Frage: Bayley

Guten Abend Herr Prof. Dr. med Jorch, ich hätte gerne von Ihnen gewusst ob die Teinahme am Bayley-Test II (für Kinder unter 1500 g) eigentlich verpflichtend ist? Meines Wissens ist dieser Test zur statistischen Erhebung bzgl. der Entwicklung von Risikokindern gedacht (unter 1500 g oder teilweise auch anderen Risikofaktoren wie bspw. Hirnblutungen) - was ja an und für sich eine gute und wichtige Sache ist. Was aber, wenn man von vornherein weiß das es für das Kind zu schwierig ist und es die Aufgaben nicht schaffen wird/kann? Bei uns sind 2 Vormittage dafür angesetzt (korrigiert 2 Jahre). Selbstverständlich kenne ich nicht alle Inhalte dieser Testung, aber Einzelne wurden bei der letzten Entwicklungskontrolle bereits (weniger umfangreich) mit ihm "versucht" zu machen. War nicht so toll :-/ und ich mache mir Gedanken wie das wohl werden wird... Beispiele: - er hält keinen oder kaum Blickkontakt zur Untersucherin - keine Ausdauer, kein Interesse an den Aufgaben - motorisch unruhig, will hauptsächlich im Untersuchungszimmer explorieren - spricht erst 4-5 Wörter (Lallmonologe - Einwortsätze) - Bausteine, Legesteckspiele - kaum Interesse (2 Bausteine schafft er, Legeformen begreift er nicht wirklich - er hat kein Verständnis für Größen und Formen - und auch zu Hause verweigert er diese Beschäftigung vehement) - bei Trotz, Ärger oder Wut zeigt er autoaggressives Verhalten (schlägt seinen Kopf gegen Wände oder den Fußboden, haut sich ins Gesicht oder gegen Gegenstände) aber auch fremdaggressive Impulshandlungen (Kratzen, Beißen, Hauen..) - er ist entwicklungsverzögert (alle Bereiche) usw. Ansonsten: Tonusregulationsstörung/Bewegungsstörung (milde Hemiparese), Strabismus und Hyperopie, einen nach innenrotiertem Fuß Ich bin nur ehrlich wenn ich sage, das ich mich nicht unbedingt auf diese Vormittage freue und sie mir etwas Bauchschmerzen bereiten :-/ Auch wenn Sie mir jetzt Antworten: "Nein es ist nicht verpflichtend." so werde ich wohl mit ihm hingehen - das hätte ich nur interessehalber gerne gewusst weil ich im www nichts darüber finde.. Aber macht das so überhaupt einen Sinn? Den ersten Termin bei einer Heilpädagogin haben wir erst nach der Bayleyterminierung und auch die Ergotherapie startet erst ein paar Wochen später. Wird dieser Test auch abgebrochen wenn es gar nicht klappen sollte? Mit freundlichen Grüßen

von EarlyBird am 31.05.2017, 23:45



Antwort auf: Bayley

Guten Tag Early Bird, zunächst beantworte ich Ihre Hauptfrage: Eltern können natürlich zu nichts gezwungen werden, schon gar nicht zur Bayley-Nachuntersuchung, obwohl diese sinnvoll ist. Die Perinatalzentren müssen allerdings gegenüber den Krankenkassen nachweisen, dass sie Anstrengungen unternommen haben, ihre behandelten Frühchen < 1500 g möglichst vollständig mit 24 Monaten nachuntersucht zu habe. Ansonsten gibt es kein Geld. Die entsprechende Textpassage der verbindlichen Empfehlungen zur Qualitätssicherung (des GBA) lautet: "....entwicklungsdiagnostische Nachuntersuchung für alle Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm; dabei wird eine vollständige Teilnahme an einer Untersuchung im korrigierten Alter von zwei Jahren angestrebt...." Zu Ihren Zusatzgedanken: Natürlich macht es mehr Spaß, zu einer Untersuchung zu gehen, um zu hören: "Es ist alles in Ordnung:" Aber mal ehrlich: Untersuchungen machen doch gerade Sinn, wenn man etwas findet! Sonst könnte man sich den Aufwand ja sparen.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 02.06.2017



Antwort auf: Bayley

Vielen Dank für Ihre Antwort. Aber nein, es geht mir nicht um die "Ergebnisse" oder gar "um Spaß", ich weiß das es ihn überfordern wird und er eine Reihe von Defiziten hat. Es geht darum, das es wohl ein richtiger Kampf werden wird. Darum, das er die notwendigen kognitiven und motorischen Vorraussetzungen für die Bewerkstelligung (vieler) Aufgaben des Tests schlicht und ergreifend nicht besitzt und ich ihn nicht wie das letzte Mal, mit Gewalt (Festhalten mit viel Gegenwehr und verzweifelten Fluchtversuchen) zwingen möchte sich dieser Überforderung zu stellen. Das kann doch nicht richtig sein, denn nirgends sonst verlangt man sowas von einem Kleinkind. Aber gut, wir werden es sehen wie es läuft. Ich werde mir Mühe geben ihn nicht überbehütet unter meine Schutzglocke zu stellen => denn das wird ja Frühcheneltern oft vorgeworfen: das sie ihr Baby/Kleinkind übertrieben beschützen und es vor jeglichen Anstrengungen/Anforderungen bewahren wollen. Mit freundlichen Grüßen

von EarlyBird am 02.06.2017, 21:44



Antwort auf: Bayley

Aus Ihrer Sicht muss es bei der Untersuchung darum gehen, Hinweise für eine zielgenaue Förderung zu bekommen.

von Prof. Dr. med. Gerhard Jorch am 05.06.2017



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