Frage: Frage

Sehr geehrter Professor Doktor Jorch, ich habe eine Frage und hoffe Sie können mir weiterhelfen, auch wenn es nicht um ein Frühgeborenes geht. Mein Sohn kam letztes Jahr im Juli nach einer unkomplizierten Schwangerschaft spontan zur Welt. Die Geburt verlief ohne Komplikationen. Vier Tage nach der Geburt entwickelte er aufgrund einer ABO-Inkompatibilität eine ausgeprägte Hyperbilirubinämie mit Krampfanfällen. Bei Aufnahme in die Kinderklinik waren Auffälligkeiten beim Schädel Sono im Bereich der Basalganglien zu sehen. Er erholte sich gegen allen Erwartungen sehr gut, so dass wir nach 10 Tagen wieder nach Hause konnten. Die anfängliche Auffälligkeit bei den Basalganglien war bei Entlassung verschwunden, das MRT unauffällig. Alle weiteren Untersuchungen wie Schädel sono und EEG waren im Verlauf auch unauffällig. Gekrampft hat er seit dem Krankenhausaufenthalt nicht mehr. Von seiner sozialen Kompetenz entwickelt er sich völlig unauffällig. Er ist total fröhlich, weint nur selten, schläft nachts fast durch. Nur in seiner körperlichen Entwicklung hingt er hinterher. Beim SPZ im Dezember wurde aufgrund seines erhöhten Muskeltonus vor allem im Bereich der Arme der Verdacht auf beginnende Zerebralparese gestellt. In den ersten Monaten hat er stark gefäustelt, das wird immer besser, er Fäustelt nur noch wenig. In den ersten Monaten lag er meist nur da und spielte mit den Spielsachen, die ich ihm gab. Seit ein paar Wochen bewegt er seine Beine immer mehr, strampelt kräftig. Mit den Händen geht er aber überhaupt nicht zu den Füßen. Er beginnt seit kurzem seine Hände zu entdecken, führt sie in den Mund und kaut darauf rum. Wenn ich seinen Fuß nehme kann ich diesen ohne weiteres zu seinem Mund führen, was er immer sehr witzig findet und laut lacht. Drehen kann er sich noch nicht. Bauchlage liebt er, er hebt den Kopf gut und kann sich so bis zu einer halben Stunde allein mit seinem Spielzeug beschäftigen. Seine Arme hält er in Rückenlage meist noch sehr ausladend. Er kann greifen, aber vor allem in Rückenlage scheint ihn das sehr schwer zu fallen. Auch ist er in Rückenlage häufig extrem angespannt und schreckhaft, teilweise noch mit Moro Reflex. Sobald ich die Position ändere oder er auf meinem Arm ist wird er umgehend viel entspannter. Auch im maxicosi hat er keine Probleme damit mit beiden Händen ein Spielzeug zu halten, darauf rum zu kauen und dabei völlig entspannt zu sein. Nur in der flachen Rückenlage ist es viel schwieriger für ihn. Haben Sie eine Idee an was das liegt? Da der hypertonus anscheinend lageabhängig ist kann es doch eigentl keine Zerebralparese sein oder!? Unsere Physiotherapeutin, zu der wir jede Woche gehen, sagt dass er einfach noch stark unsicher ist und sich ausgeliefert fühlt wenn er in Rückenlage ist... vielleicht noch ein Überrest unterbewusst vom Aufenthalt in der Kinderklinik!? Können Sie mir eine Einschätzung geben? Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen Felisa

von Felisa85 am 06.03.2019, 14:14



Antwort auf: Frage

Ihr Kind steht vermutlich wegen der Vorgeschichte unter starkem Verdacht, neurologisch geschädigt zu sein. Ihre Beschreibung gibt aber eher Anlass auf eine gute Entwicklung. Eine schwere Schädigung jedenfalls kann mit jetzt 8 Monaten weitgehend ausgeschlossen werden. Auch der sonographische Basalganglienbefund scheint ja bei normalem MRT eher keine Bedeutung zu haben. Warten Sie ab und berichten mit z.B. 15 Monaten erneut.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 06.03.2019