Was tun?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Was tun?

Hallo Frau Schuster, im Moment bin ich ein wenig ratlos. Meine sonst so fröhliche Tochter (wird am Samstag ein Jahr) ist im Moment ganz schrecklich drauf. Sie weiß einfach nicht, was sie will. Sie zieht an meiner Hose und vergräbt das Gesicht zwischen meinen Beinen - ich denke sie will auf den Arm - nee, nach 20 sek. Gemecker und sie will wieder runter. Unten angekommen, fängt das Gemecker wieder an. Was ich mache, paßt ihr nicht. Am Laufen kann es nicht liegen, sie läuft schon seit fast 3 Monaten. Sie sabbert viel, aber sie war noch nie so "unmöglich" drauf, wenn sie Zähne bekommen hat. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich sie in letzter Zeit auch ein paar Mal angeschrieen habe, woraufhin sie meistens in Tränen ausbricht und zum Papa (wenn er da ist) läuft. Das macht mich dann noch viel wütender/trauriger. Mama brüllt - Mama ist doof / Papa brüllt nicht - Papa ist super? Ich muß dazu sagen, daß ich aus einem Elternhaus komme, in dem die "Erziehung" mit Schlagen/Nichtbeachten/Mit Verachtung strafen/Anbrüllen und Liebesentzug gestaltet wurde. Ich habe also schnell das Gefühl, daß ich abgelehnt werde. Und wenn meine Tochter dann so drauf ist, wie im Moment, habe ich das Gefühl, daß sie mich nicht mag (und das tut mir dann immer so unheimlich weh, daß ich mich gerade von der nächsten Brücke schmeissen könnte) und reagiere dann (im Moment wieder vermehrt), indem ich sie dann auch nicht auf den Arm nehem will, weil ich "verletzt" bin. Was kann ich denn dagegen tun? Kann ein Kind in dem Alter seine Mutter nicht mögen? Warum ist sie im Moment so drauf? Danke Zoe

Mitglied inaktiv - 14.03.2002, 12:26



Antwort auf: Was tun?

Hallo Zoe In diesem Alter ist die Mutter -ganz gleich, wie sie sich verhält- die vertrauteste und liebenswerteste Bezugsperson für ein Kind, da sie sich -wie auch immer- rund um die Uhr um das Kind kümmert. Wie sich diese Liebe äußert, hängt stark vom Verhalten der Mutter ab, da jedes Kind sich an der Mutter orientiert und sie versucht nachzuahmen -auch die Stimmungen-. Da Sie genau wissen, dass Sie selbst in Ihrem Elternhaus nicht so behandelt wurden, wie Sie es sich gewünscht hätten, sollten Sie in jedem Fall versuchen, nicht in die Fußstapfen Ihrer Eltern zu treten sondern mehr Gelassenheit zeigen und mehr Verständnis für die Individualität und Bedürfnisse Ihrer Tochter aufzubringen. Sie werden sehen, dass Ihre Tochter bald von Ihrer eigenen Fröhlichkeit und Ausgeglichenheit angesteckt wird.- Sehr empfehlen möchte ich Ihnen folgendes Buch, das Sie z.B. bei www.bol.de in Deutschland versandkostenfrei bestellen können: - "Wohlfühlinseln für Mütter", Sabine Seyffert, €14,95. Es beinhaltet schnell umsetzbare Ideen, wie Mamas gut gelaunt und entspannt bleiben -auch an stressigen Erziehungstagen-. Erholsames Wochenende und: bis bald?

von Christiane Schuster am 15.03.2002



Antwort auf: Was tun?

Hallo, seit kurzem kommt meine Tochter auch und gibt mir ein Küßchen oder kuschelt sich für 1 Min an. Ich versuche auch, sie ohne Schläge und Anbrüllen und Liebesentzug etc. zu erziehen, aber manchmal schreie ich sie halt an, weil sie mich auf die Palme bringt. Ich liebe sie aber mehr als alles andere in meinem Leben und möchte, daß sie ein glücklicher, zufriedener Mensch wird (nicht wie ich) und möchte nicht das selbe wie meine Mutter mit ihr falsch machen (sie erzählt immer, daß ich als Kleinkind nicht von ihr hätte umarmt werden wollen, und daß sie mich deswegen auch nicht mehr umarmt hat - meine Geschwister hatten dieses Problem allerdings nicht). Ich halte mich deswegen auch für eine absolute Rabenmutter und denke oft, daß meine Tochter ohne mich besser dran wäre. Entschuldigung, daß es so lang geworden ist und Danke für Tips.

