Sehr geehrte Frau Höfel,
unser Sohn ist jetzt einen Monat alt. Er hat zunächst abends im Obergeschoss der Wohnung im Wohnzimmer in seiner Wiege oder auch manchmal bei uns auf dem Sofa geschlafen. Wenn ich ins Bett gegangen bin (gegen 23/24 Uhr), habe ich ihn dann mitgenommen nach unten. Meistens hat es geklappt, dass er dann im Beistellbett neben mir eingeschlafen ist, wenn auch mit etwas Protest.
Nun würden wir ihn gern schon gegen 19/20 Uhr unten im Schlafzimmer ins Bett bringen - oben ist es recht hell, außerdem läuft der Fernseher, und ich denke, dass es auch besser ist, ihn ans Einschlafen im Beistellbett zu gewöhnen?
Wir haben das jetzt zwei Abende versucht, und es klappt gar nicht. Der Kleine brüllt sonst eigentlich gar nicht, wenn wir ihn aber nach dem Stillen in das Bettchen legen, rastet er förmlich aus. Tritt mit den Füßen, ballt die Fäuste, schreit. Sollten wir das erstmal lassen und ihn doch oben bei uns schlafen lassen? Oder wie können wir das Ganze angehen?
von
IrisHamburg
am 16.05.2016, 21:25
Antwort auf:
Ab wann sollte das Baby im Schlafzimmer einschlafen?
Liebe IrisHamburg,
ich habe nie verstanden, warum Kinder alleine schlafen sollen. Paare schlafen doch auch zusammen!
Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein)zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Ihr Kind ist erst 28 Tage alt!
Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben!
Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach ein paar Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein!
Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist!
Ihr Kind schläft in Ihrer Nähe oder auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert.
Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben!
Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen.
Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so!
Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch überhaupt nicht losgelassen, oder?
Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Ihr Kind war 9 Monate im Bauch - und da herrscht eine wahnsinnige Geräuschkulisse, da ist richtig Krach! Diesen "Krach" inform von Herzschlag und Darmgeräuschen sucht Ihr KInd, um sich in Sicherheit zu wiegen, deshalb ist Tragen angesagt.
Fiel vielleicht das Wort verwöhnen? Fragen Sie doch mal die anderen Leute, ob sie gerne verwöhnt werden!
Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person):
Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen!
Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen!
Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.!
Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins*
Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin!
Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt:
"Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust.
Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes.
Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!"
Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin
"es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps.
Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse.
(Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand."
Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war)
Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins).
Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden.
Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht.
Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet,
LG Joshi"
Bleiben Sie gelassen und tragen Sie Ihr Kind - das gibt ihm soviel Sicherheit.
Ein gut gebundenes Kind wird im Leben immer sicher sein. Aber um dieses "gut-gebunden-sein" zu erreichen bedarf es Jahre! Jahre, in denen dem Kind immer wieder signalisiert wird: ja, ich bin da! Ja, hier bist Du sicher! Ja, komm her, egal, was Du hast!
Dann kann ein Kind sich der Welt zuwenden.
Was wir immer vergessen: unsere Kinder sind noch nicht fertig, wenn sie geboren werden. Unsere Schwangerschaft ist zu kurz! Wir müßten ca. 2 Jahre schwanger sein, damit unsere Kinder sich alleine ernähren könnten (also Essen greifen und essen), kurz nach der Geburt aufstehen und loslaufen könnten (Gefahr entrinnen) und in kürzester Zeit kommunizieren könnten."
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 17.05.2016
Antwort auf:
Ab wann sollte das Baby im Schlafzimmer einschlafen?
Ich glaube mein Sohn war vier Monate als es endlich geklappt hat ihn mal für eine Weile ins Schlafzimmer zu legen. Kann auch fünf Monate gewesen sein... Davor hat er im Laufstall in einer dunkleren Ecke des Wohnzimmers geschlafen, bis wir ins Bett gegangen sind. Fernseher halt leise. Unser Wohnzimmer ist allerdings auch recht groß.
Er ist jetzt 1,5 und schläft in seinem Zimmer allein durch von 7 bis 7.
Ich persönlich bin dafür so jungen Kindern das zu geben, was sie verlangen. Da wirst du aber von vier Leuten fünf Meinungen zu bekommen. Dr. Busse im KiA Forum würde dir z.B. sicher sagen, dass man harnäckig bleiben und das Kind nur mit reden und streicheln beruhigen soll.
Ich persönlich fand für mich besser, dem Kind nachzugeben und ich finde nicht, dass es ihm geschadet hat. Er schaut kein Fernehen und ist normal entwickelt. Und durchschlafen tut er wie gesagt inzwischen auch.
Für mich eine persönliche Entscheidung von Mama und Papa ;) Willst du ihn aus dem Wohnzimmer raus, hilft nur konsequent bleiben und so lange mit ihm im Schlafzimmer bleiben bis er fest schläft.
LG Lilly
Mitglied inaktiv - 16.05.2016, 21:40
Antwort auf:
Ab wann sollte das Baby im Schlafzimmer einschlafen?
Bei meinem Sohn hat es in dem Alter auch nicht geklappt. Leider habe ich zu spät erkannt warum ( beim nächsten werde ich es direkt anders machen :-) ). Er möchte das Beistellbett nicht. Er fühlte sich auf der Couch ( mit uns als Begrenzung), im stubenwagen und Kinderwagen wohler, da es begrenzter war. Das beistellbett ist an einer Seite offen und manche Kinder mögen das nicht. Wenn du mit ihm im Bett liegst begrenzt du es. Kannst es ja mal versuchen ihn im stubenwagen ins Schlafzimmer zu legen. Vielleicht hast du Glück
von
Myfairlady11
am 16.05.2016, 22:11
Antwort auf:
Ab wann sollte das Baby im Schlafzimmer einschlafen?
Liebe Frau Höfel,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Das Einschlafen im Beistellbett war übrigens allein meine Idee, das wurde nicht als Erwartungshaltung von Verwandten oder so an uns herangetragen... Sie haben aber völlig recht, das Baby ist noch so klein... Im Moment schläft es bestens in seiner Wiege, die ganz nah bei unserem Sofa steht ;-)
Herzliche Grüße
Iris
von
IrisHamburg
am 18.05.2016, 00:33