Frage: Leiden Kaiserschnittkinder wirklich so?

Liebe Frau Höfel, bei einem Vortrag wurde berichtet dass KS Kinder grosse Probleme hätten: mit Nähe/Distanz, viel Schreien, überstrecken, allgemeine motorische Ungeschicktheit und psychische Folgen durch den Schockzustand, alles durch die brutale Geburt und das fehlende Bonding. Viele Mütter haben geweint, ich war schockiert. Muss das so sein? Für mich war der (sekundäre) KS in Ordnung, hat mich nie sonderlich belastet; habe bisher das Verhalten meines Kindes nicht in diese Richtung gesehen. Das überstrecken habe ich eher auf die Sternenguckerposition geschoben, aber das war wahrscheinich falsch, ein Osteopath hat uns aber gut geholfen. ist ihre Erfahrung als Hebamme, das dies wirklich so schlimm für die meisten Frauen ist? Sehen sie wirklich einen Unterschied bei den Kindern? Kann ich meinem Kind helfen, das fehlende irgendwie nachzuholen (Bonding? ) oder ist das nicht nötig? Wie kann ich mich dann auf eine Folgegeburt (erst in ein paar Jahren geplant) vorbereiten? In meinem Geb. bericht steht "9 cm Conjugata vera".. Vielen Dank!

von camelia14 am 13.06.2015, 22:11



Antwort auf: Leiden Kaiserschnittkinder wirklich so?

