), damit Sie Hilfe und Unterstützung bekommen.
Sie müssen sich nicht schämen, da Sie sich nicht absichtlich so verhalten, sondern durch die Umstände von Schwangerschaft und Geburt überfordert (emotional und körperlich) sind.
Vielleicht kann Ihnen diese Geschichte von Emily Perl Kingsley (Übersetzung A. Kühme) die Situation etwas verdeutlichen:
"Ich werde oft gefragt, wie es ist, eine behindertes Kind großzuziehen, um Menschen, die diese einzigartige Erfahrung nie gemacht haben, verstehen zu helfen, und um sich dieses Gefühl vorstellen zu können.
Es ist wie folgt....
Wenn man ein Baby erwartet ist das, als ob man eine wundervolle Reise nach Italien plant. Man deckt sich mit Reiseprospekten und Büchern über Italien ein und plant die wunderbare Reise. Man freut sich aufs Kolosseum, Michelangelos David, eine Gondelfahrt in Venedig und man lernt vielleicht noch ein paar nützliche 'Brocken' Italienisch. Es ist alles so aufregend.
Nach Monaten ungeduldiger Erwartung, kommt endlich der langersehnte Tag. Man packt die Koffer und los geht's. Einige Stunden später landet das Flugzeug.
Der Flugbegleiter kommt und sagt: "Willkommen in Holland". "Holland ?!? Was meinen Sie mit Holland ?!? Ich habe eine Reise nach Italien gebucht! Mein ganzes Leben lang habe ich davon geträumt, nach Italien zu fahren!"
Aber der Flugplan wurde geändert. Du bist in Holland gelandet und da musst du jetzt bleiben.
Wichtig ist, man hat dich nicht in ein schreckliches, dreckiges, von Hunger, Seuchen und Krankheiten geplagtes Land gebracht. Es ist nur anders als Italien.
So, was du jetzt brauchst sind neue Bücher und Reiseprospekte und du musst eine neue Sprache lernen und du triffst andere Menschen, welche du in Italien nie getroffen hättest.
Es ist nur ein anderer Ort, langsamer als Italien, nicht so auffallend wie Italien. Aber nach einer gewissen Zeit an diesem Ort und wenn du dich vom Schrecken erholt hast, schaust du dich um und siehst, dass Holland Windmühlen hat ... Holland hat auch Tulpen. Holland hat sogar Rembrandts.
Aber alle, die du kennst, sind sehr damit beschäftigt von Italien zu kommen oder nach Italien zu gehen. Und für den Rest deines Lebens sagst du dir: "Ja, Italien, dorthin hätte ich auch reisen sollen, dorthin habe ich meine Reise geplant."
Und der Schmerz darüber wird nie und nimmer vergehen, denn der Verlust dieses Traumes ist schwerwiegend.
Aber... wenn du dein Leben damit verbringst dem verlorenen Traum der Reise nach Italien nachzutrauern, wirst du nie frei sein, die speziellen und wundervollen Dinge Hollands genießen zu können."
Diese Geschichte wurde für Mütter mit behinderten Kindern geschrieben. Ich bin aber der Meinung, dass man sie auch exakt auf Mütter nach Notkaiserschnitt oder besonderen, z.B. Frühgeburten übertragen kann. Auch da ist ein Traum geplatzt und die verlorene Situation ist nie wieder zu ändern, nachzuholen etc.
Sie werden eine Bindung zu Ihrem Kind aufbauen - es ist nur im Moment mit einigen Schwierigkeiten verbunden! Schwierigkeiten, die Sie nicht zu verantworten haben!
Gehen Sie los und schauen Sie nach einem Reiseführer für Holland (inform von Anruf bei den Frühen Hilfen).!
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 20.08.2013
Antwort auf:
problem bindung aufzubauen
Was du tun musst?? Dir ganz schnell Hilfe suchen.
Ich weiss ca wies dir geht. Meine Tochter war ein Schreibaby. Se schrie durchschnittlich 16 Stunden laut Schreiprotokoll vom Arzt täglich.
Ich konnte nicht mehr, hasste sie. :(
Nur mit Hilfe konnte ich sie annehmen und eine Bindung zu ihr aufbauen.
Jetzt liebe ich sie, auch wenn sie total kompliziert und mühsam ist. Möchte sie nie wieder missen.
Aber ohne Hilfe wäre das niiiiie gegangen.
Ich hab mich ans Jugendamt gewendet!!
von
Carry87
am 19.08.2013, 15:32