ängstliche Dreijährige und nun auch noch Bettnässer

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: ängstliche Dreijährige und nun auch noch Bettnässer

Hallo Frau Schuster! Ich mache mir Sorgen um meine Tochter(3).Sie ist seit einiger Zeit, im Alltag, sehr ängstlich.Zum beispiel hat sie angst vor Autos, bestimmte Wege, manchmal auch Häuser. Vorallem erzählt Sie mir von Tieren wie einer Eule vor Ihrem Fenster oder dem Jäger(aus Schneewittchen).Ich dachte mir erst nicht viel dabei und hab Sie keine Märchen mehr gucken lassen.Nur noch so Sachen wie Winni Pooh und Sandmann.Doch selbst bei den harmlosesten Sachen hat Sie angst.Sie hält sich dann immer die Ohren zu.Heute z. B. hat Sie sich die Ohren zugehalten als bei "der Sendung mit dem Elefanten" ein Mann eine Torte ins Gesicht bekam.Nun kommt auch noch dazu das meine Tochter fast jede Nacht ins Bett macht. Das ist doch ein Zeichen oder? Wie kann ich ihr bloß helfen das Sie keine Angst mehr hat? Sie tut mir so leid.

Mitglied inaktiv - 04.12.2008, 20:15



Antwort auf: ängstliche Dreijährige und nun auch noch Bettnässer

Hallo Ratsuchende Leider kann ich Ihnen auf Grund eines technischen Defektes erst jetzt antworten. Dem ausführlichen Rat von Bonniebee kann ich aber voll und ganz zustimmen, indem auch ich Ihnen vorschlage, die Stärken Ihrer Tochter immer mal wieder auch vor anderen Personen lobend hervorzuheben. Nehmen Sie Ihre Ängste ernst und informieren Sie sie ggf. sachlich darüber, warum sie sich die Ohren gar nicht zuzuhalten braucht, da in genannter Sendung doch nur Spaß gemacht wird und eigentlich die Menschen dort wie auch sie doch nur "Märchenstunde" haben. Mit 3 Jahren haben die Kleinen sehr viel zu verarbeiten, sodass sie sich oft in diese Märchenwelt flüchten, um ihre Erfahrungen besser verarbeiten zu können und sich mit ihrer Umgebung aktiv auseinanderzusetzen. Haben Sie einmal mit ihr gemeinsam überlegt, warum sie ins Bett macht und wie es wieder klappt, dass sie auf die Toilette gehen kann, wenn sie merkt, dass sie muß? Lassen Sie ihr ggf. ein kleines Nachtlicht zur stets sicheren Orientierung brennen und halten Sie die Zimmertüren angelehnt, damit sie rufen DARF, wenn sie alleine nicht zur Toilette gehen möchte. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 11.12.2008



Antwort auf: ängstliche Dreijährige und nun auch noch Bettnässer

Hallo Sabbi, ich möchte auch gern etwas dazu "senfen", wenn ich darf. Ich denke, mit Deiner Tochter ist ganz sicher alles in Ordnung. Kinder sind sehr verschieden, und Deine Tochter durchlebt die "magische Phase", die alle Kinder in diesem Alter haben, besonders intensiv. In dieser Phase haben die Kinder Angst vor Vielem: vor Monstern, manchen Tieren, vor der Dunkelheit, vor schlechten Träumen, vor unheimlichen Begebenheiten. Was die Kleinen dabei "unheimlich" finden, muss für uns Erwachsene nicht immer nachvollziehbar sein. Schon eine unbekannte Straße, seltsame Geräusche oder auch das komische Gesicht voller Torte (wie im TV) können einem kleinen Kind nicht ganz geheuer sein. Ich weiß noch, wie ich als kleines Kind mal eine Reklame für den Likör "Jägermeister" sah. Dort war ein Hirsch abgebildet, der ein düsteres Kreuz zwischen den Geweihstangen hatte. Frag' mich nicht warum, aber dieses Bild fand ich gräßlich unheimlich und beängstigend. Du hast aber auch gesagt, dass Deine Tochter besonders stark auf Dinge reagiert, die sie im Fernsehen gesehen hat. Statt sie Märchen und anderes im TV anschauen zu lassen kannst Du ihr einfach jeden Tag ein, zwei Geschichten vorlesen. Sie hat genau das richtige Alter für die ersten, einfachen Geschichtenbücher (z.B. "Lauras Stern", das kommt bei meinem Dreijährigen gerade prima an). Bei vorgelesenen Geschichten kann ein Kind eigene innere Bilder schaffen, die zu seinem Entwicklungsstand passen. So ein vorgelesenes Märchen kann es daher viel besser verarbeiten als die bunten, hektischen und oft aggressiven Zeichentrick-Fernsehbilder der Märchenverfilmungen auf KIKA. Altersgerechte Märchen und Geschichten vorzulesen ist in der "magischen Phase" sehr wichtig, weil sie dem Kind helfen, Ängste und unheimliche Bilder, die ja nunmal da sind, zu benennen und zu einzuordnen. Wegen des Bettnässens: Wenn Deine Tochter schon ganz sauber war, war sie wirklich früh dran. Denn mit drei Jahren sind viele Kinder einfach noch nicht zuverlässig sauber. In seelisch anspruchsvollen Zeiten kann dann schonmal ein Rückfall kommen, das kommt oft vor. Meine Tochter war auch erst mit gut drei Jahren trocken. Mein Sohn ist jetzt dreieinhalb und auch noch nicht vollständig trocken, es geht öfters mal was schief. Es kann zwar sein, dass das nächtliche Einnässen etwas mit den momentan besonders starken Ängsten Deiner Kleinen zu tun hat, trotzdem wird das auch wieder vorbeigehen. Ich würde es nicht überbewerten und sie auch nicht drängen, bald wieder zuverlässig sauber zu werden, sie schafft das schon von selbst. Wichtig fände ich, dass Du Deiner Tochter jetzt viel Nähe und Sicherheit gibst, aber auch viel Lob: Immer, wenn sie sich etwas traut oder es wagt, wieder einen klitzekleinen Schritt in Richtung Eigenständigkeit zu machen, kannst Du sie tüchtig loben. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl und hilft ihr, die Welt ganz allmählich als weniger bedrohlich zu erleben. Wenn sie Angst zeigt oder sich die Ohren zuhält, kannst Du auf die Angst eingehen und ihr helfen, dafür Worte zu finden: "Ich sehe, dass du gerade Angst hast. Ist dir das große Auto unheimlich? Das kann ich verstehen, es ist auch wirklich laut." Gefühle, die einen Namen bekommen, sind längst nicht mehr so unheimlich. Bald wird sie auch selbst sagen können, was (und vielleicht warum es) ihr Angst macht. Grüßle, BB

Mitglied inaktiv - 09.12.2008, 10:53