Liebe camelia, auf Ihre Fragen gibt es keine allgemein gültigen Antworten. Wir leben in einem Zeitalter, wo man uns vorgaukelt, dass Medizin (fast) alles kann und der Wunsch der Frau entscheidend ist! Dass die Frau über etwas entscheidet, was sie nur rein theoretisch erfährt, läßt man dabei außer Acht. Die Frau wurde aufgeklärt, die Frau hat entschieden - dem Gesetz ist Genüge getan. Zudem ist das Ganze noch planbar und für die Probleme hinterher der Pädiater (Kind), der Psychologe (Frau) und vielleicht bei Wundheilungsstörungen auch noch der Gyn zuständig. Wir leben in einem Zeitalter der Schönheits-OP's! OP's sind nichts Besonderes, nichts Gefährliches mehr! Sie sind gesellschaftsfähig geworden! Und da soll frau sich noch mit so etwas Barbarischem wie einer Geburt befassen? Und gar noch aus eigener Kraft? Da gibt es doch Leute für! Bevor es hier wieder hoch her geht - ich bin dem Wunschkaiserschnitt gegenüber nicht negativ eingestellt. Aber das ist leider das, was wir oft hören! So, und dann kommt der Tag der Sectio. Frau kommt morgens voller Vorfreude in die Klinik (heute wird schließlich Ihr Kind auf die Welt geholt), wird kurz angeschaut, bekommt noch ein CTG und ab geht es in den OP. Dort liegt die Frau dann auf dem Tisch: Kanüle hier, Überwachung da. Sieht nichts, hört irgendwann den ersten Schrei, der Anästhesist geht mit dem Kind zur Rea(nimationseinheit). Wenn das Kind fit ist dann kommt es mit Vater in die Kabine (evtl. zum Bonden bei ihm auf die Brust) oder in vielen Häusern bei Mutter auf die Brust. Die Frau wird weiter operiert, dass KInd sehr gut zugedeckt oder in einen Schlauch gesteckt. Zupp, auf einmal ist man also Mutter! Damit kommen viele Frauen nicht klar. Es fehlt sozusagen das eigene Tun. Die Kraft die man aufbringen muss, den Schweinehund den man überwindet - und dann die Belohnung! Noch gravierender ist es manchmal, wenn es ein sekundärer Kaiserschnitt war. Frau also unter der Geburt war und dann die Notfallsituation eintritt! Dann kommt noch das gefühlte "Versagen" dazu. Manche Frauen verzweifeln daran, andere bekommen die Kurve nachdem klar wurde, dass Sie nichts dazu können und noch andere tangiert es überhaupt nicht. Und dennoch: Der Kaiserschnitt ist eine der größten Bauchoperationen die wir haben. Die Frau wird bis in die Mitte aufgeschnitten - eine Schicht tiefer und man ist schon wieder auf dem Weg nach draußen! Die Risiken für die Frau sind: Narkoserisiko (Embolie, Kreislauf etc.) Verletzungsrisiko (Blase, Blutgefäße) Wundheilungsstörungen (Entzündung der Naht bis hin zur Sepsis) Spätere Verwachsungen (kleinste Narben im Gewebe - machen unter Umständen massiv Probleme) Verschleppung von Schleimhautgewebe in das umliegende Binde- und Muskelgewebe = Endometriose (= Schmerzen in jedem Zyklus) Die Gebärmutter hat eine Narbe, d.h. festes Bindegewebe. Dieses ist nicht mehr so dehnbar. Gefahr der Uterusruptur (aber nur 2%- also zu vernachlässigen). Dazu paßt wiederum die Sudie, die ich angehängt habe. Das Risiko für die Frau ist somit um das 4-10fache gegenüber der vaginalen Geburt erhöht. Der Eingriff kann möglicherweise die Gebärmutterdurchblutung stören Ein Kaiserschnitt erhöht das Risiko einer vorzeitigen Totgeburt bei einer zweiten Schwangerschaft. Diesen Zusammenhang entdeckten britische Forscher bei einer statistischen Untersuchung der Daten von mehr als 120.000 Frauen. Entscheidender Faktor scheint dabei eine Beeinflussung der Gebärmutterdurchblutung durch den Kaiserschnitt zu sein, vermuten die Wissenschaftler. Über ihre Studie berichten sie im Fachmagazin Lancet (Bd. 362, S. 1779). Fakt ist auch, dass Kaiserschnittkinder oft massive Anpassungsstörungen (Wärmeregulierung, Atmung etc.) haben, da sie ohne Vorwarnung aus ihrer Umgebung gerissen werden. Nicht umsonst ist es wünschenswert, dass Frau vor dem Eingriff Wehen hat! Studien zeigen, dass Kinder häufiger an Allergien und Asthma erkranken. Das liegt daran, dass der Darm des Kindes bei der Geburt steril ist. Erst nach der Geburt wird der Darm mit verschiedenen Bakterienstämmen besiedelt. Bei vaginal entbundenen Kindern überwiegen Bakterien, die aus dem Geburtskanal der Mutter kommen. Dies trifft für Sectio-Kinder nicht zu: bei ihnen bilden vor allem die Hautkeime der Mutter und Hospitalkeime die primäre Besiedlung. Die Vielfältigkeit der Darmflora ist also nach Kaiserschnitt deutlich geringer im Vergleich zur natürlichen Geburt. Bestimmte Bakterien wie Bacteroides spp, Bifidobacteria und Lactobacilli sind bei KS-Neugeborenen deutlich vermindert bis abwesend. Wir wissen heute, dass offenbar die genannten Bakterien für eine ausgewogene Entwicklung unseres Immunsystems wichtig sind. Man geht davon aus, dass das Risiko für Diabetes um 20% erhöht ist. Usw. Uns muss klar sein, dass ein Eingriff in die tausende Jahre erprobte Arterhaltung Folgen hat! Ich weiß nicht, was anders wäre, wenn das eine oder andere KInd spontan geboren würde! Ich habe keinen Vergleich (über die medizinischen Fakten hinaus)! Wir wissen nicht, was das Kind bei der Sectio (in Bezug auf ohne Vorwarnung ins Leben......) im Unterbewußtsein abspeichert (Stichwort limbisches System). Dorthin werden alle schmerzlichen Gefühlen verdrängt, um den Moment des Leids auszuhalten. Allerdings ist das Unterbewußtsein nachtragend und erinnert uns in ähnlichen Situationen immer wieder an das Erlebte. An dieses Unterbewußtsein kommen wir nicht mehr heran - auch später nicht mit Hypnose! Deshalb können wir die Spannungen dort nicht auflösen. Ein spannendes Thema! Nachzulesen hier bei RuB bei Dr. Posth. Nochmal: wenn Sie sich mit der Situation sekundärer Kaiserschnitt arrangiert haben, dann ist es okay. Sie müssen jetzt weder nachträglich in Trauer versinken noch Hurra schreien. Nur leider weiß man vorher nie, in welche Kategorie man hinterher gehört. Die Frauen die geweint haben, haben sich wahrscheinlich genau dort (wie beschrieben) wiedergefunden! Liebe GRüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 15.06.2015



Antwort auf: Leiden Kaiserschnittkinder wirklich so?

Hallo, was für ein Vortrag war das denn, wer war der oder die Referentin? Liebe Grüße

von Lina_100 am 13.06.2015, 23:20



Antwort auf: Leiden Kaiserschnittkinder wirklich so?

Schrecklich! Was bewegt diese Frau sich vor Mütter zu stellen und solche Ängste/Sorgen zu schüren??? Dein Baby wird ein ganz normales, glückliches und zufriedenes Leben leben bzw tut es auch jetzt schon. Liebe Grüße

von Klaas1978 am 14.06.2015, 09:26



Antwort auf: Leiden Kaiserschnittkinder wirklich so?

hallo mein kleiner ist ein kaiserschnitt baby, was für ein schlimmes wort eigentlich, er ist fit, sicher gebunden und motorisch sehr fit. weder er noch ich haben ein trauma Lg

von Rose85 am 14.06.2015, 22:19