"gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

hallo fr. schuster, diese frage beschäftigt mich schon länger und da ich jetzt wieder eine entsprechende antwort von ihnen gelesen habe, möchte ich sie auch mal stellen. wieso sind musik-cds, märchenkassetten, spieluhren & co als einschlafhilfen "erlaubt" bzw. offensichtlich akzeptiert, mama und papa aber "verboten" bzw. verpöhnt? wieso soll es so erstrebenswert sein, dem kind mamas/papas hand abzugewöhnen, um ihm gleichzeitig ein kuscheltier anzugewöhnen? anders gefragt: wieso sind ersatzobjekte von seiten der pädagogik "erwünschter" als die menschlichen originale, als die bezugspersonen? tut mir leid, ich kann es einfach nicht nachvollziehen, wieso ständig empfohlen wird, dass kinder, die nicht alleine einschlafen können, eben an ein kuscheltier/schmusetuch und eine cd gewöhnt werden sollen. mit loslösung und selbständigkeit kann diese empfehlung ja nichts zu haben, wenn dem kind gleichzeitig eine andere abhängigkeit angewöhnt wird. oder geht es dabei einzig und allein um den wunsch der eltern, die "ihre ruhe" haben wollen? btw: ich halte das einschlafen mittels "automatisch gesteuerter" musik für deutlich problematischer (stört den schlaf, eine cd läuft locker noch 30 minuten, nachdem das kind schon eingeschlafen ist) als mit hilfe mamas hand oder stimme, die nach dem einschlafen sofort "abgeschaltet" werden kann und damit das unterbewusstsein nicht weiter "belastet". ich hoffe, diese frage ist nicht respektlos (gestellt), aber mich würde wirklich interessieren, wieso diese vorgehensweise empfohlen wird. danke. und danke auch für die vielen, vielen tollen antworten, die ich bei ihnen schon gelesen habe. mona

Mitglied inaktiv - 19.09.2003, 23:03



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

Hallo Mona Allein, dass Ihre Anfrage doch recht viele Leser zum Nachdenken angeregt hat, macht sie auf jeden Fall sinnvoll! Sie liegen mit Ihrer Meinung durchaus richtig, dass die beste Einschlafhilfe für ein Kind immer noch die Sicherheit gebende Nähe, die streichelnden Hände, die Körperwärme, das beruhigende Hören von Mamas Herzschlag, der innige Körperkontakt an Mamas Brust darstellt. Allerdings gehört zu einer angestrebten, großen Harmonie nicht ausschließlich nur die Zufriedenheit des Kindes, sondern auch Die der Mutter, bzw. der gesamten Kernfamilie. Aus diesem Grunde ist eine Erleichterung des Einschlafens mit Hilfe einer CD oder anderen Hilfsmitteln immer zweitrangig -hinter den natürlichen Hilfestellungen zu sehen, wie ich hoffentlich in meinen bisherigen Ratschlägen auch immer wieder zum Ausdruck gebracht habe. Je sicherer, geborgener und zufriedener sich ein Kind fühlt, umso weniger Hilfsmittel wird es überhaupt zum Einschlafen benötigen, sodass Kleinkinder mit ca. 2 Jahren genau wissen (gelernt haben), dass sie sich auf ihre Bezugspersonen auch im Schlaf noch 100% verlassen können, sodass sie sich auch meist selbst in den Schlaf zu helfen wissen, was Säuglinge erst noch erfahren müssen. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 22.09.2003



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

Hi Mona! Deine kritische Frage ist klasse! Du hast völlig recht mit deinen Überlegungen. Dahinter steckt wohl die möglichst große Unabhängigkeit von den ELTERN. Wobei ich denke, dass es auch damit zusammen hängt, dass es für Eltern dann "leichter" wird. Es ist ja auch einfacher jeden Abend ne CD anzustellen als 20 min. am Bett zu sitzen... LG Janet

Mitglied inaktiv - 20.09.2003, 10:20



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

Hallo, bei uns ist es so, daß mein Sohn (20 M.) auch mit einer Kassette einschläft nachdem er vorher nur mit Brust (stillen) oder Händchenhalten eingeschlafen ist. Ich bin froh, daß es jetzt mit der Liederkassette genauso gut klappt und das hat nichts mit Faulheit zu tun. Vorher ist er nämlich auch noch in der Nacht ständig wach geworden um gestillt zu werden, nun schläft er ganz durch. Zwar bin ich auch sehr froh, daß ich nun durchschlafen kann aber vor allem ist ER viel ausgeglichener und ausgeschlafener. Bei uns hat es nichts mit Ersatz für die Bezugsperson zu tun, sondern ganz klar mit Gewohnheit die für seinen Schlaf ungünstig war. Mein Sohn hört uns auch jetzt immer im Nebenzimmer und ist nicht allein, die Kassette stelle ich übrigens sofort ab, wenn er schläft. Ich will ja nicht behaupten daß ihr in manchen Fällen recht habt, aber mein Sohn ist tatsächlich selbständiger und selbstbewußter seit er gut schläft. Gruß Monika

Mitglied inaktiv - 20.09.2003, 17:35



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

Noch vergessen: Die Kassette braucht er übrigens immer seltener. Meist dreht er sich einfach zur Seite und schläft sofort ein. Monika

