Wie kann ich meinen verschlossenen Kind helfen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Wie kann ich meinen verschlossenen Kind helfen?

Hallo Frau Ubbens, ich möchte Sie freundlich um Ratschlag bitten. Es geht um unsere Tochter 5jährig, seit 6 Monaten in der Vorschule. Sie hatte keine Mühe mit hingehen. Ist immer sehr erfreut und hat Freude, an all dem was sie dort lernt. Normal entwickelt, früh gelaufen, eher spät gesprochen, Passivwortschatz war aber immer sehr gut vorhanden, singen erst mit 4jährig. Vese/Reime, Fingerspiele, Tanzspiele kein Interesse. 4Jahresabklärung mit "Norm" bestanden. Dh. getestet und mit normal befunden. Charakterlich schon immer introvertiert, schüchtern, beobachtend. Brauchte als Kleinkind 2 Stunden, um aufzutauen in der Öffentlichkeit (Muki-Treff). Familiär top integriert. Vater oft verfügbar. 100% zu Hause von uns betreut. Seit Babyalter 2x wöchentlich Muki-Treff, Turnen, schwimmen, Wald und alles was Spass macht. Gute und langjährige Kontakte gepflegt. Ihr grösstes Problem, wenn man das Problem nennen kann ist der Gruppen-/Stuhlkreis. Sie hat in der Kindergruppe nie gesprochen oder gesungen und jetzt in der Vorschule auch nicht ausser 1x, was für sie ein grosser Fortschritt ist. Wir hoffen auf mehr. Die anderen Kinder sind ihr meilenweit voraus. Da wird smaltalk betrieben was das Zeug hält. Von unserer Tochter kommt nichts. Da gehen nur Gespräche unter 4 Augen. Also Vorschullehrerin und sie alleine. Dann spricht sie toll. Sonst nicht. In der Gruppe traut sie sich vermutlich nicht zu sprechen. Bis jetzt 1x Finger aufgestreckt. Wenn sie auf Fragen direkt angesprochen wird, antwortet sie aber stets korrekt. Sie hört gut und beobachtet gut. Sie ist also DA. Bloss der Mut und Selbstbewusstsein, davon ist leider nichts vorhanden in der Gruppe, nur in der Gruppe. Sonst schon. Bei uns zu Hause top. Eben top integriert, hilfsbereit, kollegial. In der Vorschule auch sehr kollegial, zu kollegial, streitet nie. Sie ist immer 2. wenn es drum geht was zu haben. Andere berühren sie, sie mag das nicht, sie sagt klar, lass das ich mag das nicht, sie machen weiter und sie steht nur da und beginnt fast zu weinen. Sie geht zur Lehrerin aber die sagt ihr einfach sie müsse sich selber verbal wehren versuchen. Das versucht sie erneut aber klappt natürlich nicht. Recht frustrierend für sie. So hat sie stets negative Erlebnisse dadruch. Dabei ist sie selber introvertiert und braucht eine Menge Mut um überhaupt zu äussern, dass sie das gefummle an den Haaren usw. nicht mag. Manche Kinder berühren andere Kinder sehr gerne auf nette weise. Zb. nehmen manche Kinder andere Kinder sehr gerne am Händchen und spazieren so durch die Gegend. Sie möchte das manchmal nicht. Sagt das dann, aber die anderen Kinder machen es doch und dann kommt sie an die Grenzen. Sie besucht das Schwimmen und Kampfkunst für 4-6jährige. Sie geht gerne und nach der Lektion ist sie top selbstbewusst. Es hilft ihr augenscheinlich aber leider ist die Lektion nur 1x wöchentlich. Wir selber unterstützen sie insofern, dass wir ihr zeigen wie sie sich mitteilen kann. Wir zeigen ihr mit Handpuppenfiguren verschiedene Situationen auf. Sie hört gut zu. Wir zeigen ihr mit Bilderkärtchengeschichten (soziale) wie sich wer im Moment grad fühlt. Sie muss es uns erklären, wie das andere Kind sich gerade fühlt. Sie hat Mühe damit das zu erklären. Sie muss die Kärtchen in richtiger Reihenfolge legen was ihr gut gelingt. Hätten Sie mir noch weitere Vorschläge wie wir Stärken könnten? Wir sind oft auf Spielplätzen oder in diversen Kindertreffs. Also nicht so, dass wir wenig unter Kindern sind. Sie hätte oft die Möglichkeit sich zu integrieren und auszuprobieren was geschieht. Sie würde nie und nimmer jemandem Schaden oder jemanden Foppen. Sie weiss garnicht was das ist. Sie hat einen jüngeren Bruder (2) und mit ihm ist sie eigentlich sehr kollegial, was man nicht oft von Geschwistern hört. Sie hat Mühe sich gegen ihn durchzusetzen. Wenn er was hat, was er nicht haben soll, dann ist sie überfordert, fängt an zu kreischen wie ein kleines Kind, dann schreit sie nein das ist mir, dann kommt sie zu mir und erklärt weinerlich was los ist und ich soll kommen und ihm das weg nehmen. Ich sage nein: geh zu ihm sprich mit ihm. er versteht dich. Sie geht mit Mühe und Not zu ihm und erklärt, gibt's du mir das, das ist mir. Nach kurzem Zögern gibt er ihr das Ding. Er ist sehr einsichtig für sein Alter. Hätten Sie mir noch weitere Tipps, respektive Therapievorschläge. Bis vor kurzem hat es sie nicht besonders gestört dieses Gruppenproblem und wir dachten, das kommt schon aber es stört sie langsam und wir wollen nicht dass sie das Gefallen an der Vorschule deswegen verliert. Sie kommt gegen ihre Kolleginnen und Kollegen nicht an auch wenn sie versucht zu verhandeln. Die anderen sind stets stärker. Welche Erfahrungen haben sie mit solchen Kindern? Kommt das einfach erst später oder sollte man da mit einer Form Therapieren? Danke für Ihre Antwort.

von iceage9 am 10.03.2014, 11:25



Antwort auf: Wie kann ich meinen verschlossenen Kind helfen?

Liebe iceage9, machen Sie diese Schüchternheit nicht zum alltäglichen Thema. Sprechen Sie einige Wochen mal nicht darüber und versuchen Ihrer Tochter nicht durch Kärtchen etc. näher zu bringen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten kann. Ihre Tochte weiß es grundsätzlich. Ihr sollte der Druck genommen werden, dass alle anderen von ihr erwarten, offener auf andere zuzugehen. Ihre Tochter ist alt genug, um auf Sie als Eltern zuzukommen, wenn Sie Hilfe möchte, z.B. auf dem Spielplatz. Geben Sie Ihrer Tochter etwas Zeit, sich in ihrem eigenen Tempo zu entwickeln. Da sie sich in der Vorschule insofern beteiligt, als dass sie auf Fragen antwortet und auch bei anderen angeleiteten Aktionen wie Schwimmen und Kampfkunst dabei ist, brauchen Sie sich noch keine Sorgen zu machen und Ihre Tochter braucht keine Form der Therapie. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 10.03.2014