Frage: Empfindliches Baby

Hallo Martina Höfel, ich war gestern mit meiner Tochter (6 Monate alt) bei der U5 - alles soweit in Ordnung. Da die Kleine die ganze Untersuchung über geweint hat meinte der Arzt hinterher, dass meine Kleine "empflindlich" sei. Leider habe ich in dem Moment nicht weiter nachgefragt, weil ich meine Tochter beruhigen wollte. Bedeutet das jetzt, dass ich ein "empfindiches" Kind habe? Das sie jetzt anfängt bei Fremden zu weinen, finde ich nicht "empfindlich". Mal davon abgesehen hätte ich bei der Untersuchung meinen Unmut auch kundgetan. Meine konkrete Frage: Soll ich die weitere Gemütslage meiner Tochter abwarten oder jetzt schon auf ihre "Empfindlichkeit" reagieren. Wenn ja, wie??? Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort. Mit freundlichen Grüßen Mareike Rathje

Mitglied inaktiv - 11.06.2008, 09:21



Antwort auf: Empfindliches Baby

Liebe MaRa, stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Ihrem Mann an einen fremden Ort und liegen dort ganz entspannt in seinem Arm (also in Sicherheit). Dann geht es auf einmal los: jemand zerrt an Ihrer Kleidung, hält Ihnen fremde, kalte Metallteile an Rücken und Brust gehalten, Sie werden ohne Vorwarnung auf den Kopf gestellt, man schaut Ihnen in die Ohren, drückt hier und da, dieser Fremde hält Sie und läßt Sie dann einfach nach hinten fallen..... usw. Na, dem Doc würden Sie was erzählen und nach Ihrem Mann rufen! Obwohl Sie wissen, dass es um eine Untersuchung geht! Ihr Kind weiss DAS NICHT - und es kann auch nichts sagen und nicht das Wort Mama oder Hilfe rufen! Es kann nur Weinen! Und das ist sein gutes RECHT! Das hat ganz und gar nichts mit Empfindlichkeit zu tun, sondern mit Ungewissheit, Unsicherheit und Erschrecken. Ihr Kind ist völlig okay! Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 11.06.2008



Antwort auf: Empfindliches Baby

Hallo, gerade männliche Kinderärzte reagieren oft insgeheim verärgert, wenn Babys bei ihnen weinen. Sie empfinden das offenbar als eine Art Infragestellung ihrer Fähigkeiten. Unser erster Kinderarzt sagte, als meine Tochter während der Untersuchung im Alter von nur wenigen Wochen weinte, sie sei "hysterisch". Ich bin daraufhin kein zweites Mal mehr zu ihm gegangen. Wir haben jetzt eine weibliche Ärztin mit sehr viel Einfühlungsvermögen für Kinder, die es nicht persönlich nimmt, sondern normal findet, wenn ein Baby weint. Zieh Dir das alberne Wort "empfindlich" in Bezug auf Dein Kind nicht rein, huh? Das ist eine völlig unsinnige Abstempelung eines Kindes, die einem Kinderarzt nun wirklich nicht passieren sollte. Bitte behandle Dein Kind nun nicht als besonders schwieriges oder empfindliches Baby - sonst wird es nämlich tatsächlich so. Kinder versuchen immer, unseren (auch unbewussten und unausgesprochenen) Erwartungen zu entsprechen! Gerade deshalb sind Deutungen und Stempel wie der des Kinderarztes besonders gefährlich und daneben. Meine Tochter ist übrigens heute schon neun Jahre alt - und null empfindlich oder gar hysterisch, sondern fröhlich und seelisch ausgeglichen. Gestört war unser Arzt, der solches von ihr behauptete... Grüßle, BB

Mitglied inaktiv - 11.06.2008, 11:16



Antwort auf: Empfindliches Baby

Ich schließe mich an. So ein Unsinn!!! Meine Tochter die jetzt 2 Jahre alt ist fand Arztbesuche noch nie sonderlich toll, was ich ihr auch nicht verübeln kann. Sie weint auch und klammert sich ganz doll an mich. Das darf sie in meinen Augen auch. Man kann den Kleinen noch nicht so richtig erklären was da abläuft und dann gibts da oft auch noch eine Spritze, die ja nun auch nicht grad angenehm ist und wildfremde Leute machen da komische Sachen... also lass Dich da mal nicht verunsichern, die Kleine "sagt" halt was ihr nicht passt. Das kann doch nur gesund sein. Zumindest sehe ich das so. Meine Ärztin ist da zum Glück sehr verständnisvoll. LG Sylvi

Mitglied inaktiv - 11.06.2008, 12:24



Antwort auf: Empfindliches Baby

Ich schließe mich den Kommentaren der Vorschreiberinnen an. Ein Baby und Kleinkind sagt noch sehr deutlich wie es sich fühlt und was es davon hält was mit ihm passiert. Ein einfühlsamer Kinderarzt nimmt das ernst, ist vorsichtig und geduldig, bricht uU die Untersuchung ab, wenn das Kind zu "empfindlich" oder "hysterisch" wird. Unsere erste Kinderärztin war schrecklich zu meiner Tochter und zu uns als Eltern. Sie wurde brüllend einfach von uns weggeschleppt ohne, dass wir wußten was jetzt geschieht. Zu dritt hielten sie das wenige Wochen alte Kind fest und wollten eine Hüftsono. Das war der Gipfel zu dem, was bis daher geschah. Ich habe dem ein Ende gesetzt und bin gegangen. Jetzt haben wir eine super einfühlsame Ärztin. Sie erzählt nicht nur mit meinem Kind, sondern auch mit mir, sagt was sie macht, zeigt Alternativen und auch Verständnis für Kinder. Ich fühle mich dort wohl, die Praxis ist ansprechend und verbreitet eine gute "Schwingung". Die 3 Kinderärzte dort verströhmen auch diese "Schwingung". Also ich finds wichtig. Wenn ich mich wohl fühle, kann ich auch meinem Kind mehr Sicherheit geben. Wir Erwachsene äußern oft unsere Gefühle und den Unmut nicht, haben gelernt es geschickt zu unterdrücken. Ein Arzt gehört eigentlich zu einer fremden Person. Wenn ein fremder an dir "rummacht" empfindest du das auch nicht als normal und unterbindest das. Genau selbigers tut deine Kind. Es findet fremde Menschen angsteinflößend und protestiert lautstark, wenn diese in seinen "Privatbereich" eindringen. Nur bist du ihre "Handlungsperson", weil sie sich selbst nicht fortbewegen kann. Ich persönlich finde es nicht, dass ein Kind "da durch muss", weil es ja "nur" eine Untersuchung ist. Wenn es sehr stark weint, würde ich als Mutter (spätestens, wenn es mir so im Herzen weh tut, dass ich selbst fast handlungsunfähig bin) einschreiten und es zu einem anderen Termin (bei einem anderen Arzt) nochmals versuchen Suse

Mitglied inaktiv - 11.06.2008, 14:22