Mitglied inaktiv - 14.03.2002, 14:25



Antwort auf: Was tun?

Hallo, es ist schwer die alten Verhaltensmuster die man von der eigenen Mutter gelernt hat abzulegen. Aber das ist die einzige Chance. Du solltest viel über dich selber und Deine Kindheit nachdenken um Dir der Fehler auch im Detail bewußt zu werden und dann überleg die konkrete Situationen aus dem Alltag mit Deiner Tochter und wie du es wahrscheinlich besser hättest machen können. Ich selber habe drei Erziehungsratgeber gelesen und dabei sehr viel über mich selbst gelernt. Eines kann ich dir nur noch sagen - jedes Kind liebt seine Mutter in diesem Alter abgöttisch - auch ohne knutschen und umarmen. Selbst wenn die Mutter schlägt und säuft und schimpft. Meine Tochter (19 M) will auch nicht kuscheln (finde ich seeehr schade), aber das ist nun mal so. Wir kuscheln beim Zähneputzen und manchmal beim Essen(sie sitzt auf meinem Schoß, ich halte meine Wange an ihre Stirn). Sie genießt meine Hände wenn ich sie nach dem Baden ganzkörperlich einöle. Das wars. Ansonsten werde ich kaum urarmt und wenn dann nur sekundenkurz. Versuch einfach ruhiger zu werden und akzeptiere es wenn Deiner Tochter nach schreien zu mute ist oder wenn sie manchmal einfach nicht weiß was sie will. Sie ist doch noch so klein und weiß sich nicht anders zu helfen und sie ärgert dich garantiert nicht mit Absicht, denn das können sie in dem Alter noch gar nicht wirklich. Allenfalls testet sie ihre Wirkung. Viel Glück Karin

Mitglied inaktiv - 14.03.2002, 19:30



Antwort auf: Was tun?

Liebe Zoe, ich kann Dir eins versichern, jede Phase geht vorbei. Das Schreien das trotzen oder was es auch sei. Nur versuch Deiner Tochter viel Liebe und Verständnis entgegen zu bringen. Vielleicht bekommt sie wirklich Zähne und hinterher hat man ein ganz schlechtes Gewissen wenn man die kleinen Würmer dann ungerecht behandelt hat. Sie können sich außer mit Schreien ja wirklich noch nicht anders äußern. Auch wenn sie schon ein wenig älter sind und gut sprechen können klappt das noch nicht so gut. Geb Deiner Tochter immer das Gefühl das Du sie liebst und vor Allem verstehst denn sie weiß in diesem Moment nicht das sie Dich ärgert, das will sie auch nicht. Auch meine Tochter hat jetzt mit 25 Mon. erst damit angefangen mich zu drücken oder mir zu sagen das sie mich lieb hat. Nur sei nie eifersüchtig denn soweit können die Zwerge nun wirklich nicht denken, das ist anerzogen. Sie versteht auch nicht das Du sie nicht mehr in den Arm nimmst, aus verletzter Eitelkeit, weil sie in diesem Moment zum Papa läuft. Die Mäuschen haben nicht unseren Horizont. Zeig ihr in ihrer "schweren Zeit" das Du sie trotzdem über alles liebst, das hilft mehr als dem Kind zu zeigen das Du beleidigt bist, denn damit kann sie noch gar nichts anfangen. Die nächste Nervenprobe wartet nicht lange auf sich das kann ich Dir versichern, da kann ich Dir nur einen Rat geben - ruhig bleiben in den Arm nehmen (zumindest versuchen wollen sie nicht immer in solchen Momenten) und zeigen wie sehr man sie liebt. Hilft wirklich. Liebe Grüße Mirjam

Mitglied inaktiv - 19.03.2002, 00:19