Zickenterror

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Zickenterror

Liebe Frau Schuster, wir erleben im Moment unerträgliche abendliche Zubettbringsituationen. Unsere Tochter, gerade 3 Jahre alt geworden letzte Woche macht nur Theater. Sie kommt ca. 20 - 30 Mal aus ihrem Bett raus, entweder heult sie, weil sie irgendetwas will, bzw meistens, weil sie angeblich nicht schlafen kann. Oder sie kommt mit den üblichen Verzögerungstaktiken: Hunger, Durst, Pipi, AA, zu warm, zu kalt..... Wir verhalten uns leider nicht konsequent genug, das ist uns klar, aber leider ist das auch sehr schwierig. Wir haben es versucht mit gut zureden, Wünsche erfüllen (aber dann kommen 1000 andere), kommentarlos zu Bett bringen...., finden aber nicht die durchschlagende Lösung, egal was wir tun, es dauert. Dadurch schläft sie oft erst gegen 21h00, was viel zu spät ist, was man am nächsten Tag deutlich merkt. Ich schildere Ihnen mal unseren Tagesablauf, vielleicht finden sie etwas, was man ändern kann, um ihr (und uns) zu helfen. 6h30 aufstehen, waschen, anziehen, kurzes Frühstück. 7h30 Abfahrt zum Kindergarten (Papa bringt sie) 14h00 abholen vom Kindergarten (ich hole sie) 14h30 kurzer Snack (Joghurt mit Obst o.ä.) 15h00 draussen spielen mit Nachbarskindern bis ca. 17h15 lesen, runter kommen, kuscheln 18h00 Abendessen 18h30 Abendritual (waschen, beten, Buch lesen und/oder Geschichte erzählen). Tja und ab 19h00 geht das oben beschriebene Theater los. Die Tage sind immer gleich strukturiert, ausser das mal Einkaufen dazu kommt. Allerdings sind wir erst zum 1. Juli hier hin gezogen und das Leben hier auf dem Dorf unterscheidet sie sehr von dem früheren in der Stadt. Sie geht jetzt z.B. ALLEINE raus, ALLEINE bei den Nachbarn klingeln oder mit den Kindern (7-13 J) zum nahe gelegenen Spielplatz. Noch dazu geht sie erst seit dem 4.8. in den Kindergarten (dort gab es KEINERLEI Eingewöhnungsschwierigkeiten). Ich weiß, dass das alles sehr viel Neues ist, aber leider ist meine Geduld abends auch irgendwann zu Ende. Ich würde so gerne wieder einen friedlichen Tagesabschluss haben, aber im Moment schläft sie immer "zerstritten" ein (bekommt allerdings wenn sie schläft IMMER ein Küsschen von Papa und Mama und kommt IMMER in der Nacht in unser Bett als gern gesehener Gast!). Sie hat noch einen 15 Monate alten Bruder. Wissen Sie für uns einen Rat? Viele Grüße von Esther, Mama von Emma (3) und Leonard (15 Mo)

Mitglied inaktiv - 12.08.2008, 19:59



Antwort auf: Zickenterror

Hallo Esther Regen Sie Ihre Tochter bitte mittags nach dem kurzen Snack noch zu einem (gemeinsamen?) Nur Ausruhen in einer gemütlichen Kuschelecke, mit Bilderbuch, Geschichte o.Ä. an, bevor Emma anschließend zu ihren FreundInnen gehen darf. Vielleicht ist sie dann zum Abend hin nicht mehr so überdreht/überreizt. Führen Sie das Einschlafritual u.A. im Wohnzimmer und nicht schon im Bett durch. Geht sie abends zeitgleich mit Leonard schlafen, erlauben Sie ihr großzügig, schon mal ALLEINE vorgehen zu DÜRFEN, um ihre Kuscheltiere schlafen zu legen und ihnen eine Geschichte zu erzählen, bis Sie dann zu ihr kommen. Mit 3 Jahren lieben die Kleinkinder Rollenspiele über Alles und ahmen nur allzu gerne das Verhalten ihrer Bezugspersonen nach. Haben Sie ihr dann eine gute Nacht gewünscht, bitten Sie Emma darum, ihre Kuscheltiere im Schlaf zu beschützen, wie auch sie und Leonard beschützt werden. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 13.08.2008



Antwort auf: Zickenterror

Was mit noch eingefallen ist: Hörspiele oder Musik möchte sie zum Einschlafen nicht, das sagt sie ganz konkret. Es stört sie u.a. das Licht am CD-Spieler, aber auch wenn man es weg dreht, will sie nicht: "ich will nicht, weil die CD zu Ende geht". Was das bedeutet, weiß ich nicht. Heute war es so, dass ich nach dem Abendritual ein (weiteres) Buch zum schlafen abgelehnt habe, weil es sehr lang gewesen wäre, sie hätte sich alternativ ein kürzeres aussuchen können, wollte das aber nicht. Also hab ich sie schreiend und tretend in ihr Zimmer gebracht, habe sie dann fest gehalten, während sie tobte, da sie sich im Moment auch selber (und andere) verletzt, so lange (ca. wilde 5 Min), bis sie sich etwas beruhigte und sagte, sie wolle in ihr Bett. Dort wollte sie dann, dass ich da bleibe, umarmte mich sehr heftig und wollte dann noch was trinken, Wasserflasche stand wohlweislich schon bereit. Ich ging dann, um die Flasche nochmal aufzufüllen, als ich wieder kam, lag sie mit krampfhaft geöffneten Augen in ihrem Bett und schlief UMGEHEND ein, als ich mich zu ihr setzte. Alles in allem kommt es mir so vor, als würde sie diese Machtkämpfe aufführen, um sich unserer Gegenwart bewußt zu sein und um sich zu vergewissern, ob wir noch "da" sind und ob wir sie noch lieb haben. Immerhin hat sich unser Kontakt (rein zeitlich gesehen) von 12 Stunden pro Tag auf vielleicht 3 Stunden reduziert. MIR ist das auch zu wenig (es ging so schnell), aber wenn ich sie früher rein holen oder später zu den Nachbarn gehen lassen will, um Zeit mit ihr zu verbringen, ist ihr das auch nicht recht. Es ist halt alles so aufregend und spannend. Ich merke, dass die Unruhe und momentan starke Aggressivität (v.a. abends, tagsüber ist sie zickig, aber in normalem Maße) tief IN ihr steckt, aber ich weiß uns im Moment nicht zu helfen. Bitte entschuldigen Sie, dass es so lang geworden ist, aber ich bin im Augenblick furchtbar besorgt, dass mir unser Kind entgleitet. Viele Grüße nochmal, Esther

Mitglied inaktiv - 12.08.2008, 21:47