Mitglied inaktiv - 20.09.2003, 17:42



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

hi monika, glaub mir, ich weiß, wovon ich schreibe. mein sohn ist 23 monate alt. solange er abends gestillt wurde, schlief er dabei ein, danach fing er an, unsere hand zu halten und daran herum zu fingern. bis heute. die ersten nächte hat er im dritten oder fünften monat durchgeschlafen. ungefähr drei an der zahl, wenn ich das richtig in erinnerung habe. die nächsten dann mit 18 monaten - damals begann er von selber damit, in der woche mehr nächte durchzuschlafen als aufzuwachen. das ist bis heute so. wenn er aufwacht, schläft er oft selber wieder ein, manchmal braucht er aber auch uns dazu. fazit: mein kind schläft nur mit händchenhalten ein und schläft nicht "zuverlässig" durch - und trotzdem sehe ich keine notwendigkeit dazu, andere - künstliche - schlafhilfen einzusetzen. du siehst, ich bin in der gleichen situation wie du es warst - und ich kann deine argumentation aber trotzdem nicht nachvollziehen. wer sagt, dass dein sohn nicht von selber ebenfall mit 20 monaten durchzuschlafen begonnen hätte? ohne kassette, aber halt zum einschlafen mit mamas hand? im endeffekt sind aber eine tonbandkassette oder eine cd, ein kuscheltier oder ein schmusetuch sicher nichts tragisches oder verwerfliches und nichts, weswegen man sich "die köpfe einschlagen" müsste ;-) da gibt es (auch und gerade im zusammenhang mit dem schlafen) ganz andere themen, die das eher wert wären ;-) meine frage ging eigentlich auch wirklich an frau schuster als expertin, denn mich interessiert tatsächlich, weshalb diese empfehlung gegeben wird. und sie war ABSOLUT NICHT als vorwurf an die eltern gedacht, die das so handhaben und damit einen für sie guten weg gefunden haben. ich freue mich für euch, dass ihr diese lösung gefunden habt, mit der ihr alle zufrieden seid. alles gute und ruhige nächte noch, mona

Mitglied inaktiv - 20.09.2003, 20:00



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

"gute" Einschlafhilfen sollen solche sein, die das Kind auch nachts immer wieder findet, wenn es halb aufwacht- damit es dann alleine wieder einschläft, z.B. Schmusetuch, Daumen etc.- während die "schlechten" Einschlafhilfen erst geweckt werden müssen (also Mama und Papa) oder gefunden werden müssen, z.B. der Schnuller. Eine Musik-CD ist wahrscheinlich eher VOR dem Einschlafen praktisch, um sozusagen in entspanntere "Sphären" einzutauchen. Und da Babies in der Nacht wohl mehrmals aufwachen (oder nur fast) soll ihnen das Wiedereinschlafen bzw. Wieder-in-den-Tiefschlaf-kommen einfacher fallen, wenn alles da ist, was sie vom Einschlafen am Abend gewöhnt sind. Aber ich weiß nicht, inwieweit das nur eine Theorie ist oder ob das wirklich bei allen Kindern so läuft. So jedenfalls hatte ich solche Tipps in Büchern etc. immer verstanden. Da es mir auch irgendwie logisch vorkam, hab ich meine Tochter nach unserem Schmuse- Guten-Abend-Ritual ohne irgendwas außer einem T-Shirt von mir ins Bett gelegt und bin dann weggegangen und sie hat bisher nicht protestiert und schläft locker 9-10 Stunden am Stück, obwohl sie noch keine drei Monate alt ist. Ich denke, so sozial ist meine Tochter noch nicht, dass sie mir aus lauter Gutmütigkeit meine Nachtruhe gönnt, für mich wirkt sie einfach zufrieden so wie es ist- aber sie kann sich auch darauf verlassen, dass ich sofort parat stehe, wenn sie irgendwas braucht. Viele Grüße, Jeanie.

Mitglied inaktiv - 20.09.2003, 20:02



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

Hallo mona, ich habe mich auch nicht angegriffen gefühlt sondern wollte nur mal aufzeigen daß es auch hehre Gründe für Einschlafhilfen gibt. Bei uns war jedenfalls kein Ende in Sicht des unruhigen Schlafs und die Umstellung hat überraschend problemlos geklappt. Ich bin damit sehr bewußt umgegangen, kann ich behaupten und gehöre zu der Langzeitstill-Familienbett-Tragetuch Fraktion. Ich glaube ein Kind kann aber schon alleine einschlafen (ab einem bestimmten Alter was sicher bei jedem Kind ein anderes ist), vielleicht sind es ja oft eher die Eltern die sich nicht lösen können. Und überlege mal: Irgendein Ersatzmittel benutzt doch jede Mutter, oder? Ich hab dafür auf Fläschcen, Schnuller und Kinderwagen verzichtet (Ersatz für Stillen, Brustnuckeln und Tragen). Wie du schon sagst, hauptsache das Kind kommt tatsächlich gut klar. Gruß Monika

Mitglied inaktiv - 20.09.2003, 20:33



Antwort auf: "gute" und "schlechte" einschlafhilfen?

...noch mal: die frage war in diesem fall wirklich nicht als diskussionsstart (oder angriff, aufforderung zur rechtfertigung o.ä.), sondern als frage an fr. schuster gedacht, was pädagogisch hinter dieser empfehlung steckt. ach ja: wenn es um die unveränderte umgebung geht, kann eine cd wohl kaum nützlich sein... und ich denke auch, dass die wenigsten kinder nachts, wenn sie aufwachen, ihre spieluhr selber aufziehen, um wieder weiter schlafen zu können ;-) schönen abend noch, mona ps. mein sohn weiß, dass wir aus dem raum gehen, wenn er schläft und er schafft es auch oft, selber in den schlaf zurück zu finden, wenn er aufwacht. manchmal aber nicht - und dann gehen wir hin (so wie auch andere eltern, die nachts ihrem weinenden kind beistehen, auf welche art auch immer).

Mitglied inaktiv - 20.09.2003, 20:56