Risiken einer natürlichen Geburt

Dr. med. Stefan Kniesburges Frage an Dr. med. Stefan Kniesburges Chefarzt und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Risiken einer natürlichen Geburt

Sehr geehrter Herr Dr. Kniesburges, ich wende mich an Sie, da mich die Entscheidung über die Geburtswahl die ich nun treffen muss, quält. Ich bekomme im November mein zweites Kind. Die erste Geburt vor 4 Jahren war spontan mit langer Austreibungsphase. Danach war mein Beckenboden ziemlich lange ziemlich schwach. Es besserte sich im Laufe der Zeit und mit Training, soweit dass es zwar nicht war wie zuvor, aber in Ordnung für mich. In der jetzigen Schwangerschaft merke ich nun eine deutliche Aufweichung des Beckenbodens. Bei starker Belastung (wie Erbrechen) kann ich den Harn überhaupt nicht halten. Bitte entschuldigen Sie die Offenheit. Leider habe ich das Gefühl, es wird immer nur vor Kaiserschnitt gewarnt und über die Risiken einer spontanen Geburt nicht aufgeklärt. Auch auf Nachfrage, kommt dazu nicht viel von meiner Frauenärztin oder auch diversen Hebammen, mit denen ich gesprochen habe. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich auf dieser Grundlage entscheiden soll. Ich würde eine natürliche Geburt vorziehen, wenn ich davon ausgehen kann, dass hinterher der Beckenboden nicht total zerstört ist, ganz konkret, ich nicht inkontinent werde und weiterhin ein befriedigendes Sexualleben haben kann. Wenn ich jedoch ein hohes Risiko eingehe, bei einer zweiten spontanen Geburt, den Beckenboden irreparabel zu schädigen, würde ich eindeutig den Kaiserschnitt vorziehen. Ich weiss, dass die Schwangerschaft an sich schon den BB stark belastet. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass die Dehnung bei der Geburt nicht nochmal einen wesentlichen Unterschied macht. Hierzu haben ich auch von einigen Studien gelesen, die das belegen... Wie schätzen Sie das Risiko im Vergleich erste/zweite Geburt ein? Ist die zweite Geburt belastender für den BB oder eher die erste? Was kann ich noch tun, um zu einer Entscheidung zu kommen. Kann ich in einer Klinik erwarten eine objektive Beratung zu bekommen oder hängt das eher von der Philosophie des Hauses ab? Danke und herzliche Grüße Simone H.

von LaraSchuetze am 10.10.2017, 18:12



Antwort auf: Risiken einer natürlichen Geburt

Hallo, es ist richtig, dass Schwangerschaft und Geburt eine Belastung für den Beckenboden darstellen. Wie stark diese Belastung ist hängt von vielen Faktoren ab und lässt sich für den Einzelfall nicht vorhersagen. Über die Risiken einer natürlichen Geburt muss man nicht aufklären, wenn keine spezifischen Schwangerschafts- oder Geburtsrisiken vorliegen (wie z.B. eine Lageanomalie). Eine Geburt ist ein natürlicher Vorgang, auch wenn eine Geburt negative Folgen, wie eine Beckenbodenschwäche haben kann. Man muss ja einen Verkehrsteilnehmer auch nicht über das mögliche Risiko eines Unfalls aufklären. Ein Kaiserschnitt wiederum ist ein Eingriff in diesen natürlichen Vorgang, der seine eigenen Risiken hat, über die man selbstverständlich aufklären muss. Im Falle einer bestehenden BB-Schwäche würde ich dann eine Indikation zur Sectio sehen, wenn die bestehende Senkung bereits sehr ausgeprägt ist oder erhebliche Funktionsstörungen wie z.B. eine Stuhlinkontinenz nach der ersten Geburt aufgetreten sind. In diesem Falle überwiegen die Risiken der vaginalen Geburt die Risiken der Sectio. Eine leichtgradige Belastungsinkontinenz, die in oder nach der Schwangerschaft auftritt, ist durch konservative Maßnahmen aber in der Regel gut zu behandeln und stellt aus meiner Sicht keinen Rechtfertigungsgrund für einen Kaiserschnitt dar. Letztendlich rate ich Ihnen, dass Sie sich zur Geburtsplanung in Ihrer Geburtsklinik vorstellen und dann nach entsprechender Aufklärung gemeinsam mit den verantwortlichen Geburtshelfern eine Entscheidung über den Geburtsmodus treffen.

von Dr. med. Stefan Kniesburges am 11.10.2017



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