Hallo Frau Höfel,
mein 4monatiger Sohn hat bis vor kurzem gut geschlafen und kam ca. 2x pro Nacht. Nun ist es seit zwei Wochen so, dass er schlecht schläft. Das heißt: Wir stillen, ich lege ihn in sein Bettchen, und nach ca. 1 Stunde schreckt er regelrecht aus dem Schlaf hoch und weint herzzerreißend (ich glaube, er ist dann "nur" im Halbschlaf, denn er driftet dann ab und zu in den Schlaf, schreckt aber nach Sekunden wieder hoch). Ich tröste ihn dann, meistens endet dies mit Stillen, da er sich in sein Weinen ziemlich reinsteigert. Dann beginnt es von neuem - ich lege ihn in sein Bett, er weint, und irgendwann lässt er sich kaum mehr beruhigen. Ich habe dann mit ihm zusammen in einem Bett geschlafen, da schreckt er nicht hoch und weint auch nicht und ist entspannt. Nun habe ich jedoch ziemlich Angst vor dem plötzlichen Kindstod (und der Papa möchte ja auch mal wieder mit mir im Bett schlafen), doch wie kann ich meinem Sohn helfen?
Folgendes Neues gibt es:
Er geht zur Krankengymnastik wegen einer Wirkelblockade (am Anfang schlief er jedoch noch gut)
Er bekommt einen Zahn (er hat tagsüber jedoch keine Probleme, Schmerzen o.ä., auch kein geschwollenes Zahnfleisch), von daher denke ich, dass er nachts deswegen keine Beschwerden oder Schmerzen hat. Ich habe auch einmal ein Paracetamol-Zäpfchen gegeben, aber da war es das gleiche...
Können Sie mir helfen? Mir ist klar, dass er meine Nähe möchte, und natürlich möchte ich ihm diese auch geben, aber eigentlich soll er in seinem Bett schlafen...
Viele Grüße
Vanessa
von
Vanessa1983
am 07.03.2016, 22:50
Antwort auf:
Baby schreckt aus Schlaf hoch, schläft schlecht und lässt sich nicht beruhigen
Liebe Vanessa,
Ihr Kind sucht Ihre Nähe.
Wenn er in seinem Bett schlafen soll, dann sind die Nächte, wie Sie sind.
Wenn er zu Ihnen ins Bett darf, dann schläft er. Wenn Sie ihn so hoch legen, dass Sie mit Ihrem Kopf auf Höhe seines Bauches liegen, kann er auch nicht unter die Decke und Sie nicht draufrollen.
Schlaf ist abhängig von der Gehirnreife. Allerdings müssen dafür viele Rädchen ineinandergreifen, bis das funktioniert. Fachmännisch ausgedrückt: Der Tag-Nachtrhythmus oder der circadiane Rhythmus wird im Gehirn festgelegt und zwar nach der individuellen Uhr im Nucleus suprachiasmaticus. Der bedient die Zirbeldrüse und löst dort die Ausschüttung von Melatonin aus. Und dann kann man schlafen. Dieses Schlafverhalten ändert sich häufig!
In diesem Alter muss ein Kind noch nicht durchschlafen.
Kinder werden nachts wach - manchmal bis weit ins zweite Lebensjahr hinein! Ob Sie es jetzt Hunger (nach Nahrung oder Körperkontakt) oder Nähebedürfnis (Überprüfen, ob kind sich in Sicherheit wiegen kann- DA hat Ihr Kinderarzt Recht!) nennen, ist dabei belanglos. Wichtig ist, dass Mama – oder Papa (mit Nahrung, Geruch, Stimme) da ist und Sicherheit vermittelt.
Es gibt KEINEN festen Zeitpunkt ab dem ein Baby durchschläft - auch wenn es schon so war und andere Mütter oder Bücher es immer verkaufen wollen!
"Studien und die Erfahrung von unzähligen Eltern haben eindeutig gezeigt, dass das nächtliche Aufwachen, das ab etwa vier bis sechs Monaten nachts wieder vermehrt auftritt, entwicklungsbedingt ist.
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben. Sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen (!), dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe (bei Ihnen die Krankengymnastik) dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht.
Bleiben Sie gelassen und sorgen Sie zügig für Beruhigung/Nahrung - umso schneller schlafen alle wieder!
Lesen Sie bitte dazu das "Emotionale Bewusstsein" bei Dr. Posth hier bei RuB.
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 08.03.2016