Will mit 3 Jahren immer noch getragen werden - schweres " Loslassen"

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Will mit 3 Jahren immer noch getragen werden - schweres " Loslassen"

Hallo Frau Schuster, meine Tochter wird am 5.10. 3 Jahre alt und ist ein liebes Kind. In der Entwicklung dem Altersstand entsprechend gut und alles ist soweit in Ordnung. NUR - Sie hat es immer noch sehr schwer, sich von mir zu lösen, das wiederum führt bei mir manchmal zu so einer starken Überlastung, dass ich manchmal so frustriert bin, dass ich mich echt ihr gegenüber beherrschen muss, keine so absolut schlechten Erziehungsmethoden anzuwenden. Aber manchmal treibt sie es so auf die Spitze, dass ich nur noch heulend davon rennen könnte. Das schlimmste ist momentan, dass ich sie nur tragen soll, - sei es vom Frühstückstisch zur Toilette, oder, ganz schlimm - wenn ich vom EG ins OG gehe. Dann bleibt sie auf der Treppenschwelle sitzen und brüllt aus Leibeskräften, bis ich wieder runterkomme uns sie "abhole" (tragenderweise natürlich). Letztens wollte ich hart bleiben und habe ihr immer wieder gut zugeredet. Das Spielchen dauerte dann eine geschlagene 3/4 Std., in der sie gebrüllt hat, als würde ich sie abstechen...........- dann habe ich weinend aufgegeben, bin runtergegangen und habe sie hochgetragen. Gestern waren wir am See. Wir hatten von der Rutschbahn bis zu unserem Platz ca. 50m. "Mama" tragen. "Nein, das schaffst du schon selber, du hast Beine zum laufen und bist kein Baby mehr". Gebrüll- eine halbe Std!!! Meine Nachbarin, die eine gleich alte Tochter hat meinte nur, sie kenne das mit der Trotzphase, aber bei so etwas würde sie gänzlich austicken, das ist ja furchtbar. Ist es ja auch. Eine Dame, die neben uns ihre Decke hatte kam her und sagte lachend und sehr verständnisvoll zu unserer Tochter, sie wäre ein "kleiner Tyrann". In solchen Momenten könnte ich echt nur noch davon laufen...............Ich denke schon, dass da alles zur Trotzphase gehört, da es auch andere Anlässe gibt, bei denen Madame etwas nicht passt uns sie völlig zu spinnen anfängt. Nur - ich habe bald keine Kraft mehr, das auszuhalten. Vor allem das mit dem Tragen, da ich nach einer 3/4 Std. ja dann doch immer nachgebe. Ich weiß da nicht was ich machen soll, ich bin in der 12. Woche schwanger und darf sie sowieso bald nicht mehr mit mir rumschleppen. Wie könnte ich ihr denn das nur abgewöhnen? P.S. In Gesellschaft fremder Leute ist es auch ganz schlimm. Wenn ich z.B. mit einer Nachbarin am Zaun stehe für einen Plausch, ist meine Tochter zwar sehr neugierig und kommt auch dazu, möchte dann aber Mamas Sicherheit und in der ganzen halben Stunde auf meinem Arm sitzen. Das schaffe ich einfach nicht mehr. P.P.S. Schlafanzug anziehen, Kassettenrekorder abends im Bettchen einschalten, Zähneputzen etc., das sind alles Dinge, die auch ich machen "muss", Papa hat da keine Chance. Mein Mann sagt da übrigens nur dazu, er möchte seine Tochter "nicht vergewaltigen" und wenn sie das nicht mag, dass er das macht, dann lässt er es halt. Dann muss ich wieder ran......Alles sehr anstrengend momentan. Verzweifelte Grüße von Sandra

Mitglied inaktiv - 01.09.2008, 17:11



Antwort auf: Will mit 3 Jahren immer noch getragen werden - schweres " Loslassen"

Hallo Sandra Bitte setzen Sie sich gegenüber Ihrer Tochter konsequent und KURZ begründet durch, wenn sich keine Kompromisse schließen lassen. Wandeln Sie ein MUSS möglichst in ein DÜRFEN um, indem Sie Ihrer Tochter z.B. großzügig erlauben, eine Einkaufstasche die Treppe hochzutragen, in Erwartung eines großen Lobes. Auch können Sie je nach Situation spielerisch handeln, indem Sie zu einem Wettspiel o.Ä. ermutigen : Wer zuerst oben ist, darf den heutigen Nachtisch auswählen (die Gute-Nacht-Geschichte wählen,...). Auch können Sie den Ehrgeiz Ihrer Tochter wecken mit z.B. den Worten: "Meinst du, du bist schon so groß, dass du SELBER hinaufgehen kannst?" Jedes positive Verhalten sollte anschließend mit einem großen Lob und mit viel Stolz bedacht werden. Bezüglich des Rutschens weisen Sie beim nächsten Mal oder in ähnlichen Situationen gelassen darauf hin, dass Ihre Tochter dann wohl zukünftig gar nicht mehr rutschen kann, da sie scheinbar doch noch zu "klein" ist, um anschließend auch zu Ihnen zurückzukehren. Handeln Sie ggf. wiederum einige Male konsequent, damit sie aus den logischen Folgen lernen kann. Tragen Sie Ihre Tochter grundsätzlich nicht mehr und begründen Sie ihr Verhalten mit dem Hinweis darauf, dass Sie sehr stolz auf das Können Ihrer Tochter sind und auch darauf, dass das Baby eine ganz schön selbständige, große Schwester haben wird. Abends wecken Sie den Ehrgeiz Ihrer Tochter, indem Sie wiederum fragen, ob sie sich schon SELBER den Schlafanzug anziehen kann. Als Belohnung DARF sie dann auch schon mal SELBER vorgehen, um im Bett noch ein kindgerechtes Hörspiel anzuhören, bevor Sie ihr "Gute Nacht" sagen. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 02.09.2008